Balve. Der Balver Malerbetrieb Bathe wird am 1. April 100 Jahre alt. Längst herrscht dort Frauen-Power. Gefeiert wird nach Corona.
Am 1. April feiert der Familienbetrieb Bathe in Balve sein 100-jähriges Bestehen – und das ist kein Scherz. Doch das Unternehmen verharrt nicht in Tradition. Längst haben bei Bathes zwei Frauen das Sagen: Franziska Bathe-Hoffmann und Katharina Schwenke verbinden modernes Handwerk mit moderner Betriebsführung.
Wir treffen uns an einem der ersten Frühlingstage im März, die diesen Namen verdienen: erst draußen, dann, wenig später, in den Geschäftsräumen, mit Maske und Abstand, versteht sich.
Die beiden Chefinnen Katharina Schwenke und Franziska Bathe-Hoffmann haben die Unternehmensgeschichte auf einem Tisch im hinteren Bereich bildlich zusammengefasst. Allein die Designs der Meisterbriefe sprechen eine eigene Sprache. Bei der Unternehmensgründung präsentierte sich ein Handwerksdiplom, anders als in der nüchternen Gegenwart als Kunstwerk.
Eine Kunst war es allerdings, 1921 einen Betrieb zu gründen. Immerhin war der Erste Weltkrieg vor gerade mal drei Jahren zu Ende gegangen, und Malermeister Fritz Bathe hatte Krieg und Gefangenschaft erlebt. Doch der „alte Fritz“, wie ihn seine Familie liebevoll nennt, galt als mutig, engagiert und zupackend.
Zum Betrieb kam noch im selben Jahr ein Warenlager. „Pompös war das nicht, denn es handelte sich um ein Warenlager, eingerichtet in einem kleinen Zimmer, ohne Schaufenster“, heißt es in der Unternehmenschronik bescheiden. Der Laden verdiente „kaum den Namen“. 1936 wurde er zu einem offenen Geschäft mit Schaufenster für Tapeten, Farben, Pinsel erweitert. Er befand sich an der Hauptstraße 31, im Ortskern von Balve.
Erstaunlich, wie unbürokratisch die damalige Amtsverwaltung der Erweiterung zustimmte. Statt der vom damaligen Amtsbürgermeister verlangten Rentabilitätsberechnung schrieb Fritz Bathe simpel als Begründung zu seinem Antrag auf die Eröffnung eines offenen Geschäftslokals: „Die zum Verkauf gebrachten Artikel sind mit meinem Handwerk so eng verbunden, dass ich zur Führung gezwungen bin, da meine Kundschaft aus dem Anstreichergeschäft diese Waren von mir verlangt.“
Der Amtsbürgermeister fand die Begründung stimmig, kassierte fünf Reichsmark und erteilte die Genehmigung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfand sich der Familienbetrieb neu. 1953 entschied im Winkel 1 ein Wohnhaus nebst Werkstatt. Zugleich fand ein Generationenwechsel statt. Fritz Bathes Sohn Karl-Heinz übernahm. Elf Jahre später, 1963, vergrößerte sich das Unternehmen direkt nebenan. Im Winkel 3 entstand ein dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Die Jahre 1970 und 1980 markieren weiteres sichtbares Wachstum der Firma.
1989 folgte der nächste Generationenwechsel: Karl-Heinz Bathe übergibt an Sohn Karl-Friedrich. In den 90ern stand weitere Vergrößerung an. Die Werkstatt kam ins Gewerbegebiet Steinnocken. Dort entstand eine 200 Quadratmeter große Lagerhalle für Fußbodenbeläge.
Aufträge gibt es reichlich
2004 begann der nächste Generationenwechsel, von Karl-Friedrich Bathe zu Tochter Katharina. Seit 2010 ist sie Betriebswirtin des Handwerks. Acht Jahre später macht Franziska ihren Meister – als Malerin und Lackiererin.
War das Schicksal für die beiden Chefinnen unausweichlich? Franziska Bathe-Hoffmann und Katharina Schwenke lachen. Katharina Schwenke erzählt, wie es war, als samstagmittags Ware in den Laden kam – die Schule war gerade zu Ende. „Wir waren beide“, erzählt die Ältere, „auf der Realschule. Und wenn wir nach Hause kamen, hieß es: Schmeiß’ Deinen Tornister in die Ecke und pack’ erst mal mit an.“
Das können die beiden Handwerkerinnen. Sie haben sich in einer Männerdomäne mit einer übersichtlichen Frauenquote von vier Prozent durchgesetzt. Kein Wunder, dass mancher Auftraggeber von auswärts noch immer glaubt, das Unternehmen werde von einem Mann geführt. Denkste: „Wir können das auch.“
Der Erfolg gibt den beiden Bathe-Schwestern Recht: „Das Telefon steht nicht still“, sagt Franziska Bathe-Hoffmann. Persönliche Beratung steht oben an – und die Suche nach individuellen Lösungen. Egal ob Wand oder Boden: „Licht spielt immer eine große Rolle – und persönlicher Geschmack.“
Aufträge gibt es reichlich. Nachwuchs indes fehlt. „Interessenten können sich gerne bewerben“, betont Franziska Bathe-Hoffmann, „wir bezahlen auch über Tarif“.