Balve. Unmut über Treppe vor Postfiliale in der Hauptstraße. Trotz Bemühungen bleibt die Situation unbefriedigend.
Der Ärger ist weiterhin groß. Die Postfiliale in der Balver Hauptstraße ist nicht barrierefrei. Die von der Post realisierte Minimal-Lösung ist für Betroffene nicht zufriedenstellend. Sie hat eine Klingel neben der Treppe des Anstoßes angebracht. Deutsche-Post-Pressesprecherin Christina Schläger Herrero erklärte seinerzeit: „Die Kundin bzw. der Kunde kann dann einfach klingeln und eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter kommt dann raus zur Kundschaft.“ Dass das gerade in der jetzt angebrochenen dunklen und kalten Jahreszeit nicht das Ende der Überlegungen sein kann, liegt auf der Hand.
„Sie haben völlig recht, denn ein solcher ,Zugang‘ ist vollkommen inakzeptabel .“
Deshalb hat sich der Balver Reinhold A. Mainz für eine barrierefreie Postfiliale in Balve starkgemacht. Aus persönlicher Betroffenheit (seine Frau saß im Rollstuhl) liegt ihm das Problem am Herzen. Unter anderem hat er an die Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung, Claudia Middendorf, geschrieben und auf die Missstände hingewiesen. Von dort bekam er folgende Antwort: „Sie haben völlig recht, denn ein solcher ,Zugang‘ ist vollkommen inakzeptabel und wir danken Ihnen sehr, dass Sie uns diesen Missstand geschildert haben. Auch wir können nicht verstehen, dass die Post im Jahre 2024 eine nicht barrierefreie Filiale eröffnet; in einer Zeit, wo die Begriffe ,Inklusion‘ und ,Barrierefreiheit‘ in aller Munde sind. Wir werden dies zum Anlass nehmen, die Zentrale der Post in dieser Sache um Stellungnahme zu bitten und bitten, umgehend Abhilfe zu schaffen.“
Von dort kam auch eine Antwort, die Herrn Mainz und der Westfalenpost-Redaktion zugesandt wurde. Volker Ratzmann, Executive Vice President Corporate Public Affairs der DHL-Group, schrieb unter anderem: „Bei der Suche nach einer neuen Filialpartnerschaft haben unsere zuständigen Kolleginnen und Kollegen in Balve mit einer Reihe von potenziellen Interessenten Kontakt aufgenommen, deren Ladenlokale auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gut erreichbar sind. Leider konnte sich von diesen aus verschiedenen Gründen niemand zu einer Zusammenarbeit entschließen.“
Keinen Kooperationspartner gefunden
Vor Ort hätte es auch Gespräche mit dem Besitzer eines leerstehenden und barrierefreien Geschäftslokals, das sich gut für eine Filiale als Teil eines Einzelhandelsbetriebs geeignet hätte, gegeben. Dafür hätte die DHL-Group jedoch keinen Kooperationspartner gefunden und sich vor diesem Hintergrund für die Zusammenarbeit mit der Firma Hardline Cleaners entschieden.
„Nach Einholung von entsprechenden Angeboten musste diese Idee jedoch als betriebswirtschaftlich nicht vertretbar aufgegeben werden.“
„Allerdings“, so die DHL-Group weiter, „ist uns die Problematik der nur über die Treppe erreichbaren Geschäftsräume durchaus bewusst. Wir haben mit unserer Partnerin bereits erörtert, ob sich mit einer baulichen Veränderung, das heißt die Errichtung einer Rampe, die Situation verbessern ließe. Nach Einholung von entsprechenden Angeboten musste diese Idee jedoch als betriebswirtschaftlich nicht vertretbar aufgegeben werden.“
Klingel sei beste Lösung
Die mittlerweile im Außenbereich der Filiale installierte Klingel, über die sich Menschen mit körperlichen Einschränkungen bemerkbar machen und dann vor der Tür bedient werden können, wird in dem Schreiben als „nach Lage der Dinge die beste Lösung, die wir anbieten können“ bezeichnet.
Aus dem Büro der Beauftragten der Landesregierung für Menschen mit Behinderung erreicht die Westfalenpost dazu folgende Stellungnahme: „Bedauerlicherweise endet hier unsere Einflussmöglichkeit, wir haben leider kein Weisungsrecht und können lediglich auf die Missstände in Balve hinweisen. Der Zustand in Balve ist sehr ,unglücklich‘ und nicht zufriedenstellend; es ist traurig, dass wir im Jahr 2024 für die Menschen mit Behinderungen so kämpfen müssen und der Post gegenüber als Bittsteller auftreten müssen.“
Stadt: Standort nicht optimal
Aus dem Balver Rathaus lässt Bürgermeister Hubertus Mühling zu dieser Problematik verlauten: „Bezüglich der Einrichtung der Postfiliale an der Hauptstraße sind wir erst einmal grundsätzlich froh, dass die Post in der Balver Innenstadt geblieben ist und nicht außerhalb der Innenstadt gezogen ist. Der jetzige Standort ist natürlich nicht optimal. Dies gerade im Hinblick auf die Barrierefreiheit des Zuganges. Das ist bedauerlich, aber durch uns nicht beeinflussbar oder änderbar. Da für die neue Filiale auch keine Baugenehmigung notwendig war, ist auch das Bauordnungsamt des Märkischen Kreises hier nicht involviert.“
Auch interessant
Ein bloßer Umzug von Geschäften im Bestand werde auch über den Behindertenbeauftragten nicht begleitet, so Mühling weiter. Und: „Letztendlich müsste die Deutsche Post selber den Anspruch haben, einen barrierefreien Zugang zu gewährleisten. Dies gerade in der heutigen Zeit und dem öffentlichen Auftrag der Post folgend“, so der Bürgermeister.
Nicht nur für den 76-jährigen Reinhold A. Mainz, sondern auch für viele andere Balverinnen und Balver soll dieser unhaltbare Zustand also Bestand haben.