Dortmund. Durch die IGA 2027 nimmt die Sanierung der Kokerei Hansa noch einmal richtig Fahrt auf. Mehrere Projekte stehen an. Das erste kann kein Besucher übersehen.
Die Restaurierung der Kokerei Hansa zu einer monumentalen Großskulptur läuft seit Jahren. Vieles ist längst saniert, zugänglich, und wieder neu nutzbar gemacht worden – so wie zuletzt das Salzlager als Veranstaltungszentrum. Doch mit der anstehenden IGA nimmt der Umbau des Industriedenkmals jetzt noch einmal zusätzlich Fahrt auf. Fünf große Projekte will die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur mithilfe von Städtebaufördermitteln des Landes auf dem Gelände bis zur Eröffnung der Gartenschau fertigstellen. „Bis dahin werden wir noch 19,8 Millionen Euro verbauen“, erklärt Ursula Mehrfeld, die Vorsitzende der Stiftungs-Geschäftsführung. „Das ist angesichts des engen Zeitplans eine echte Herausforderung.“
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Dennoch habe die Stiftung nicht lange gezögert, als die Anfrage kam, ob die Kokerei nicht bei der Gartenausstellung mitmachen wolle. „Klar wollten wir“, so Mehrfeld. Dabei sei die Teilnahme der Kokerei eine absolute Besonderheit. „Meines Wissens ist die Kokerei Hansa das einzige Gelände in privater Eigentümerschaft, das für eine Gartenschau genutzt wird.“ Eine Tatsache, die die Planung nicht unbedingt erleichtert, schließlich müssen die Vorstellungen von Industriedenkmalstiftung, Stadt und IGA unter einen Hut gebracht werden.
Zugang zum Dortmunder Industriedenkmal wird verlegt
Von all den vielen Ideen, die bis 2027 auf dem Areal der Kokerei verwirklicht werden sollen, stehen einige Projekte unter Federführung der Industriedenkmalstiftung, die seit 1995 Eigentümerin der Kokerei ist. Das erste davon werden die Besucher schon bei der Ankunft zu sehen bekommen. Denn die Kokerei bekommt einen neuen Eingang. Das Magazingebäude ganz im Süden des Geländes wird aus seiner Randlage geholt und bekommt künftig eine sehr zentrale Rolle. Es soll der Zugang zur IGA werden. Kassen, Schließfächer, Infopoint, Sammelstelle: All das ist dort geplant. „Wir könnten uns dort auch einen Shop mit Merchandising vorstellen“, so Mehrfeld. Der neue Haupteingang, mit dem sich die Anlage städtebaulich zum Stadtteil hin öffnet, bleibt auch nach der IGA bestehen.
Projekt Nummer zwei, die Becherwerksbrücke, konnten die Besucher vor einigen Jahren schon in Augenschein nehmen. Sie ist Teil des Erlebnispfads „Natur und Technik“. Über die verglaste Bandbrücke, die einst die Kohle nach oben transportierte, können die Besucher wie auf einer Rampe schräg in die Höhe steigen. In über 30 Metern erreichen sie den Sortenturm, von dort führt dann die Becherwerksbrücke hinüber in den Kohlenturm. Weil der Erlebnispfad im Jahr 2027 dem erwarteten Ansturm von 900.000 IGA-Besuchern standhalten soll, müsse die Statik nun ertüchtigt werden, erklärt Mehrfeld. Bei der Bandbrücke ist das bereits geschehen, jetzt ist der Übergang zwischen den Türmen dran.
Lehrwerkstatt wird zum Aussichtspunkt
Von oben bietet sich ein spektakulärer Blick auf Dortmund und die Kokerei. Barrierefrei sind der diagonale Aufstieg und die Stufen hoch zur Becherwerksbrücke aber mitnichten. „Um einen weiteren Panoramablick zu ermöglichen, werden wir in der ehemaligen Lehrwerkstatt die Glasbausteine im fünften Geschoss wieder durch Stahlsprossen-Fenster ersetzen, die dort auch ursprünglich eingebaut waren“, so Mehrfeld. Auch einen Aufzug soll es dann dort geben. Ein Projekt, auf das sich die Stiftungsgeschäftsführerin besonders freut. „Alle, die nicht so gut zu Fuß sind, werden trotzdem nicht auf die Aussicht verzichten müssen.“
Auch das Laborgebäude, das ebenso wie die Lehrwerkstatt an der sogenannten weißen Straße in unmittelbarer Nähe der Veranstaltungshalle Salzlager liegt, soll dann noch durch eine denkmalgerechte Dach- und Fachsanierung auf die IGA-Nutzung vorbereitet werden.
Eine weitere große Baumaßnahme wird der Umbau des denkmalgeschützten Schalthauses an der Emscherallee zum Jugendzentrum sein. Im Kokereipark nebenan wird die Stadt Dortmund einen neuen Bewegungsgarten angelegen, die Kletterhalle ist auch nur einen Steinwurf entfernt: Diese Kombination könnte für die Kinder und Jugendlichen aus Huckarde sehr reizvoll sein und sie nach Hansa locken. Noch sind die Bauarbeiten nicht angelaufen. „Doch bis Anfang 2027 soll alles fertig sein“, verspricht Mehrfeld.
Industriewaldweg führt zwischen Gleisen über das Kokerei-Gelände
Und dann ist da ja noch der Industriewaldweg. Seit der Stilllegung der Kokerei 1992 hat sich die Natur ihren Raum zurückerobert. Auf Hansa wächst nicht nur ein Birkenwäldchen, sondern auch Pflanzen, die hier eigentlich nicht hingehören. „Sie sind als Samen mit den Importkohlen hergebracht worden.“ Nicht wenige der Pflanzen, die sich hier seit Jahren ungestört entwickeln konnten, stammen aus fernen Ländern – wie etwa das Südafrikanische Geisskraut.
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Das frische Grün wuchert zwischen den Anlagen und bildet einen reizvollen Kontrast zur alten Technik. In diese einzigartige Szenerie sollen die Besucher auf dem Waldweg abtauchen können, der zwischen den ehemaligen Gleisen nach Norden Richtung Kokereipark führen wird.
Auch dieser Weg wird zeigen: Die Kokerei ist ein Paradebeispiel für den Wandel der Region. Und damit für die IGA, meint Stiftungsgeschäftsführerin Ursula Mehrfeld. „Die Menschen werden bei uns wahrnehmen können, welche Transformation hier stattgefunden hat.“ Die IGA sei eine große Chance, dieses „großartige Stück Industriegeschichte“ erfahrbar zu machen. „Und dazu werden wir das Denkmal zum Strahlen bringen.“
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