Balve. . Franziska Bathe übernahm gemeinsam mit Schwester Katharina das elterliche Maler-Geschäft. Da war sie 22. Jetzt ist sie Meisterin.

Es ist schon dunkel, als Franziska Bathe in die Türen des Firmentransporters aufklappt und dann alles Mögliche ins Lager schleppt: Farbeimer, Strahler, schwere Säcke, Teleskopstangen – einen ganzen Kofferraum voll Werkzeug und Zubehör. Ihre weiße Arbeitshose, die Jacke mit dem großen Bathe-Firmenlogo auf dem Rücken, zeugen von einem anstrengenden Tag, denn sie sind von oben bis unten bekleckst und an manchen Stellen dreckig von der Baustelle. Franzi ist seit Stunden auf den Beinen, um halb sechs klingelte ihr Wecker – wie jeden Morgen. Gut gelaunt und fröhlich ist sie trotzdem. „Habt ihr einen schönen Teppichboden gefunden“, ruft sie der Kundin zu, die gerade noch aus dem Laden in der Balver Innenstadt kommt. Dann gibt sie der Autotür einen Schubs und macht so langsam Feierabend.

Mit 22 schon Chefin

Morgen früh wird sie wieder die erste im Betrieb sein, alles vorsortieren für die Baustellen und mithelfen einzuladen.

Franziska Bathe, die seit wenigen Monaten ihren Meistertitel im Maler- und Lackiererhandwerk in der Tasche hat, ist eine von Balves starken Frauen.

Mit gerade mal 22 Jahren tritt sie, gemeinsam mit ihrer Schwester Katharina, die Nachfolge ihres Vaters Karl-Friedrich an. So bleibt die lange Tradition des Malerbetriebs aus Balve auch weiterhin bestehen, und das freut nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Oma Anne. „Wenn Opa das noch erlebt hätte“, kommentierte sie Franzis erfolgreiche Meisterprüfung voller Stolz.

In mittlerweile vierter Generation stellt sich die junge Balverin der Herausforderung und der Verantwortung, das Familienunternehmen mit sechs Angestellten zu leiten. „Angestellte, die allein durch ihre Arbeitsjahre viel mehr Erfahrung haben als ich“, sagt Franzi. „Natürlich gehe ich da jetzt nicht her und versuche denen zu sagen, wie’s gemacht wird.“

Ihre eigenen Ideen und klare Visionen hat sie aber schon. „Und da lassen Mama und Papa mir auch freie Hand. Im Gegenteil, sie unterstützen diese Ideen auch.“ Erst kürzlich bestellte Vater Karl-Friedrich auf Franzis Geheiß neue Produkte, mit denen er selbst nie gearbeitet hat. „Da ist es sehr offen“, sagt die sympathische Handwerkerin.

Keinen Bock auf Schule

Dass sie diesen Beruf einmal ergreifen würde, war ihr ziemlich schnell klar. „Auf Schule hatte ich überhaupt keinen Bock“, erzählt sie. Stattdessen machte sie gerne Praktika auf der Baustelle, arbeitete in den Ferien und am Wochenende Zuhause mit. Als sie 2012 den Realschulabschluss machte, konnte es dann endlich richtig losgehen. „Ich glaube, ich habe den abwechslungsreichsten Job, den es gibt; und am Endes des Tages sehe ich, was wir geschafft haben. Wenn in diesem Raum erstmal der Teppichboden liegt, dann sieht der doch schon wieder ganz anders aus.“

Stimmt. Dazu noch neue Fußleisten, ein weißer Anstrich, im Nebenzimmer eine Raufasertapete. Arbeiten wie diese bestimmen den Alltag und für den braucht es schon Durchhaltevermögen. „Viel mehr als körperliche Stärke übrigens.“

Wenn sie über starke Frauen nachdenkt, dann sind es Ausdauer und eine gewisse Gelassenheit, die Franzi bewundert. „Frauen, die sich nicht so viele Gedanken darüber machen, wie andere über sie oder das, was sie tun, denken.“ Das falle ihr manchmal noch schwer, genau wie der Umgang mit dem Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. „Nur weil man eine Frau oder jung ist.“ Sie taucht den Pinsel in den Eimer mit Lack und streicht über eine Holzfußleiste.

„In meinem eigenen Haus würde ich viel mit Tapeten machen“, sagt sie über ihre imaginäre Traumimmobilie. „Es gibt da so tolle, innovative Sachen.“ Dann könnte sie auch ihre Kreativität einbringen, von der der große Kundenstamm ebenfalls profitieren soll – und natürlich auch ihr Verlobter Dominik. Mit dem Schmallenberger wohnt sie in Balve zusammen und im nächsten Jahr wollen die beiden heiraten. „Er steht echt immer hinter mir und akzeptiert, dass viel Zeit für die Arbeit drauf geht.“

Deshalb ist leider auch Franzis Hobby ein wenig auf der Strecke geblieben: das Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr in Balve. „Das erste Modul habe ich gemacht, immerhin.“ Starke Frauen brauchen eben alle; und es kann nie genug von ihnen geben.

>> INFO: DAS MEISTERSTÜCK

Franziska Bathe ist eine von Balves starken Frauen.   
Franziska Bathe ist eine von Balves starken Frauen.    © Solveig Flörke

Der Balver Traditionsbetrieb Bathe bekommt einen weiblichen Anstrich. Malermeister Karl Friedrich Bathe, der das Geschäft 1989 von seinem Vater Karl-Heinz übernommen hat, hat den Pinsel weitergereicht. Gemeinsam mit seiner Frau Annette Bathe unterstützt er seine beiden Töchter.

Für seine Nachfolge hat er gleich zwei seiner Kinder auserkoren. Katharina Bathe kümmert sich um den kaufmännischen Teil. Franziska Bathe übernimmt den handwerklichen Teil der Arbeit.

Engagiert im Balver Fachhandel

Damit der Malerbetrieb sich auch künftig "Meisterbetrieb " nennen darf, hat Franziska Bathe einen wichtigen Schritt getan. Mit Abgabe ihres Meisterstücks beim BBZ (Berufsbildungszentrum) Arnsberg hat sie den handwerklichen Teil zur Meisterprüfung erfolgreich hinter sich gebracht. Die Aufgabe umfasste die beispielhafte malerische Neugestaltung von Verkaufsräumen innerhalb eines modernisierten Bahnhofgebäudes, sowie die Gestaltung eines 3D-Objektes.

Überlebensgroße Sektflasche

Bathe entschied sich für die Präsentation der Firma Rotkäppchen, und passend dazu ist ihr Meisterstück eine überlebensgroße Sektflasche, die sich als Stehtisch nutzen lässt. Augenzwinkernd präsentiert sie bei der Ausstellung aller Meisterarbeiten ihren Slogan "I wanna have Sekt with you". Katharina Bathe und Franziska Bathe teilen sich aber nicht nur künftig die Arbeit im Malerbetrieb, sie bekleiden auch seit fünf Jahren gemeinsam das Amt des Beisitzers im Vorstand der Gemeinschaft Balver Fachhandel.