Dortmund. Ende Juni rast ein 19-Jähriger in Dortmund-Eving über Rot, erfasst zwei Kinder, ein Junge stirbt. Jetzt liegen die Ergebnisse seiner Blutprobe vor.
Nach dem schrecklichen Unfall in Eving hatte sich der BMW-Fahrer zunächst in die Türkei abgesetzt, stellte sich am 12. August aber den Dortmunder Strafverfolgungsbehörden. Seither sitzt er in U-Haft. Lange war unklar, ob Rauschmittel eine Rolle bei der fatalen Fahrt gespielt haben.
Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte Oberstaatsanwalt Carsten Dombert: „Es sind keinerlei Hinweise auf Alkohol- und THC-Konsum gefunden worden“. Auch Kokain und Amphetamine habe man nicht in der kurz nach dem Unglück entnommenen Blutprobe entdeckt. Aber: „Es gibt Hinweise auf einen Konsum von HHC“, so Dombert.
Dortmunder hatte Cannabinoid im Blut
Hexahydrocannabinol (HHC) ist ein halbsynthetisches Cannabinoid und hat eine ähnliche Wirkung wie Cannabis. Bis zum Inkrafttreten des deutschlandweiten Verkaufsverbots am 27. Juni 2024 war es in vielen Kiosks völlig legal erhältlich – oft in Form von Gummibärchen, Keksen oder sogenannten „Vapes“. Deshalb gibt es bis dato auch noch keinen HHC-Grenzwert, der beim Führen eines Fahrzeugs nicht überschritten werden darf. Wie die Spuren im Blut des BMW-Fahrers gewertet werden, müsse man laut Dombert im Strafverfahren eruieren.
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BMW rammte zwei Kinder an Ampel in Dortmund-Eving
Rückblick: Am 30. Juni gingen ein Junge (11) und seine 15-jährige Schwester gegen 21 Uhr bei Grün über die Ampel auf Höhe des Media Marktes an der Evinger Straße. Der 3er-BMW rammte die Kinder auf der Fahrbahn und kam erst 200 Meter weiter zum Stehen. Der Elfjährige wurde 15 Meter weit geschleudert und erlitt schwerste Kopfverletzungen, denen er am 2. Juli erlag. Seine Schwester wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.
Die Ermittlungen ergaben, dass der Fahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen war und das Rotlicht der Ampel missachtet hatte.
Laut Staatsanwaltschaft wurde bereits am Todestag des Jungen ein Haftbefehl wegen Verdunklungsgefahr beantragt, um den Fahrer davon abzuhalten, auf Zeugen einzuwirken. Denn noch am Tatort habe der 19-Jährige auf Augenzeugen eingeredet, auch von Drohungen war die Rede. Der Unfallfahrer habe erreichen wollen, dass Zeugen aussagen, es habe jemand anderes am Steuer gesessen.
Unfallfahrer kehrt aus der Türkei zurück, meldet sich aber nicht
Das Amtsgericht hatte den Haftbefehl jedoch zunächst abgelehnt. Grund für diese Entscheidung war wohl die zunächst nicht mehr gegebene Verdunklungsgefahr – die hatte sich nach der zweifelsfreien Identifizierung des Fahrers in einem Video erübrigt. Weil aus dem Umfeld des Fahrers der Hinweis gekommen sei, dieser plane, sich ins Ausland abzusetzen, reichte die Staatsanwaltschaft Beschwerde ein.
Das Landgericht bestätigte den Haftbefehl dann am 5. Juli. Zu spät, wie sich herausstellte: Der 19-Jährige konnte am 4. Juli am Dortmunder Flughafen ungehindert einen Flug in die Türkei antreten. Der Anwalt des jungen Mannes teilte der Staatsanwaltschaft daraufhin mit, dass sein Mandant lediglich auf einer Urlaubsreise sei, von der er am 7. August zurückkehren werde.
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Spätes Geständnis
Doch fast eine weitere Woche lang hörten die Dortmunder Strafverfolgungsbehörden nichts von ihm. Erst am 12. August erschien der Dortmunder in Begleitung seines Anwalts bei der Staatsanwaltschaft. Oberstaatsanwalt Carsten Dombert erklärte auf Nachfrage, der junge Mann habe vor dem Richter ein Geständnis abgelegt: „Er hat zugegeben, dass die Ampel für die Kinder auf Grün und für ihn auf Rot stand, und dass er selbst den Wagen gefahren ist“, so Dombert.
Warum dauerte es nun ganze fünf weitere Tage, bis sich der BMW-Fahrer nach der angekündigten Rückkehr aus der Türkei stellte? „Angeblich hatte sein Verteidiger vorher keine Zeit“, so die Auskunft von Staatsanwalt Dombert. Der 19-Jährige befindet sich nun in Untersuchungshaft.