Balve. Spannung bei der Wahl des Vorstandes der Schützenbruderschaft. Kontroverse Diskussionen. Ein neues Event in der Balver Höhle in Planung.

Mit Spannung wurde die Wahl des geschäftsführenden Vorstandes der Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve erwartet. Im Vorfeld der Generalversammlung wurde in der Stadt offen darüber spekuliert, ob der Verein seiner Führungsriege das Vertrauen entziehen werde. Dass diese auch mit Gegenwind gerechnet hatte, wurde am Samstagabend in der Aula der Realschule deutlich.

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Dechant Präses Andreas Schulte setzte zu Beginn der Generalversammlung ein erstes Ausrufezeichen. Nach den obligatorischen Grußworten des 1. Vorsitzenden, Christoph Rapp, und des amtierenden Schützenkönigs, Thomas Fischer, bemühte Schulte „Die drei Siebe des Sokrates“. Man konnte es als Mahnung an die Versammelten verstehen, als er sagte „Worte können scharf sein wie eine Messerklinge. Sie verletzen und verursachen oftmals großen Schaden.“

Kontroverse Diskussion

Durchaus kontrovers, aber stets fair wurde dann auch der Antrag der 4. Kompanie auf eine Änderung des Paragrafen 15 der Satzung diskutiert. Inhalt des Antrages: Jedes Vorstandsmitglied ist einzeln und in schriftlicher Wahl zu wählen. Da dieses Vorgehen auf Antrag der Versammlung und Zustimmung eines Drittels der anwesenden Mitglieder auch in der aktuellen Fassung des Paragrafen 15 jederzeit möglich ist, wurde die Satzungsänderung abgelehnt.

Antrag auf geheime Wahl

Für die 3. Kompanie stellte in der Folge Adjutant Lutz Errulat den Antrag, an diesem Abend alle zu Wählenden mit Ausnahme des Kassenprüfers in geheimer Wahl zu bestimmen. Die Ein-Drittel-Mehrheit der 160 anwesenden Mitglieder wurde deutlich erreicht.

Kein Gegenkandidat

Zuerst füllten die Stimmberechtigten den Wahlzettel für den zur Wiederwahl antretenden 1. Vorsitzenden Christoph Rapp aus. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Rapp, seit acht Jahren Brudermeister bei St. Sebastian, gab in seiner Bewerbung offen zu, dass er sich in der Vergangenheit nicht nur Freunde gemacht hätte. Nach reiflicher Überlegung hätte er sich jedoch entschlossen wieder anzutreten.

Mit Spannung erwartetes Ergebnis

Das mit Spannung erwartete Ergebnis verkündete Hermann Hering: von 155 abgegebenen Stimmen sprachen sich 88 für Rapp aus, 54 gegen ihn, 12 Mitglieder enthielten sich, eine Stimme war ungültig.

„Ich hoffe, dass ich in den nächsten vier Jahren die überzeugen kann, die mich nicht gewählt haben. Ich wünsche mir, dass wir miteinander reden, anstatt übereinander.“

Christoph Rapp
1. Vorsitzender

Rapp, der die Wahl annahm, sagte: „Es war eine ehrliche Wahl. Ich hoffe, dass ich in den nächsten vier Jahren die überzeugen kann, die mich nicht gewählt haben. Ich wünsche mir, dass wir miteinander reden, anstatt übereinander.“

Generalversammlung St. Sebastian Balve
160 Mitglieder der Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve haben sich in der Aula der Realschule zur Generalversammlung getroffen.  © WP Balve | Annett Albach

Vorwurf selbstkritisch hinterfragt

Der ebenfalls zur Wahl stehende Geschäftsführer Thomas Scholz schloss sich in seiner Vorstellung diesem Wunsch quasi an. „Es rumort im Vorstand, erzählt man sich in der Stadt. Das möchte ich nicht grundsätzlich bestätigen“, berichtet der Amtsinhaber. Um hinzuzufügen, dass er diesen Vorwurf aber selbstkritisch hinterfragt habe.

