Sanssouci. Der Neubau für Beckum und Volkringhausen nimmt Formen an. Das Gerätehaus bekommt Möglichkeiten, die auch andere Löschgruppen nutzen können.
Beständig rauscht der Verkehr vorbei auf den Bundesstraßen in Richtung Volkringhausen/Menden, Balve oder Beckum/Sundern. Der Standort für den Neubau eines gemeinsamen Feuerwehrgerätehauses für Beckum und Volkringhausen sei schnell gefallen, erinnert sich Balves Bauamtsleiter Sven Rothauge, mit Blick auf die zentrale Kreuzung in Sanssouci und auf die vorgeschriebenen Hilfsfristen für beide Ortschaften. Er gibt einen Einblick in die Arbeiten, die Pläne und Besonderheiten des Baus.
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„Die Anbindung ist optimal, vor allem wenn dann mal die neue Bundesstraße fertig ist“, sagt Sven Rothauge. Hier kam es zu Verzögerungen bekanntlich, und auch sonst die Stadt wenig Einfluss, ergänzt Rothauge, lobt aber den konstruktiven Austausch mit Straßen NRW. Dennoch müsse zunächst eine Übergangslösung auf die B229 her, bevor später die Ausfahrt im Alarmierungsfall der Einsatzfahrzeuge in einen neuen Kreisverkehr führen wird. Auch wenn die Tore der Fahrzeughalle zur B515 ausgerichtet sind, zu dieser Straße wird das Gelände baulich getrennt.
Getrennte Zu- und Abfahrt aufs Gelände ist entscheidend
Entscheidend ist eine getrennte Zu- und Abfahrt vom Gelände, erklärt Balves Feuerwehrchef Frank Busche, damit sich ausrückende Einsatzfahrzeuge nicht mit weiteren anfahrenden Privat-Pkw der Feuerwehrleute in die Quere kommen. Dem neuen Feuerwehrgerätehaus genau zwischen den beiden Ortsteilen, die es versorgen wird, kann man seit dem offiziellen ersten Spatenstich Ende 2022 von der Straße aus beim Wachsen zuschauen. Mittlerweile tut sich auch im Innern immer mehr, wie eine Baustellenbesichtigung zeigt.
Angefangen mit dem Weg ins Gebäude, sind da zunächst die zwei verschiedenen Eingänge, genauer gesagt sogar drei: ein allgemeiner Haupteingang, vor allem ins obere Geschoss mit den Schulungs-, Gemeinschafts- und Büroräumen sowie zwei Alarmzugänge für Männer und Frauen. Von diesen aus geht es direkt in die Umkleiden. Alle Räume und Umrisse sind innen schon zu erkennen. Angelegt sind diese für 45 Männer sowie 15 Frauen, ungefähr der Größe der Löschgruppe Hönnetal (gegründet aus den zuvor eigenständigen Löschgruppen in Beckum und Volkringhausen) entsprechend mit etwas Variabilität bei sich ändernden personellen Konstellationen.
Pro Person werden in der Umkleide etwas mehr als zwei Quadratmeter veranschlagt, erklärt Feuerwehrchef Frank Busche. Für die First Responder noch ein bisschen mehr, weil sie Einsatzkleidung für Feuerwehr- und Rettungsdienst haben. Entsprechend gibt es für Männer und Frauen auch den Dusch- und Sanitärbereich. Und von diesen beiden Trakten erreicht man die Fahrzeughalle. Die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung ist das oberste Gebot: Die möglicherweise im Einsatz mit Gefahrstoffen kontaminierte Kleidung sowie Werkzeug dürfen nicht in den „sauberen“ Teil des Gerätehauses kommen. Diese Kleidung werde oft auch schon vom Einsatzort separat zur Reinigung gebracht, erklärt Busche. „Das wird schon eng, aber wir bekommen das hin“, sagt Busche über das Platzangebot, insbesondere in den Umkleiden, wo als Nächstes etwa geplant wird, wie Bänke und Spinde aufgestellt werden.
