Menden/Balve. Mehr als die Hälfte der Straftaten in Menden und Balve bleibt unaufgeklärt. Damit sind die Städte im Kreisvergleich ganz hinten. Woran liegt das?

Nirgendwo im Märkischen Kreis war die Möglichkeit, als Straftäter ungeschoren davonzukommen, so groß wie in Menden und Balve. In beiden Städten liegt die Aufklärungsquote bei den Straftaten unter 50 Prozent. Zum Vergleich: Im gesamten Kreis konnten im Schnitt mehr als 56 Prozent aller Straftaten aufgeklärt werden, im kleinen Herscheid sogar fast 66 Prozent. Balve und Menden liegen mittlerweile im dritten Jahr in Folge hinten. Für die Polizei ist das dennoch weiter statistischer Zufall.

„Das sind ganz normale Aufklärungsschwankungen“, sagt die Erste Kriminalhauptkommissarin Elke Heinrichs. In kleineren Städten mache sich jede Schwankung wegen der insgesamt niedrigen Fallzahlen umso mehr bemerkbar. „Es ist nicht so, dass wir in Menden und Balve schlechter aufklären.“

Gemeinsame Wache für beide Städte in Menden

Der Verdacht – um in der Polizeisprache zu bleiben – läge nahe. Denn beide Städte sind polizeiorganisatorisch zusammengefasst. Die Beamten auf der Wache an der Mendener Kolpingstraße sind für Menden und Balve zuständig. Dazu gibt es noch die Bezirksdienste vor Ort. Die vergleichsweise geringe Aufklärungsquote sei in jedem Fall keine Folge von Personalabbau, versichert Heinrichs.

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Woran liegt es dann? Die Aufklärungsquoten unterscheiden sich massiv nach Art der Straftat. Sämtliche Taschendiebstähle in beiden Städten blieben beispielsweise im vergangenen Jahr unaufgeklärt. In beiden Städten zusammen gab’s 41 Fälle, davon einer in Balve. Auch die Straßenkriminalität generell hat auf insgesamt 630 Fälle gesehen nur eine Aufklärungsquote von zehn bis 25 Prozent. Bei Körperverletzungen, Mord und Totschlag und Kinderpornografie wird dagegen nahezu jeder Täter ermittelt. Die Täter sind in der Regel bekannt.

Ungewöhnliche Zunahme bei Taschendiebstählen im Corona-Jahrr

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Ungewöhnlich sei im vergangenen Jahr die Zunahme bei Taschendiebstählen gewesen. Das erstaunt auch die Experten. „Wenn ich mir vorstelle, dass wir Abstandsregeln haben, wenn ich daran denke, dass wir keine Feste haben, gibt’s dafür keine wirkliche Erklärung“, sagt Heinrichs. Eigentlich müsse man davon ausgehen, dass die Menschen aufmerksamer seien, falls jemand besonders nahe komme. Es habe keine Schützenfeste, Kirmesveranstaltungen und ähnliches Gedränge gegeben. In anderen Kriminalitätsbereichen machte sich die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr umso mehr bemerkbar. Körperverletzungen, Raub und Diebstähle kamen deutlich weniger vor als in den Vorjahren. Die Entwicklung im Märkischen Kreis ist kaum anders als im Landestrend.

Im vergangenen Jahr gab es laut Statistik deutlich mehr Sexualdelikte. Darunter auch mehr Fälle von Kinderpornografie. Daraus dürfe man aber nicht unbedingt schließen, dass es mehr Täter oder mehr Straftaten in diesem Bereich gebe. Ganz im Gegenteil: In diesem Bereich sind die Chancen entdeckt zu werden, so groß wie nie. „Das ist nicht unbedingt ein Zeichen, dass wir mehr Delikte haben. Wir haben die Möglichkeit, mehr drauf zu gucken“, sagt Heinrichs. Die Polizei im Märkischen Kreis hatte zuletzt nach einem eigenen IT-Experten gesucht, der in der Auswertung und Ermittlung nach sichergestellten Datenträgern eingesetzt werden soll. Oft komme es auch bei der Ermittlung eines Täters zu einer ganzen Reihe von anderen Fällen oder Tätern. Eine ähnliche Entwicklung kennen die Beamten auch von Drogen-Straftaten.

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