Garbeck. Keine Überschwemmung: Das klingt nach einer guten Nachricht. Doch das Unwetter beschert Landwirt Alex Iken ein ganz anderes Problem.

Alexander Iken, Landwirt aus Garbeck, hat Glück gehabt. Dauerregen und Hochwasser haben am 14. Juli in und um Balve große Schäden angerichtet. Auf seine Felder hatten die Niederschläge nur wenige Auswirkungen. „Da die Aussaat schon länger her ist und das Getreide auf den Feldern schon gut gewachsen ist und tiefe Wurzeln geschlagen hat, sind bei uns keine großen Schäden zustande gekommen“, erzählt Iken erleichtert. Bedenken hatte er zwischenzeitlich um den Mais.

Hochwasser an der Gransauer Mühle in Garbeck
Hochwasser an der Gransauer Mühle in Garbeck © WP | Sven Paul

Das Futtergetreide ist derzeit ungefähr eineinhalb Meter hoch; es hätte bei noch größeren Wassermassen umknicken können. Der Mais blieb jedoch glücklicherweise standhaft.

Starke Wurzeln garantieren aber nicht nur die Standfestigkeit des Getreides – sie sind auch für den Boden wichtig. Sie halten die Erde regelrecht zusammen. Aus diesem Grund sind die Landwirte von Land und Bund dazu angehalten, ihre Äcker länger und zwischen den Haupternten mit sogenannten Zwischenfrüchten zu begrünen. Dann werden Ölrettich, Senf oder andere Kleearten gesät.

Auch wenn Iken selbst nicht betroffen wurde: Im Dorf hat Unwetter „Bernd“ auch jenseits des Hochwassers Schäden angerichtet. „Im Oberdorf in Garbeck gab es einen Hangrutsch, von dem unsere Felder allerdings verschont blieben“, erzählt er. „Allerdings haben sich Bachläufe und Quellen ergeben, die es vor 30 bis 40 Jahren das letzte Mal gab“, berichtet Iken.

Das Wasser spülte viele Fremdkörper in die Felder, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Nach den starken Regenfällen musste er somit Dinge wie Stöcke, Plastik und Schotter aus den Feldern holen. Mit Hacken und mühseliger Arbeit wurden die Felder und Wiesen wieder von den Fremdkörpern befreit.

Kühe mögen keine Hitze

 Kühe mögen keine Temperaturen über 15 Grad. Umso lieber mampfen sie Heu (Archivbild vom Hof Sorpemilch in Bruchhausen).    
 Kühe mögen keine Temperaturen über 15 Grad. Umso lieber mampfen sie Heu (Archivbild vom Hof Sorpemilch in Bruchhausen).     © WP | Jürgen Overkott

Das war besonders wichtig für die Felder, die zur Grasernte und somit zur Ernährung der Kühe genutzt werden. Während man größere Plastikstücke gut per Hand aus dem Feld holen kann, bereiten die kleineren Plastikstücke das viel größere Übel. „Wenn man Plastikstücke übersieht, werden sie beim Mähen des Grases scharfkantig und wenn die Kühe diese scharfen Plastikstücke dann fressen, kann es richtig gefährlich werden“, erklärt er.

+++ DAS HOCHWASSER-CHAOS IN BALVE +++

Zurück bleiben dreckige Pflanzen. Das sei aber kein Problem, so Iken, da der Dreck beim nächsten Regen abgespült werde. Kurz vorm Hochwasser hat er zudem noch mal das Gras geerntet. „2021 war ein sehr nasses Jahr, wodurch das Gras gut wachsen konnte“, berichtet Iken erfreut. Sowohl die Qualität und die Menge der ersten zwei Grasernten sei in diesem Jahr mehr als zufriedenstellend gewesen.

Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Vor allem die Dürre-Jahre 2019/2020 brachten wenig Futter ein. „Man kann die Ernte nicht mehr planen“, bedauert er. Daher ist es für Iken besonders wichtig, einen Vorrat anzuschaffen.

+++ JAHRHUNDERFLUT: SCHUTZMASSNAHMEN REICHEN NICHT +++

Auch der eigene Brunnen im Stall, der die Kühe mit Wasser versorgt, bringt viel weniger Wasser als früher. Kühe trinken 80 bis 100 Liter Wasser am Tag; sie reagieren empfindlich auf Temperaturen über 15 Grad, so Iken. „Da wird der Klimawandel spürbar“, fügt er hinzu. Um der Optimaltemperatur für Kühe von 5 bis 15 Grad gerecht zu werden, installierte Iken Ventilatoren in seinem Stall. Da es jedoch von Jahr zu Jahr wärmer wird, geben die Kühe immer weniger Milch. „Kühe sind Gewohnheitstiere, und warme Temperaturen und Veränderungen bedeuten Stress für die Tiere“, erklärt Iken. Er erlebt den Klimawandel in solchen Situationen hautnah.

+++ SPARKASSE UND VOLKSBANK HELFEN FLUT-OPFERN +++

Dennoch sagt er, er sei bisher noch gut davongekommen. Manchem Mitbewerber ging es ähnlich – sie fühlten mit den Flutopfern: „In den schlimmer betroffenen Gebieten haben viele Landwirte mit ihren Traktoren mitgeholfen.“