Balve. Seltenes Jubiläum: 60 Jahre sind Heinrich und Brigitte Springer am Sonntag verheiratet. Ihr Erfolgsrezept klingt doch ziemlich einfach.
Es begann an einem ziemlich kalten Winterabend im Februar 1963 in Dortmund. Heinrich Springer, Mitte 20 damals, war mit Freunden tanzen gegangen. „Und da waren auch einige junge Damen.“ Eine hatte es ihm sofort angetan, was auf Gegenseitigkeit beruhte, sodass er sie nach Hause brachte an dem Abend. Zu Fuß, weil die Straßenbahn schon nicht mehr fuhr. Und man verabredete sich, dass Heinrich Brigitte am kommenden Tag von der Arbeit aus dem Schuhgeschäft abholen wollte.
Verlobung nach vier Monaten
Und auch wenn es natürlich noch die Zeit vor der blitzschnellen Kommunikation mit dem Smartphone war: rasch hatten das auch die anderen Damen aus dem Tanzlokal spitz bekommen und warteten neugierig vor dem Laden. „Dann konnte ich nicht mehr kneifen“, erinnert sich Heinrich Springer lachend. Auch die Nachbarn von Brigitte warfen neugierige Blicke aus dem Fenster, wenn die beiden dort wieder aufkreuzten. Schnell wurde etwas Ernstes aus ihrer Beziehung. „Ich wollte eine feste Bindung eingehen“, erinnert sich Heinrich Springer. Und schon nach vier Monaten verlobten sich die beiden.
Hochzeit in Dortmund
Die Hochzeit fand dann in Dortmund exakt ein Jahr später statt, am 16. Juni 1964. In der neuen gemeinsamen Wohnung in der Ruhrgebietsmetropole wurde gefeiert, Brigittes Mutter hatte lecker gekocht, erst danach kamen die Möbel rein. Heinrich Springer ist in Kamp-Lintfort geboren und aufgewachsen, Brigitte ausgerechnet in Gelsenkirchen-Schalke, bevor sie nach Dortmund zog. Für manchen Fußballfan womöglich schwierig, bei den beiden hingegen entwickelte es sich sehr harmonisch.
Auf der Suche nach einem Job
Das Sauerland kannten sie schon von mancher Ausflugsfahrt. „Ursprünglich wollten wir erst unseren Altersruhesitz hier beziehen“, sagt Heinrich Springer. Aber er war auf der Suche nach einem Job als Steuerberater und in Balve bei Werner Ihlenfeld bot sich die Gelegenheit. Frühmorgens reiste Springer mit dem Zug aus dem Ruhrpott ins Hönnetal zum Bewerbungsgespräch. „Wir waren uns schnell einig.“ Und weil auch Gattin Brigitte mit dem möglichen neuen Wohnort einverstanden war, zogen die beiden mit ihren mittlerweile zwei Töchtern nach Balve. Nicht nur beruflich lief es gut für Heinrich Springer. Ein Mandant legte ihm nachdrücklich ans Herz, das Schützenfest in der Höhle zu besuchen. „Und schwupps war ich Schützenbruder.“ Mehr als 50 Jahre ist das nun her. Aber ein Gewehr an der Vogelstange habe er bis heute nicht in der Hand gehabt, ergänzt Springer, der als junger Mann auch aus Überzeugung den Kriegsdienst verweigerte. Eine langwierige Gewissensprüfung und Genehmigung kostete das seinerzeit freilich noch.
Die große Leidenschaft des heute 86-Jährigen ist die Musik. Er ging in den Balver Männerchor, zu dem er bis heute gehört. Als dieser 1974 das 100-jährige Bestehen feierte war Springer Vorsitzender des Festausschusses, war dafür auch im regelmäßigen Austausch mit Theodor Pröpper. Gerahmte Noten von einem seiner Lieder zieren das Wohnzimmer.
Drehorgel vor 30 Jahren gekauft
Direkt daneben steht die Drehorgel, vor bald 30 Jahren in der Dortmunder Westfalenhalle erworben. Interessiert daran war er schon länger. Und während andere Partnerinnen es womöglich ausgeredet hätten, erinnert sich Brigitte Springer: „Ich habe dann gesagt: Nun kauf das Ding doch endlich.“
Das Auto wurde für den Transport umgebaut, mehr als 100 Lieder aus aller Welt kamen mittlerweile zusammen, für verschiedenste Anlässe. Heinrich Springer hat auch weit über Balve hinaus unzählige Male zum Beispiel auf Festen und Feiern seine Zuhörer erfreut. Regelmäßig vor allem im Balver Seniorenheim.
Mit leuchtenden Augen erzählt er die Geschichte einer apathisch wirkenden Frau, die aber sofort mitsang und auflebte, als sie ein Lied aus ihrer schlesischen Heimat hörte. Erst Corona setzte diesen schönen Besuchen ein Ende. Vor allem seine Frau wollte er in dieser Zeit schützen und vermied Kontakte. Aber ein Lautsprecher auf dem Balkon kann dafür sorgen, dass im Altenheim, welches nicht weit vom Wohnhaus entfernt ist, auch heute noch seine Drehorgel gehört werden kann.
Reisen im rollenden Zuhause
Brigitte Springer wiederum löst seit jeher gerne Kreuzworträtsel. Was sie als Leidenschaft gemeinsam teilen, ist das Reisen. Mit dem Wohnmobil haben sie Europa erkundet. Besonders leuchten Brigitte Springers Augen, wenn sie von Island erzählt. „Das war das tollste überhaupt. Man denkt ja, dass es dort sehr kalt ist, aber an der Küste ist das durch den Golfstrom gar nicht so.“
Überhaupt das Reisen im eigenen, rollenden Zuhause, schwärmt die heute 82-Jährige: „Wir haben so viel erlebt, da ist man frei zu bleiben wo es uns gefällt.“ Auch ihr Enkel ist mehrmals mitgekommen. In ein kleines fränkisches Dorf zog es sie immer wieder, nicht nur des Stammwinzers wegen. „Dort ist es wie in einer Familie für uns. Wenn wir kommen, wissen ganz schnell alle Bescheid“, lacht Brigitte Springer. Dass die beiden Töchter auch ähnliche Berufe wie der Vater angenommen habe, sei nicht auf elterlichen Druck entstanden, versichert das Jubelpaar. Heike Springer arbeitet in Menden, Silke Hoppe ist hier in Balve ja auch als Engagierte in der evangelischen Kirchengemeinde bekannt.
Auch für Heinrich und Brigitte Springer war der Glaube immer wichtig. Wie sie es geschafft haben, 60 Jahre zusammenzubleiben, diese Frage muss natürlich kommen. Brigitte antwortet: „Natürlich haben wir beide unsere Macken. Und wir haben auch mal gestritten, aber abends dann zusammen gebetet und uns wieder vertragen.“ Gefeiert wird dieser besondere Anlass der Diamantenen Hochzeit deshalb auch mit einem Gottesdienst am Sonntag in der Evangelischen Kirche, bevor es im Familien- und Freundeskreis gemütlich weitergeht. Die beiden sind dankbar, dieses Fest doch bei durchaus alles in allem guter Gesundheit zu erleben. Und nur eine Woche später können sie mit gemeinsamen Freunden in Bochum deren Diamantene Hochzeit feiern. Auch diese Freundschaft ist eine beeindruckende, lebenslange Verbindung.