Balve. Sich gegenseitig Mut machen und Halt geben: Das ist das Ziel der Yoko Selbsthilfe Hautkrebs Sauerland in Balve. Das Konzept kommt an.
Diagnose schwarzer Hautkrebs – und plötzlich gerät die Welt aus den Fugen. Die Balverin Christine Stuhldreier-Hochstein hat das 2019 selbst erlebt und in ihrer Not nach Informationen von Gleichgesinnten gesucht. Das war nicht einfach. Deshalb hat sie sich zusammen mit Nicole Schwerin und Tina Heil dazu entschlossen, eine Selbsthilfegruppe für den persönlichen Austausch zu gründen.
Yoko Selbsthilfe Hautkrebs Sauerland heißt sie. Yoko ist japanisch und heißt „Sonnenkind“. Der Tenor der Gruppe: Lebensqualität trotz Erkrankung. Darum ging es jetzt auch bei Stuhldreier-Hochsteins Hautkrebs-Infoveranstaltung für Betroffene und Angehörige.
Nicht allein mit der Diagnose Hautkrebs
Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 304.000 Menschen die Diagnose Hautkrebs. Eine der häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Die meisten Betroffenen erkranken an hellem oder weißem Hautkrebs. Dieser bildet nur selten Tochtergeschwülste und gilt als weniger bedrohlich im Vergleich zum schwarzen Hautkrebs, dem Maligne Melanom.
Als Christine Stuhldreier-Hochstein 2019 die Diagnose Malignes Melanom im dritten Stadium mit Metastasen bekam, war es ein Schock. Nach einer turbulenten Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, Ängsten und Sorgen organisierte sie zuerst eine Online-Selbsthilfe. Später entstand die Selbsthilfegruppe. „Es gab einfach vor Ort keine Hilfsangebote für Hautkrebspatienten. Also gründeten wir zusammen die Yoko-Gruppe, um in und rund um Balve Betroffene zu helfen und zu unterstützen“, sagt die Balverin. Die Begegnungen im geschützten Rahmen, sollen Mut machen und der gegenseitigen Unterstützung dienen. Sie bieten das Gefühl, nicht allein zu sein mit der Diagnose.
Betroffene unterstützen
Bei der ersten großen Infoveranstaltung im Balver Campus fanden sich rund 15 Interessierte aus Balve und Werdohl ein, um sich die Vorträge von Stuhldreier-Hochstein, sowie zweier weiterer Expertinnen anzuhören. Dr. med. Svea Hüning aus dem Hauttumorzentrum des Klinikums Dortmund hat über die psychische Belastung im Alltag von Krebspatienten /innen referiert. „Viele von ihnen werden nicht ernst genommen oder im Stich gelassen. Viele von ihnen werden mit der psychischen Betreuung nicht genug unterstützt. Dabei braucht man bei der Erkrankung eine gute stabile psychische Basis, um voller Kraft gegen diese Krankheit ankämpfen zu können“, so die Medizinerin.
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Der Krebs werde bekämpft. Aber während sich um den Krebs ein ganzes Heer von Ärzten und Pflegern kümmere, würden viele Patienten mit ihren Emotionen allein gelassen. „Die niedergelassenen Ärzte informieren leider immer noch zu wenig“, sagt Stuhldreier-Hochstein. „Dabei kann man sich bereits im Vorfeld aktiv gegen Hautkrebs schützen. Gefährliche UV-Strahlung, welche ein Mitauslöser ist, trifft nicht nur im Hochsommer auf die Haut. Man sollte sich immer gut mit Sonnencreme mit einem möglichst hohen Lichtschutzfaktor eincremen und am besten die Zeit in der Sonne reduzieren.“
Recht auf Hautkrebskontrolle wahrnehmen
Was viele nicht wüssten: Jeder Erwachsene habe alle zwei Jahre das Recht auf eine Hautkrebskontrolle beim Arzt. Dennoch sollte jeder Mensch seine Haut auch regelmäßig selbst auf Unregelmäßigkeiten kontrollieren. Im Frühstadium der Erkrankung stehen die Chancen relativ gut, sie zu behandeln.
Eine weitere Referentin an dem Nachmittag war Katharina Kaminski, selbst Betroffene Patientin und Mitbegründerin der Patientenorganisation Melanom Info Deutschland. Eine frühzeitige Diagnose sei wichtig – je früher erkannt, desto besser seien in vielen Fällen die Heilungs- und Überlebenschancen. Allerdings hätten viele Menschen Angst davor, in eine medizinische Mühle zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dass sie an Krebs erkrankt sein könnten.
Treffen einmal im Monat
Hautkrebs kann tödlich enden. Christine Stuhldreier-Hochstein, Nicole Schwerin und Bettina Heil gründeten aus eigener Betroffenheit die Yoko Selbsthilfe Hautkrebs Sauerland. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich jeden letzten Mittwoch im Monat von 18 bis 20 Uhr im Gesundheitscampus in Balve.
„Bei uns im Märkischen Kreis gibt es leider keine einzige Krebsberatungsstelle. Dabei wünschen sich die Menschen einfach nur viel mehr Unterstützung bei ihrer Krankheit“, so Stuhldreier-Hochstein. „Auch sollten die heimischen Arztpraxen uns mehr unterstützen. Es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten wie eine Immuntherapie. Im Bewusstsein der Praxen und Krankenkassen ist leider noch nicht angekommen, dass es eine schwere Krebsart ist.“