Dortmund. Die Spanische Wegschnecke hat sich massiv verbreitet und frisst alles kahl. Das raten Dortmunder Gärtner im Kampf gegen die Schnecken-Invasion.

Sie sind überall. Kaum ist die Sonne untergegangen, kriechen sie über Wege und Beete. Mit jedem Gewitterguss scheinen sie sich zu vermehren und kein Blatt im Garten ist vor ihnen sicher. Ist es eine echte Plage? Ja, sagt Brigitte Bornmann-Lemm vom Stadtverband des Naturschutzbundes (Nabu). „Es ist extrem. Die Nacktschnecken haben sich massiv vermehrt.“

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Die Ursachen dafür sind schnell erklärt: Einerseits lieben sie die feuchte Witterung der letzten Monate, das perfekte Klima für Schnecken, um sich zu vermehren. Andererseits hat die Natur sie so geschaffen, dass kaum ein anderes Tier an sie ranwill. „Die sogenannte Spanische Wegschnecke hat praktisch keine Fressfeinde“, weiß die Expertin. Vögeln schmeckten Schnecken meist nicht, und selbst Igeln sei das klebrige Kriechtier zu schleimig. „Deshalb muss der Menschen den Fressfeind ersetzen.“

Auch Dortmunds Kleingärtner wollen den Nacktschnecken an den Kragen

Aber wie nur? „Einsammeln, töten, wegschmeißen“, sagt die Nabu-Vertreterin kurz und bündig, wohl wissend, dass sie sich damit nicht überall Freunde machen wird. Doch es gebe einfach keine Alternative, wenn man die Tiere auf ein erträgliches Maß reduzieren wolle. Denn die „Arion lusitanicus“, die Spanische Wegschnecke, ist nun einmal ein echtes Problem. Sie gilt inzwischen als die häufigste Schneckenart in Deutschland und wird auf der Liste der 100 Tier- und Pflanzenarten geführt, die europaweit den größten negativen Einfluss auf biologische Vielfalt, Wirtschaft und Gesundheit haben.

Die Schnecken machen vor nichts Halt. Und junges Gemüse lieben sie ganz besonders.
Die Schnecken machen vor nichts Halt. Und junges Gemüse lieben sie ganz besonders. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Und deshalb wollen auch Dortmunds Kleingärtner den gefräßigen Nacktschnecken an den Kragen, die jedes Beet bevölkern. „Das geht dieses Jahr in die Hunderte“, klagt der Stadtverbandsvorsitzende Günter Mohr. „Es ist zweifellos das Jahr der Schnecken“, ergänzt seine Kollegin, Verbandsfachberaterin Kerstin Michel. Man könne nur absammeln, absammeln, absammeln. „Die fressen sonst alles weg.“

Kahlfraß auch auf Dortmunds Friedhöfen

Die Aussage, es gebe Pflanzen, die Schnecken links liegen lassen, kann Michel nicht bestätigen. „Die gehen überall dran, auch an Zwiebeln und kriechen sogar Bäume hoch. Es sind einfach zu viele.“ Und die Schnecken belassen es nicht beim Gemüse, auch Blumen sind vor ihnen nicht sicher. Egal, wie sie duften. Deshalb haben auch Dortmunds Friedhofsgärtner keinen Tipp, was man noch pflanzen könnte, damit auf dem Grab nicht nur abgefressene Stängel übrigbleiben. „Ob Begonien oder Euphorbien – die fressen alles“, heißt es auf Nachfrage bei der Genossenschaft.

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Viele Friedhofsgärtner setzen daher auf eine Bekämpfung mit Schneckenkorn. Allerdings sollte man dabei nicht das mit dem Wirkstoff Metaldehyd nehmen, raten die Experten, denn das sei auch für andere Tiere giftig. Besser sei ein Mittel mit Eisen(III)-phosphat. Aber letztlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss. „Gegen die Plage hat in diesem Jahr auch Schneckenkorn nicht wirklich geholfen.“

So wirksam sind die verschiedenen Schnecken-Abwehr-Hilfen

Und was ist mit Bierfallen? Einige Kleingärtner schwören darauf, Nabu-Frau Brigitte Bornmann-Lemm rät aber ab. „Damit locken Sie die Schnecken extra an – und zwar auch die aus den Nachbargärten.“ Dann vielleicht Kupferschienen? „Hab ich ausprobiert, da sind sie auch drüber gekrochen.“ Mehr Aussicht auf Erfolg habe da schon der Einsatz von gewinkelten Schneckenzäunen oder Schneckenkragen. „Die halten die Tiere tatsächlich etwas zurück, aber letztlich können sie auch die überwinden.“

Schneckenkragen können einen Teil der Tiere abhalten. Aber auch nicht alle.
Schneckenkragen können einen Teil der Tiere abhalten. Aber auch nicht alle. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Es bleibt also dabei: Eigentlich hilft nur das mühsame Absammeln. Aber wohin dann mit den fiesen Fundstücken? Laufenten könne man die Schnecken zum Fraß vorwerfen, weiß Kleingärtnerin Michel. „Aber wer hat schon Laufenten – und dann noch so viele?“ Die lebenden Schnecken in die wilde Wiese nebenan zu werfen, sei aber auch keine gute Idee. „Aus den Eiern von einem Exemplar werden 200 neue.“ Und die richten dann im nächsten Jahr noch mehr Schaden an.

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Wer die Nacktschnecken reduzieren will, dem bleibt also letztlich keine Alternative: Sie müssen getötet werden. Aber wie? Auf Schneckenkorn setzt wie die Friedhofsgärtner auch mancher Schrebergärtner auf seiner Parzelle. Nabu-Expertin Bornmann-Lemm wählt eine andere Methode. Sie schneidet die Schnecken durch. Ungern. Aber alles andere – Essig, kochendes Wasser oder Salz – sei eine noch größere Quälerei für die Tiere. Und was sagt sie zum Schneckenkorn? „Nein, auf keinen Fall. In meinen Garten kommt kein Gift.“