Balve. Anita Weins ist Balves erste ehrenamtliche Bestatterin. Wie die 75-jährige Katholikin sich auf diese besondere Aufgabe vorbereitet hat.

In der Kirche engagiert sich die überzeugte Katholikin schon immer. Nun hat sie sich entschieden, noch einmal eine ganz besondere Aufgabe zu übernehmen. Anita Weins ist Balves erste ehrenamtliche Bestatterin.

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Bereits seit 1999 leitete Anita Weins Gottesdienste für Kinder, war Kommunionhelferin und Messdienerin. Sie belegte ein Fernstudium in Liturgie und Theologie und bildete sich 2011 zur Leiterin von Wort-Gottes-Feiern weiter. Diese Feiern leitete sie seitdem in Balve, Mellen, Beckum, Volkringhausen oder Eisborn. In Wochenend-Seminaren beschäftigte sie sich mit den Themen Trauer und Beerdigung und traf mit Gläubigen aus anderen Diözesen zusammen. „Man sieht, was andere so machen. Und schon vor 20 Jahren habe ich auf so einem Seminar ehrenamtliche Bestatter kennengelernt“, blickt Anita Weins zurück.

Einen großen Schwerpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit legt sie auf Andachten im Seniorenheim, zum Beispiel speziell für Demenzkranke. Aber auch Krankenkommunionen und Hauskommunionen gehören zu ihrem Aufgabengebiet.

„Der Tod ist für viele immer noch ein schwieriges Thema.  Und viele wollen die Familie nicht mit ihren Gedanken dazu belasten.“

Anita Weins
Ehrenamtliche Bestatterin

Und da kommt die 75-jährige Balverin auch zu den Themen Sterben und Tod ins Gespräch. „Viele Kranke wollen mit mir sowohl über ihr Leben, als auch über das Sterben und den Tod reden“, erklärt sie. „Der Tod ist für viele immer noch ein schwieriges Thema. Und viele wollen die Familie nicht mit ihren Gedanken dazu belasten. Deshalb sprechen sie mit mir darüber, was ihnen dazu im Kopf rumgeht. Bei vielen Älteren wird der Bekannten- und Freundeskreis immer kleiner. Und wenn dann noch die letzte Freundin gestorben ist, höre ich der Trauernden zu.“

Den letzten Schritt mit jemandem gehen, den man kennt

Bei einem dieser Gespräche kommt das erste Mal die Frage: „Beerdigst du mich dann auch?“ Oder beim Gespräch mit Angehörigen eines Toten: „Können Sie die Beerdigung übernehmen?“ Anita Weins versteht, dass man den letzten Schritt gern mit jemandem gehen möchte, den man schon lange kennt, dem man vertraut.

„Es gibt Gläubige, die zum Pastor nicht so einen engen Kontakt haben. Frau Weins kennen sie jedoch, weil sie viel vor Ort ist.“

Gerd Eisenberg
Diakon

Und deshalb fragt sie Diakon Gerd Eisenberg, ob es möglich sei, dass sie in Zukunft Trauerfeiern und Beerdigungen übernehme. „Warum nicht? Mach das!“ ist er sofort von der Idee überzeugt. „Es gibt Gläubige, die zum Pastor nicht so einen engen Kontakt haben. Frau Weins kennen sie jedoch, weil sie viel vor Ort ist“, versteht er das Ansinnen hinter den Fragen. „Und ich bin eine Frau. Das ist für manche auch wichtig in der von Männern dominierten katholischen Kirche“, erklärt Anita Weins.

Pfarrkirche St. Blasius Balve
Anita Weins am Pult in der Balver Pfarrkirche. Von dort spricht sie bei Trauerfeiern zu den Angehörigen. © WP Balve | Annett Albach

Doch zuerst muss das hauptamtliche Pastoralteam zustimmen. Dechant, Pfarrer, Pastor, Diakon und Gemeindereferenten werden gefragt - und geben ihr ok. Nachdem Pfarrer Schulte auch vom Erzbistum Paderborn die Zustimmung erhält, setzt sich Anita Weins Ende 2023 noch einmal auf die Schulbank.

Bestattung in Theorie und Praxis erlernt

Ein halbes Jahr lang, einmal monatlich von Freitag bis Sonntag, lernt sie, was es heißt eine Bestattung durchzuführen. Da werden theoretisch alle Themen besprochen, aber auch in der Praxis wird geprobt. Wie läuft eine Trauerfeier ab, wie eine Bestattung auf dem Friedhof? Da geht es dann auch um ganz praktische Fragen: Wo stellt man was hin, wohin mit all dem, was zu einer Beisetzung dazugehört? „Den Ablauf muss man üben“, sagt sie.

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„Einen ganzen Samstag haben wir in einem Beerdigungsinstitut verbracht. Wir haben uns angeschaut, was ein Bestatter macht, uns über die Vielfalt der Bestattungsformen informiert“, erklärt Anita Weins.

Pfarrkirche St. Blasius Balve
Der Altar in der Pfarrkirche St. Blasius in Balve.  © WP Balve | Annett Albach

Nach alldem haben die Ausbilder die Teilnehmenden des Kurses für ehrenamtliche Bestatter bewertet, sie als geeignet für diese Aufgabe beurteilt. „Auch jeder Teilnehmende konnte natürlich für sich entscheiden, ob er sich der Aufgabe gewachsen fühlt. Man hat Strategien für sich entwickelt, wie man mit dem Thema Tod umgehen könnte, damit man das nicht mit ins Bett nimmt“, erläutert die Balverin.

Die Zusammenarbeit mit einem Mentor aus dem hauptamtlichen Team ist eine der Vorgaben bei der Ausbildung. Für Anita Weins ist das bis heute Diakon Gerd Eisenberg. Über ihn hält sie Kontakt zu den Hauptamtlichen, zu ihm unterhält sie ein enges Vertrauensverhältnis.

Liturgisches Gewand erhalten

Nachdem Anita Weins die Ernennungsurkunde des Erzbistums Paderborn erhalten hat, wird sie im Gottesdienst den Gläubigen der Gemeinde St. Blasius als ehrenamtliche Bestatterin vorgestellt, und sie erhält ihr liturgisches Gewand. Denn auch äußerlich soll sie den hauptamtlichen Bestattern in nichts nachstehen. „Es muss schon angemessen festlich sein“, ist Weins‘ Meinung.

Das erste Trauergespräch und die erste Bestattung übernimmt Anita Weins Ende Oktober. „Mit den Angehörigen habe ich über den Ablauf der Trauerfeier gesprochen. Jeder kann sich dabei auf verschiedene Weise einbringen“, erläutert sie. „Welche Lieder hat der Verstorbene besonders gern gehört, - das geht von Klassik bis Rock, welche Texte aus der Bibel sollen verlesen, welche Gebete gesprochen werden.“

Diese Gespräche gehören zu einer umfassenden Vorbereitung. „Es ist alles gut gelaufen. Die Angehörigen und ich waren zufrieden mit dem Ablauf“, blickt sie auf ihre Premiere zurück. „Etwas Aufregung gehört dazu. Das bleibt immer. Denn sonst wäre es Routine und das wird der Sache nicht gerecht“, erklärt Eisenberg. „Klar gibt es immer etwas, was man hätte besser machen können, wenn man später darüber nachdenkt. Aber die Sicherheit kommt, wenn man es öfter macht“, sagt sie.

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Doch auch wenn der Umgang mit dem Tod für Anita Weins ein Stück weit Normalität ist, findet sie: „Bestattungen müssen dann doch nicht so oft stattfinden - immerhin ist damit der Abschied von einem Menschen verbunden.“