Keine Alternative zum neuen Standort gefunden
Der Standort an der Kreuzung in Sanssouci habe sich als einzig denkbare Lösung schnell herausgestellt, aber auch hier sei der Platz begrenzt durch die natürlichen Gegebenheiten, Straßen, Wald, Wohnbebauung. „Das ganze Gebäude entspricht der Mindestgröße nach den DIN-Vorschriften.“ Die Ausstattung sei auf dem aktuellsten Stand, biete daher den Feuerwehrleuten neue Möglichkeiten. Und ein bisschen Platz zur Erweiterung ist auch noch.
„Das ganze Gebäude entspricht der Mindestgröße nach den DIN-Vorschriften.“
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Auf der Nordseite in Richtung Volkringhausen ist noch ein weiteres Fundament gegossen, so dass die Fahrzeughalle noch um einen Stellplatz erweitert werden könnte. Aktuell wird sie zunächst Platz für fünf Fahrzeuge bieten, genau der Bestand der Löschgruppe derzeit. Im Einzelnen: ein Tanklöschfahrzeug, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, ein Mannschaftstransportwagen, ein spezieller Unimog für Waldbrände und das Fahrzeug der First Responder. Zwei Löschfahrzeuge kommen im Oktober neu als Ersatz für die alten. Eine kleine Werkstatt, Lager, Raum für die Pelletheizung oder eine Stiefelwäsche gehören auch zum Bauprojekt. Ein Notstromaggregat ermögliche das autarke Handeln im Fall des Falles, erklärt Frank Busche.
Neun Meter hoher Übungsturm an östlicher Fassade
Eine Besonderheit des neuen Gerätehauses kommt an die östliche Fassade: ein etwa neun Meter hoher Übungsturm, der für das Obergeschoss auch zweiter Rettungsweg ist. Es wäre der erste dieser Art in Balve und gäbe auch den anderen Löschgruppen die Möglichkeit, vor Ort das Retten und Löschen an verschiedenen Fensteröffnungen, das Abseilen und Anleitern zu trainieren.
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„Der kameradschaftliche Aspekt ist auch wichtig.“
Im Obergeschoss, barrierefrei erreichbar, befinden sich Gruppenräume, flexibel teilbar, für mindestens 65 Leute sowie Büro und Küche, ebenso Sanitäranlagen. „Der kameradschaftliche Aspekt ist auch wichtig“, betont Frank Busche. Die standardmäßige Grundausstattung soll für alle Gerätehäuser gleich ermöglicht werden, auch finanziell, weitere Wünsche wie eine leistungsfähigere Spülmaschine oder größerer Beamer können die örtlichen Fördervereine erfüllen, teilweise mit „LEADER“-Förderung, oder es wird auch noch in Eigenleistung geschafft, um auch den Aufenthalt bei Fortbildungen oder Geselligkeit angenehm zu gestalten.
Auch der Umweltaspekt ist bedacht: Eine PV-Anlage steht auf dem Dach, das außerdem begrünt ist. Im Gebäude läuft nun der Innenausbau, Arbeiten im Außenbereich sollen noch vor dem ersten Frost geschafft sein. Bauamtsleiter Sven Rothauge sowie Frank Busche betonen, dass auch die Ausstattung der Häuser und Fahrzeuge möglichst in ganz Balve so ähnlich wie möglich sein soll, um den Feuerwehrleuten auch den Einsatz an anderen Orten als der eigene Löschgruppe zu erleichtern. Besonders mit Blick auf die Tagesverfügbarkeit an Werktagen sei das immer wichtiger.
„Ziel ist es, die Agathafeier hier zu machen.“
4,1 Millionen Euro Budget reichen bisher
Und was sagen die Verantwortlichen zu Kosten und Zeitplan? Aktuell bewege man sich im zu Beginn angesetzten Budget von 4,1 Millionen Euro, erklärt Sven Rothauge. Darunter fallen fast eine halbe Million Fördermittel. Alle Unwägbarkeiten bei der Fertigstellung habe man freilich nicht in der eigenen Hand. Aber Architekt Kai vom Lehn sagt zur Fertigstellung: „Ziel ist es, die Agathafeier hier zu machen.“ Dieser für Feuerwehrleute wichtige Tage ist Anfang Februar.