Mellen. Gute Nachrichten bei Generalversammlung der Dorfenergiegenossenschaft Mellen, aber auch Unzufriedenheit. Von Vermarktung bis Wetterbeobachtung.
„Wir sind einfach froh, dass die Anlage jetzt läuft“, sagt Johanna Vedder-Stute, Vorsitzende der Dorfenergiegenossenschaft Mellen. Die Verzögerungen vor allem bei der Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage am südlichen Ortsrand Mellens, allen voran wegen fehlender Genehmigungen, möchte man nun hinter sich lassen.
Seit der vorvergangenen Woche fließt nun der grüne Strom aus der PV-Anlage. Eine Nachricht, die der Stimmung am Freitagabend bei der Generalversammlung der Dorfenergiegenossenschaft in der Schützenhalle von Mellen natürlich förderlich war. Fast 160 Teilnehmer, die unter anderem auch dem Geschäftsbericht und Jahresabschluss lauschten sowie Entlastung erteilten, viele lobende Worte für die Arbeit des Vorstandes, aber auch manch kritische Nachfrage wertet man als Beleg für das große Interesse und den Erfolg des Großprojektes, so Johanna Vedder-Stute.
„Da hatten wir uns mehr erhofft.“
Vorsitzende berichtet von harten Verhandlungen
Aber das alles ist für die Genossenschaftler auch mit einem Wermutstropfen verbunden: Der sogenannte Bürgertarif für die Mitglieder wird bei über 32 Cent pro Kilowattstunde liegen. „Da hatten wir uns mehr erhofft“, macht Vedder-Stute deutlich, die auch vielen anderen aus dem Herzen spricht, und natürlich einen niedrigeren Preis meint. Neun Cent bekommt die Genossenschaft für den Strom, den sie in der PV-Anlage produziert und dann an die Stadtwerke abgibt. Das hingegen sei sehr zufriedenstellend. Vedder-Stute berichtet von harten Verhandlungen. „Wir verstehen auch die Stadtwerke“, sagt sie. Geplant war für den Abend der Generalversammlung, dass die Stadtwerke den Bürgertarif auch selber vorstellen. Dazu kam es nicht, weil Prokurist und Vertriebsleiter Alexander Nickel krankheitsbedingt verhindert war.
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Alexander Nickel soll in Aufsichtsrat gewählt werden
Das brachte noch einen anderen Plan der Dorfenergiegenossenschaft durcheinander: Alexander Nickel sollte am Freitag eigentlich in den Aufsichtsrat gewählt werden. Mit einem Jahr Verspätung stand diese Personalie doch schon bei der Generalversammlung 2023 auf der Tagesordnung. Damals aber gab es Zweifel aus der Runde der Genossenschaftler, ob die Wahl eines Mitglieds der Stadtwerke-Geschäftsführung in den Aufsichtsrat der Dorfenergiegenossenschaft, mit der man ja geschäftlich zusammenarbeitet, im Sinne des ehrenamtlich geführten Zusammenschlusses beziehungsweise gesetzlich überhaupt gestattet sei.
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Darüber hat sich dann Vorstand dann informiert und beraten lassen, etwa beim Genossenschaftlichen Prüfverband. Und habe grünes Licht bekommen für die Personalie Alexander Nickel, erklärt Johanna Vedder-Stute. Auch, weil das Gremium an ansonsten ja weiter in bürgerschaftlicher Hand der Engagierten vor Ort bleibe. In Abwesenheit wollte man Alexander Nickel aber nicht in den Aufsichtsrat wählen und verschiebt dieses Thema nun nochmal um ein Jahr.
Jetzt, wo die PV-Anlage läuft und Strom produziert, aber gerade auch mit Blick auf den noch nicht wirklich zufriedenstellenden Preis für die Genossenschaftsmitglieder, umreißt Johanna Vedder-Stute deutlich, was nun die Hauptaufgabe für die nächsten Jahre, sogar Jahrzehnte sein wird: die Vermarktung des grünen Stroms aus dem Golddorf. Man denkt an Firmen, die zu 100 Prozent auf Erneuerbare umsteigen wollen, an die eigenen Speichermöglichkeiten, aber auch an die Strompreisgestaltung, hofft auf weitere Maßnahmen zu Solarpaket der Bundesregierung. Der große Wunsch: ein Preis ohne Netzentgelte. „Denn die machen mehr als die Hälfte des Preises aus“, sagt Johanna Vedder-Stute.
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Wetterexperte Julian Pape baut in Kürze Wetterstation auf
Ansonsten laufen auch Austausch und Netzwerken mit anderen Genossenschaften weiter, ebenso im Detail die Ausgestaltung der PV-Anlage. Der Winterberger Wetterexperte Julian Pape baut hier in Kürze eine Wetterstation auf. Eine weitere kommt aber in Mellen auch noch auf ein Privatgrundstück, um kleinste Unterschiede im Mikroklima oder Auswirkungen der Anlage auf etwa Pflanzenwachstum zu untersuchen und zu vergleichen. Ein Projekt, so Johanna Vedder-Stute, das hoch spannend sei und auch wissenschaftlich begleitet werden kann. Wetterdaten, im Speziellen zum Beispiel Sonnenstunden, aber auch die genaue Stromproduktion, möchte die Dorfenergiegenossenschaft dank Vernetzung demnächst in Echtzeit mitteilen können.