Dortmund. Dürfen Anwohner die Parkplätze von Supermärkten bald über Nacht nutzen? Das sagen Edeka, Rewe, Aldi, und Co. zu den Plänen in Dortmund.

Viele Dortmunder kennen das nur zu gut: Als parkplatzsuchende Autofahrer kurven sie entnervt umher, als Fußgänger oder Radfahrer leiden sie unter ebenjenen Autofahrern, die sich kaum auf die Straße konzentrieren. Um zugeparkte Nachbarschaften zu entlasten, schlagen die Grünen die Öffnung privater Parkplätze für Anwohner vor. Insbesondere Supermärkte haben sie dabei im Blick – ein Schritt, der in Düsseldorf bereits gegangen wurde. Nachfragen der Redaktion haben ergeben: Nicht alle Supermarktketten stehen dem offen gegenüber.

An dem Projekt in Düsseldorf beteiligen sich bislang Lidl und Aldi-Süd. Die Stadt strebt zudem eine Zusammenarbeit mit Penny und Netto an. Aktuell stehen dadurch 190 zusätzliche Parkflächen zur Verfügung, irgendwann sollen es 1000 sein. Das digitale Bezahlsystem stellt der Dienstleister Ampido zur Verfügung. Ampido vermietet auch in der Dortmunder Nordstadt bereits Parkplätze per App.

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Nicht alle Supermarkt-Ketten wollen Anwohner auf ihren Parkplätzen

Die Parkplätze sind für eine Nachtmiete von vier Euro und eine Monatsmiete von 30 Euro zu haben. Ab 18 Uhr ist Anwohnern das Parken erlaubt. Morgens zwischen 6 und 8.30 Uhr, je nach Öffnungszeit des Marktes, müssen ihre Autos verschwunden sein.

Auf Parkplätzen von Lidl und Aldi in Düsseldorf regelt der Dienstleister Ampido die Vermietung an Anwohner.
Auf Parkplätzen von Lidl und Aldi in Düsseldorf regelt der Dienstleister Ampido die Vermietung an Anwohner. © NRZ | Wappner

Können sich die Supermärkte das auch in Dortmund vorstellen? Der Marken-Discounter Lidl betrachtet das Projekt in Düsseldorf zunächst als Test. An erster Stelle stehe die Kundenzufriedenheit, dazu gehöre auch ausreichend Parkraum. Nur sehr vage erklärt eine Sprecherin: „Im Rahmen unserer Filialentwicklungen denken wir grundsätzlich das Thema Mobilität mit und prüfen, welche Konzepte für den jeweiligen Standort umgesetzt werden können.“

Netto zeigt sich gegenüber der Vermietung seiner Parkflächen grundsätzlich offen. Man befasse sich bereits damit, heißt es auf Nachfrage: „Wir erarbeiten aktuell ein Konzept für eine mögliche Parkplatzanmietung für Anwohnende außerhalb unserer Filial-Öffnungszeiten.“ Aufgrund des frühen Planungsstatus könne man aktuell aber noch keine weiteren Details nennen.

Bei Rewe und Edeka entscheiden die lokalen Händler selbst

Eher wenig Interesse an dem Modell besteht bei einem anderen Discounter: „Eine externe Vermietung von Parkplätzen ist derzeit nicht vorgesehen“, betont Aldi-Nord auf einer Info-Seite. Die Parkplätze der Märkte befänden sich ohnehin nur teilweise im Eigentum des Unternehmens. „Daneben gibt es auch gemeinsam genutzte Parkplätze mit anderen Händlern, auf denen andere Regeln gelten könnten. Diese sind entsprechend ausgeschildert.“

Edeka Paschmann in Düsseldorf vermietet Stellplätze in Eigeninitiative.
Edeka Paschmann in Düsseldorf vermietet Stellplätze in Eigeninitiative. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Beim Rewe-Konzern, zu dem auch der Discounter Penny gehört, ist man ebenfalls skeptisch. Rewe und Penny seien in den meisten Fällen nur Mieter der Parkflächen. „Die Nutzung ist somit vertraglich geregelt“, teilt eine Sprecherin mit, „eine Vermietung des Parkplatzes an Anwohnende ist in der Regel mit diesen Rahmenbedingungen nicht vereinbar“. Zudem seien viele rechtliche Fragen zu klären, etwa nach der Verkehrssicherheit außerhalb der Öffnungszeiten. „Insofern dürften solche Kooperationen wie in Düsseldorf auch zukünftig eher Einzelfälle bleiben.“

Für solche Einzelfälle müsste die Stadt wohl mit den Händlern vor Ort ins Gespräch kommen. Denn anders als die Discounter sind Rewe-Märkte genossenschaftlich strukturiert – die selbstständigen Kaufleute haben dadurch deutlich mehr Entscheidungsfreiheiten.

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Edeka-Händler vermietet Parkplätze in Eigeninitiative

Gleiches gilt für Deutschlands größten Lebensmitteleinzelhändler Edeka. Eine pauschale Aussage könne man deshalb nicht treffen, erklärt eine Sprecherin. Sie verweist jedoch auf ein Beispiel – ebenfalls aus Düsseldorf, wo Edeka-Händler Falk Paschmann das Anwohnerparken in Eigeninitiative anbiete. „Grundsätzlich können wir uns das Konzept auch an weiteren Standorten vorstellen“, so die Sprecherin. Aufgrund der genossenschaftlichen Struktur müsse dies jedoch individuell von Standort zu Standort bewertet werden.

Ob sich die Stadt Dortmund um das Anwohnerparken auf privaten Parkplätzen bemühen soll, darüber entscheidet der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen. Der Antrag der Grünen steht auf der Tagesordnung für die Sitzung am 11. September.

(mit wapp)