Dortmund. Die Pacht für Kleingärten soll deutlich teurer werden. Einige Vereine werfen dem zuständigen Stadtverband vor, so eigene Finanzlücken zu decken.

Die Pacht für Kleingärten in Dortmund soll bald deutlich teurer werden, um fast 50 Prozent von derzeit 30 auf 44 Cent pro Quadratmeter Gartenfläche pro Jahr. Das stellt der Stadtverband der Dortmunder Gartenvereine im April zur Abstimmung. Eine Handvoll Vereine geht jetzt dagegen an. Zur Abstimmung an diesem Freitag, 12. April, rufen die Kritiker der Pacht-Pläne zu einer Demo auf.

„Es ist ein historisches Ereignis“, glaubt Shaban Idrizi, Vorsitzender des Kleingartenvereins Hafenwiese e.V.: „Noch nie gab es eine Protestaktion von Kleingärtnern in Deutschland.“ Um 17 Uhr soll es so weit sein: Vor dem „Pulsschlag Bürgerhaus“ am Vogelpothsweg 15 im Stadtteil Dorstfeld wollen sich die Gegner der geplanten Pacht-Erhöhung versammeln - wenn der Stadtverband der Dortmunder Gartenvereine die von ihm veranlasste Pacht-Erhöhung zur Abstimmung stellt. Laut Idrizi werden etwa 150 Teilnehmer beim Protest erwartet.

„Diese massive Erhöhung ist für Kleingärtner in Dortmund sozial unverträglich“, kritisiert Shaban Idrizi, Vorsitzender von Dortmunds größter Kleingartenanlage. Seit 20 Jahren ist die Pacht in Dortmund nicht mehr erhöht worden. Sie anzuheben, halte man zwar insgesamt für „angemessen“, sagt Idrizi,2 „aber bitte in Stufen bis 2031. Es gibt in Dortmund viele, die bedingt durch Renten, Niedriglohnarbeit und hohe Inflation damit kämpfen, ihre Gärten zu halten“, sagt Idrizi. Da könnten auch die veranschlagten durchschnittlich 56 Euro Pachtanstieg pro Jahr und Garten für manche schwierig sein, meint Idrizi.

Pacht für Kleingärten in Dortmund soll teurer werden

119 Kleingartenvereine gibt es in Dortmund mit insgesamt 8200 Gärten und 13.100 Mitgliedern. Fünf Vereine wehren sich gegen die geplante Pacht-Erhöhung. Der Stadtverband sieht seinen Vorschlag gut begründet. Er fußt auf einem Gutachten privater Pachtgeber, die ihrerseits die Pacht inzwischen erhöht hätten. Der Großteil der Kleingärten in Dortmund sei indes auf städtischem Grund. Angesichts steigender Preise und Kosten sieht sich aber auch der zuständige Stadtverband zur „Anpassung“ genötigt, erklärt Vorstand Günter Mohr auf Anfrage.

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Gebe es mehr Pacht-Einnahmen, könnte endlich auch mehr Geld an die Vereine abgeführt werden, etwa um dort Anpflanzungen und Pflegemaßnahmen zu fördern, wirbt Mohr. Bisher würden insgesamt 630.000 Euro im Jahr verteilt, künftig sollen es 924.000 Euro sein.

Kritik an Stadtverband der Gartenvereine: Verwaltungssitz zum „Palast“ ausgebaut

Wie viel der Stadtverband für eigene Ausgaben behält, kann Mohr nicht sagen. Dass der Verband jedoch die Pacht vor allem erhöhen wolle, um eigene Finanzierungslücken zu decken, wie die Kritiker behaupten, weist Mohr von sich. So halten die Kritiker dem Stadtverband vor, sein „Haus der Gartenvereine“ in der Akazienstraße sei zu einem „Palast“ veredelt, weil man während der Corona-Pandemie dort u.a. einen Wintergarten habe anbauen lassen, über dessen Kosten man auch auf Nachfrage nichts verrate. Zudem unterhalte man zwei E-Autos, habe sich mit einer PV-Anlage auf dem Dach ausgestattet und plane die Umrüstung der Heizung auf Erdwärme.

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Auch, dass der Verband, wie Idrizi wettert, bei der Tagesordnung „trickse“, weist Mohr zurück: Die Baumaßnahmen am Stadtverbands-Sitz dienten dem Werterhalt des Gebäudes, die beiden E-Autos seien geleast und würden als Dienstfahrzeuge der Mitarbeitenden eingesetzt, die auch in Vereinen vor Ort unterwegs seien. Und dass der Gegenvorschlag der stufenweisen Pacht-Erhöhung als eigener Tagesordnungspunkt zur Abstimmung gestellt werde, liege an „Fehlern“ dieses Antrags, sagt Mohr. Zudem wäre eine Pacht-Streckung bis 2031, wie von den Antragstellern vorgesehen, fern jeder Realität, meint Mohr: „Ich weiß doch nicht, wie teuer in sieben Jahren alles wird.“

Kritiker der Pacht-Erhöhung planen Demo am 12. April

Als Konzession an die Kritiker stellt Mohr indes in Aussicht, die Pachthöhe künftig alle vier Jahre per Gutachten zu ermitteln. Sollte es günstiger werden, könnte man sie dann ja zeitnah senken, sagt Mohr, „auch wenn ich mir eine solche Preisentwicklung nicht vorstellen kann.“

>> Hintergrund: Der Stadtverband der Gartenvereine bündelt die Interessen der Gartenvereine in Dortmund gegenüber Stadtverwaltung, Politik und anderen Organisationen, etwa den Dortmunder Stadtwerken. Er ist veranwortlich für die Pflege von insgesamt 4,2 Millionen Quadratmeter Fläche in Kleingartenanlagen und verwaltet knapp 1800 Parzellen Grabeland mit zusammen etwa mehr als 720.000 Quadratmetern Fläche in der Stadt. Der Vorstand steht alle vier Jahre zur Wahl.

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(dae)