„Rückblickend gebe ich zu, dass es nicht richtig war, so zu reagieren. “

Thomas Scholz
1. Geschäftsführer

„Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kritik teilweise berechtigt war. Der Vorstand hat nicht bei allen Entscheidungen alle Beiratsmitglieder miteinbezogen. Nachdem wir uns über die mangelnde Beteiligung der Beiräte bei einigen Terminen geärgert hatten, haben wir sie auch nicht bei allen Entscheidungen einbezogen. Rückblickend gebe ich zu, dass es nicht richtig war, so zu reagieren. Wir hätten die Beiratsmitglieder direkt ansprechen sollen.

Generalversammlung St. Sebastian Balve
Stellte sich zur Wiederwahl als 1. Geschäftsführer: Thomas Scholz. © WP Balve | Annett Albach

Aber, so Scholz weiter, man hätte daraus gelernt, viele Gespräche geführt und eine Klausurtagung im Frühjahr geplant. Diese solle den geschäftsführenden Vorstand und die Beiräte wieder zusammenbringen.

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Ob diese Ausführungen das Wahlergebnis beeinflussten? Auf jeden Fall wurde Thomas Scholz ohne Gegenkandidaten mit 115 Ja-Stimmen bei 34 Nein-Stimmen undf 6 Enthaltungen als 1. Geschäftsführer wiedergewählt.

Generalversammlung St. Sebastian Balve
Der Vorstand (von links): Kassierer Rüdiger Wieden, Brudermeister Christoph Rapp, Geschäftsführer Thomas Scholz, Beirat Marco Luig, Beirat Peter Oeder und Adjudant Lutz Erulat. © WP Balve | Annett Albach

Deutliche Mehrheiten für Adjutant und Kassierer

Wie bereits seit längerem fand sich kein Kandidat für den 2. Geschäftsführer, sodass diese Funktion weiterhin unbesetzt bleibt. Mit deutlichen Mehrheiten wurden Kassierer Rüdiger Wieden und Adjutant Lutz Errulat gewählt. Errulat wurde in seinem Amt bestätigt. Wieden folgte auf den aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch im April 2024 ausgeschiedenen Markus Niehoff. Die Bruderschaft bedankte sich für dessen Einsatz mit einem großen Schinken.

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Zu Beiräten wurden Peter Oeder (Wiederwahl) und Marco Luig bestimmt, Kassenprüfer wurde Meinolf Preuß-König.

Abrechnung weiterhin ein Thema

Nach Beförderungen und Ehrungen (die Westfalenpost berichtet noch) war es fast Mitternacht, als Christoph Rapp weitere Planungen bekanntgab. Paul Stüeken hatte wiederholt ein Nachdenken über die Art und Weise der traditionellen Schützenfestabrechnung unter Mitwirkung des Musikvereins Balve Ende August gefordert. „Die Veranstaltung muss dringend aufgepeppt werden“, forderte Stüeken.

Verlustreiche Höhlenparty

Nach der schlechten Resonanz der Höhlenparty im August 2024 lief Stüeken damit beim Vorstand offene Türen ein und Rapp ließ die Anwesenden an den bereits laufenden Planungen teilhaben. Bereits im Januar 2024 hatte man darüber gesprochen. Beisitzer Bernd Schneider hatte damals vorgeschlagen, aus der Abrechnung eine Art Oktober-Fest zu machen. Diese Pläne sind nun etwas konkreter geworden. „Wir haben nach den Verlusten bei der Höhlenparty 2024 bereits zusammengesessen. Unser Ziel ist es immer, die Jungschützen mit ins Boot zu holen. Deshalb planen wir gemeinsam für den 4. Oktober ein Oktoberfest in der Höhle.“

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Ob dieses in Zusammenarbeit mit dem Balver Musikverein oder einer anderen Band stattfinden werde, sei noch unklar. Auch weitere Einzelheiten müssten noch besprochen werden. Die Bruderschaft werde rechtzeitig informieren. „Auf jeden Fall wollen wir den Balverinnen und Balvern ein neues Angebot machen.“

Mit breiter Zustimmung zu dieser Idee und dem „Balver Lied“ endete der mit Spannung erwartete Abend dann doch sehr harmonisch.