Balve. Ronja Martens ist die erste Försterin in Balve seit dem Kriegsende. Wie kam die 24-Jährige zu ihrem Beruf? Was hat sie vor?
Garbeck/Mellen. Sie ist allein unter Männern. So viel steht fest. Ronja Martens ist Mellens erste Försterin seit Kriegsende. Im vorigen Dezember trat die gebürtige Norddeutsche ihren Dienst als Revierleiterin an. Wie hat sich die 24-Jährige eingelebt?
Teamlösung gefunden
Ihre Stimme klingt frisch und fröhlich. In der Vorweihnachtszeit kehrte im heimischen Tann die sehr ersehnte Ruhe, nach einem weiteren Stressjahr für Wald, Waldbauern und den Landesbetrieb Wald und Holz. Die Harvester, Baumernte-Maschinen für Käferholz, waren vorübergehend abgezogen – Zeit zum Kennenlernen, Zeit zum Einarbeiten. „Das war ganz angenehm“, erzählt Ronja Martens lachend, „ich bin ja noch komplett neu hier in diesem Gebiet.“ Kollege Frank Bossong hilft ihr dabei. Das ist mit Forstamtsleiter Jörg Hevendehl abgestimmt. Die Berufsanfängerin soll einen guten Start haben. Die Rechnung aller Beteiligten ging auf. „Es ist einfach schön, zum Einstieg eine Teamlösung zu haben“, freut sich Ronja Martens. „Eine Revierleitung ist ohnehin schon eine große Aufgabe, und wenn dann noch die Käfersituation dazukommt.“ Tricks und Tipps sind ihr hochwillkommen.
Hilfe bei Förderanträgen
Vor Weihnachten stand die Bearbeitung von Förderanträgen an. Das Land hat Borkenkäfer-geprüften Waldbauern Finanzhilfen zugesagt. Vor allem im Sommer und Spätsommer hatten die gefräßigen Insekten so sehr hingelangt, dass Waldarbeiter mit ihren beiden Harvestern kaum nachkamen. „Man könnte hier noch einen dritten Harvester-Fahrer einsetzen“, stellt die Forstfachfrau nüchtern fest. Mal sehen, was die Zukunft an Herausforderungen im Wald bringt.
Vom Praktikum zum Studium
Doch was war in der Vergangenheit? Wie entstand Ronja Martens‘ Berufswunsch? „Ich bin immer schon ein naturbezogener Mensch gewesen“, erzählt die Frau, die aus Sittensen im Hamburger Umland auf niedersächsischer Seite stammt. Eine besondere Faszination übte auf sie die Jagd aus. „Mit 16 habe ich meinen Jugendjagdschein gemacht.“
Und dann in der Schule das obligatorische Praktikum zur Berufsorientierung an. „Ich dachte, ich könnte in Richtung Wildbiologie gehen, weil mich Tiere sehr interessieren. Aber das ist es sehr schwierig, Arbeitsplätze zu finden. Und da dachte ich, versuchst Du’s mal mit Forstwirtschaft.“ Aus dem guten Vorsatz wurde ein erfolgreiches Studium.
Liebe zum Sauerland
Was Ronja Martens ins Sauerland? „Der Wald“, erwidert sie lachend, „der Wald.“ Der Norden sei eher zwar sehr schön, aber doch eher landwirtschaftliche geprägt. Am Sauerland liebt die Försterin nicht nur ihr Arbeitsfeld, sondern auch die Hügel eines Mittelgebirges. Mehr noch: Ronja Martens mag auch die Menschen. Kein Wunder, dass sie gute Gespräche mit den Vorständen der Forstbetriebsgemeinschaften Mellen und Affeln geführt hat. „Ich kenne bereits den Märkischen Kreis aus meiner Zeit als Forstinspektoren-Anwärterin. Dabei habe ich insbesondere die Region um Balve und Neuenrade kennen- und lieben gelernt.“
Wenig überraschend hat sich Ronja Martens inzwischen im Hönnetal eingerichtet, in Garbeck: „Von meiner Wohnung zur Arbeit sind es nur fünf Minuten.“
Jagdhund fehlt noch
Im Wald hat sie immer noch mit Tieren zu tun, wenn auch vor allem mit den ungeliebten Borkenkäfern. Was ist aus ihrer Jagdleidenschaft geworden? „Mir fehlt noch der Jagdhund“, sagt Ronja Martens. Den vierbeinigen Partner mit der kalten Schnauze will sie sich anschaffen, „wenn hier mal ein bisschen Ruhe eingekehrt ist“. Ein Pachtrevier ist jedenfalls bereits vorhanden. Was Ronja Martens mit ihrem Hund vorhat, weiß sie schon: Vor der Jagd steht das Fährtenlesen. Alles andere steht auf einem anderen Blatt.
INFO
Försterin Ronja Martens vom Landesbetrieb Wald und Holz sieht sich als Dienstleisterin für die 70 Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Mellen und die 80 Mitglieder in Affeln.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Bossong arbeitet sie zunächst im Team.
Bildzeile: Frank Bossong, Clemens Gödde (Vorsitzender FBG Mellen), Ronja Martens, Heinz Drees (Geschäftsführer FBG Mellen, von links). Foto: Landesbetrieb Wald und Holz