Dortmund. Die Facebook-Gruppe „Mein kulinarisches Dortmund“ hat die 20.000-Mitglieder-Marke geknackt. Was macht ihren Erfolg aus?
Der neue Italiener auf der Kaiserstraße, das schicke Fischlokal in Aplerbeck oder das erste Restaurant an der Hafen-Promenade: Wer wissen will, wo es in der Stadt was Gutes auf die Gabel gibt, der ist bei „Mein kulinarisches Dortmund“ goldrichtig. Denn in dieser Facebook-Gruppe wird ganz genau verfolgt, was sich zwischen Berghofen und Brechten gastronomisch so alles tut. Die Community ist sehr aktiv. Und riesig: In der letzten Woche hat die Gruppe die Zahl von 20.000 Mitgliedern geknackt – damit dürfte sie wohl eine der größten Facebook-Gruppen der Stadt sein.
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Silke Albrecht kann den Erfolg noch gar nicht fassen. Vor gut acht Jahren hat sie die Gruppe gegründet, nach einem schönen Abend im L‘Arrivée. „Ich wollte einfach wissen, wo man abseits von meinen Stammlokalen in Dortmund sonst noch gut essen gehen kann“, erzählt die 53-Jährige. Sieben Freunde lud sie am 23. September 2015 dazu ein, künftig öfter mal ihr Essen zu posten. Das erste Mitglied, Yvonne Wilken, klickte noch am gleichen Abend auf „Bestätigen“.
Dortmunderin versteht sich als Mittler zwischen Gast und Wirt
Inzwischen werden nicht selten mehr als ein Dutzend Beiträge pro Tag gepostet. Es geht um Sternelokale ebenso wie um Pommesbuden, buchstäblich für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei. Tolle Teller, leckere Menüs aber auch unschöne Erfahrungen werden mit den anderen Nutzern geteilt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.
Die Dortmunderin, die viele Posts auch selbst kommentiert, versteht sich daher eher als Mittler zwischen Gast und Gastronomen. „Ich sehe mich eher als Dolmetscher“, sagt sie. Mal müsse der Wirt ein wenig für die Belange der Gäste sensibilisiert werden, mal der Gast für die Zwänge in der Gastronomie. Silke Albrecht ist dazu in der Lage, denn sie kennt beide Seiten.
Dortmunderin hat zehn Jahre lang in einer Eisdiele gearbeitet
Zehn Jahre lang hat sie zusammen mit ihrem damaligen Mann die Eisdiele Losego an der Rheinischen Straße betrieben. Dabei hatte sie der Gastronomie nach der Schulzeit eigentlich ausdrücklich abgeschworen. „Meine Eltern hatten eine Hotelpension an der Nordsee, als Kind fand ich das schrecklich“, sagt sie. Sie machte lieber eine Ausbildung zur Rechtsanwalts-Fachangestellten, leitete mit 29 Jahren bereits ein Notariat. „Aber dann wollte ich doch noch mal was anderes machen und hab mich zur Eisverkäuferin ausbilden lassen“, sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Finanziell war das nicht meine klügste Entscheidung.“
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Längst ist die 53-Jährige wieder zurück bei der Juristerei. Doch die Zeit in der Eisdiele habe sie und ihren Blick auf die Gastronomie sehr geprägt. „Ich weiß jetzt, was für ein harter Job das ist.“ Blitzschnell müsse man sich auf sein Gegenüber einstellen können, „egal ob Müllwerker oder Professor. Und ich weiß auch: Es gibt so schlimme Gäste“.
Gruppen-Gründerin schreibt für Gastro-Magazine
Der Einsatz von Silke Albrecht für die Dortmunder Gastro-Szene ist nicht unbemerkt geblieben. Inzwischen schreibt die 53-Jährige, die selbst gern und oft essen geht – „mindestens dreimal pro Woche“ – nicht nur für zwei Gastromagazine, sie sitzt auch in der Jury der „Geschmackstalente“, einem Wettbewerb der Wirtschaftsförderung für neue gastronomische Ideen.
Ihren größten Erfolg verbucht Silke Albrecht aber ganz woanders. „Ich glaube, dass Dortmund inzwischen nicht mehr als kulinarische Wüste wahrgenommen wird - und ich denke, dass die Gruppe auch beigetragen hat.“
Das sind die Lieblingslokale der Dortmunderin
Auch ihr ursprüngliches Ziel hat die rührige Dortmunderin längst erreicht. Sie kennt nun hunderte von Restaurants in der Stadt, entdeckt durch die Gruppe immer wieder neue. „Das ,Sumack‘ in Berghofen oder das ,Kavkaz‘ in Brackel mit seinem kaukasischen Büfett hätte ich sonst nie gefunden.“
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Und was sind die Lieblingslokale der Gastro-Expertin? Silke Albrecht muss lange überlegen. „Ach, da gibt es so viele.“ Aber schließlich nennt sie doch ein paar ihrer Favoriten. „Das ,Emil‘ mit seiner tollen Location und dem guten Essen gehört sicher dazu.“ So wie das „Jia“, das „Labsal“ und die „Taverne Epsilon“. „Ach, und der ,Grüne Salon‘ am Nordmarkt natürlich“, schwärmt Silke Albrecht. „Es ist einfach toll, was die jungen Frauen da geschaffen haben.“