Dortmund. In Dortmund gelten in vier „Schulstraßen“ befristete Fahrverbote. Zum Schulstart gibt es Lob für die Maßnahme. Doch nicht alle Eltern halten sich daran.
Das Aufgebot der Polizei ist eigentlich nicht zu übersehen. Gut ein halbes Dutzend Beamte mit gelben Warnwesten stehen vor dem Schulzentrum in der Dortmunder Gartenstadt. Doch davon völlig unbeirrt biegen gleich mehrere Elterntaxis am ersten Schultag in die gesperrte Strohnstraße ein, ignorieren dabei sowohl Polizei als auch das Durchfahrt-Verboten-Schild am Eingang. Das kommt sie teuer zu stehen.
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Die Strohnstraße ist eine der vier neuen „Schulstraßen“, die vor und nach dem Unterricht für eine kurze Zeit gesperrt werden, um das Verkehrs-Chaos durch Elterntaxis einzudämmen und den Schulweg für die Kinder sicherer zu machen. Die eigentlich idyllische Straße in der Dortmunder Gartenstadt ist bei dem auf zunächst sechs Monate befristeten Pilotprojekt nicht wegen des vielen Verkehrs ausgewählt worden. Auf der einen Seite liegen Schrebergärten, auf der anderen die Gesamtschule und die Kerschensteiner Grundschule. Anwohner, die während der Sperrzeiten nicht zu ihren Häusern fahren könnten, gibt‘s hier keine, zumindest deren Zorn müssen die Beamten also nicht fürchten.
Dortmunder Polizei bekommt viel Lob für die Aktion
Und auch sonst gibt es um halb acht zunächst einmal ganz viel Lob für die Aktion. „Danke, danke, danke“, ruft eine junge Mutter auf einem Lastenrad den Beamten im Vorüberfahren zu. Es sei wirklich Zeit gewesen, dass sich in der Strohnstraße etwas tut. „Hier gibt es vor Schulbeginn doch dauernd gefährliche Situationen, weil die Autos alles zuparken“, sagt sie.
Das bestätigt auch Polizeisprecher Peter Bandermann. Die Straße sei von der Stadt ausgewählt worden, weil sie sehr schmal sei. Die Autos würden die Gehwege zunächst komplett zuparken und dann häufig über die Wiese wenden. „Das ist das eigentlich Gefährliche“, sagt er. Denn dabei könnten die Kinder rasch übersehen werden. „Und die Schüler verlieren auch den Überblick über die Situation.“
Hol- und Bringzone wurde in der Nähe ausgeschildert
Weitere Passanten bekunden Zustimmung für die Sperrung. Lange überfällig sei die gewesen, sagt eine Mutter, die ihren Zweitklässler zur Schule begleitet. Aber bei weitem nicht genug, um den Schulweg wirklich sicherer zu machen. „Wir brauchen auch einen Zebrastreifen.“ Der solle in diesem Schuljahr in der Schulpflegschaft offiziell beantragt werden.
Die Mehrheit der Eltern hätten für die Einrichtung der „Schulstraße“ gestimmt, sagt Christian Willing, der Leiter der Kerschensteiner-Grundschule. „Wir stehen da voll hinter.“ Schließlich kämen rund 200 der 340 Kinder zu Fuß zur Schule, etwa weitere 70 mit Rad oder Roller. „Für die bringt das viel Sicherheit.“ Dennoch ist Willing nicht 100-prozentig glücklich mit der Lösung. „Wir hatten angeregt, dass die Joseph-Cremer-Straße auf der anderen Seite der Schule ausgewählt wird.“
Nachdem sich zunächst alle ans Verbot zu halten scheinen, fahren etwa um 20 vor acht doch die ersten Wagen in die „Schulstraße“ ein – fast alles Eltern mit Kindern, die dem Grundschulalter längst entwachsen sind. Ja, von der Sperrung habe er gehört, sagt ein Vater. „Aber ich dachte, die sei in der Joseph-Cremer-Straße. Da ist es doch viel enger.“ Das Durchfahrt-Verboten-Schild will auch eine andere Frau nicht gesehen haben. Am folgenden Knöllchen ändert das indes nichts: 50 Euro kostet der Verstoß.
Fünf Knöllchen wurden in der Dortmunder Gartenstadt ausgestellt
Fünf Mal kassiert die Polizei an diesem Morgen – und das in knapp 20 Minuten. Könnte man es übergangsweise nicht bei einer Verwarnung belassen? Die Polizei winkt ab. Die Übergangsfrist sei längst abgelaufen. „Die Schilder stehen hier schon seit sechs Wochen.“ Die Ertappten diskutieren aber ohnehin nicht, sondern zeigen sich einsichtig. Zumindest größtenteils: „Darf ich mein Kind denn jetzt eben schnell wegbringen?“, fragt eine gestresste Mutter, während sie auf den Zahlbeleg wartet.
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Kurz vor acht Uhr gibt es dann doch noch ein bisschen Unmut. „Leute, Leute“, schimpft Robert Fuchs, der zur Schule geht, in Richtung der Polizei und schüttelt seinen Kopf. Auf dem Rückweg sprechen die Beamten ihn an. Wie viel denn in dieser Straße in der Vergangenheit passiert ist, will er wissen. Er bringe seine Kinder seit acht Jahren hier zur Schule. „Und mir ist kein Vorfall zu Ohren gekommen.“
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Die Schulstraße soll dabei helfen, dass es auch in Zukunft so bleibt. „Weniger Autos auf den Schulwegen bedeuten mehr Sicherheit“, erklärt Polizeisprecher Bandermann. Dass die Maßnahme greife, sei schon am ersten Tag zu sehen. „Die allermeisten Autofahrer haben sich an das Durchfahrtsverbot gehalten und das Verkehrs-Chaos in der Strohnstraße ist heute ausgeblieben.“
Entspannter Nachmittag an Schulstraße in Dortmund-Barop
Ein Verkehrs-Chaos ist auch nachmittags an der Ostenberg-Grundschule nicht zu beobachten. In der Straße An der Margarethenkapelle gilt das Fahrverbot von allen vier Dortmunder Schulstraßen am längsten – nämlich täglich von 14.45 Uhr bis 16.15 Uhr, wenn Kinder nach Schulschluss abgeholt werden.
Am Mittwoch steht ein einzelner Polizist am Eingang der Straße, die wie die Strohnstraße sehr schmal ist und entsprechend wenig Platz zum Wenden bietet. Viel Arbeit hat der Beamte zumindest in der ersten halben Stunde der Sperrzeit nicht. Statt unwissende Elterntaxis zurechtzuweisen, beantwortet er die Fragen einer noch etwas unsicheren Anwohnerin.
Die rund ein Dutzend Anwohner der Margarethenkapelle haben Ausnahmegenehmigungen erhalten – wobei die Stadt die Ausnahme betont. Doch die Situation der Anwohner gilt hier tatsächlich als besonders schwierig, denn in der näheren Umgebung gibt es keine Parkmöglichkeiten, auf die sie im Sperrzeitraum ausweichen könnten. (mit cst)