Düsseldorf/Ruhrgebiet. Noch nicht mal sieben Jahre alt, aber Löcher im Milchgebiss: Warum eine Krankenkasse Alarm schlägt und wie man i-Dötzchen helfen kann.
Rund 180.000 Kinder werden Mitte nächster Woche in NRW eingeschult. Rechnen sollen sie lernen, lesen und schreiben. Und, im Sachunterricht, das Zähneputzen. In vielen Klassenzimmern stehen heute Zahnputzbecher, und wie man sie benutzt, steht im Stundenplan. Das scheint nötig: Nach Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg sind schon bei Schulanfängern oft die Zähne kaputt.
Fast jedes dritte i-Dötzchen war danach bereits wegen Karies beim Zahnarzt in Behandlung, laut der Krankenkassen-Statistik haben 28,6 Prozent der Kinder unter sieben Jahren bereits eine Füllung. Hinzu kämen etliche Kinder mit ebenfalls kranken Zähnen, die sich aber nicht in zahnärztlicher Behandlung befanden und deren Zahl deshalb nicht bei den Abrechnungen erfasst wurde. Insgesamt gehen die Allgemeinen Ortskrankenkassen von fast der Hälfte der unter Siebenjährigen aus.
WHO: 80 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen sollten gesunde Zähne haben
Damit liegen die kleinen Patienten weit entfernt von einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Die hatte das Ziel formuliert, dass 80 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen über ein kariesfreies Gebiss verfügen sollten.
Für ihre Auswertungen hat die AOK Rheinland/Hamburg die Daten von Tausenden Versicherten der Geburtenjahrgänge 2015 und 2016 analysiert und dabei die Jahre 2016 bis 2022 betrachtet. So konnte nachvollzogen werden, ob schon vor dem Eintritt in die Schule im Jahr 2023 Füllungen abgerechnet worden sind. In einem knappen Drittel der Fälle war das so. Erschienen sind diese Auswertungen im Gesundheitsreport 2024.
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Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ) in Bonn hatte bereits im Jahr 2016 eine Studie veröffentlicht, nach der deutschlandweit schon damals gerade einmal 56,4 Prozent der Sechs- und Siebenjährigen gesunde Zähne hatten. Waren die Kinder indes von Karies betroffen, so war nur etwa jeder zweite kariöse Milchzahn auch von einem Zahnarzt behandelt worden.
Frühe Kariesprobleme können zu Fehlstellungen führen
„Kariesprobleme müssen von Anfang an ernst genommen werden“, mahnt die Kieferorthopädin Dr. Gabriella Németh von der AOK-eigenen Zahnklinik. Es handele sich um die häufigste chronische Erkrankung im frühen Kindesalter. Und das Problem erledige sich nicht mit dem Ausfall der Milchzähne, es könne sich vielmehr auf die Entwicklung des Kindes auswirken: Karies, so die Ärztin, könne etwa zu Schmerzen beim Kauen führen oder zu Fehlstellungen der bleibenden Zähne, wenn die Milchzähne als Platzhalter wegfallen. „In schlimmen Fällen wird sogar die Sprachentwicklung des Kindes beeinträchtigt.“
Die AOK empfiehlt eine Vorsorge schon bei Babys. Damit können Eltern im sechsten Lebensmonat beginnen, ab dem sechsten Lebensjahr sollte jeder Schulanfänger und jede Schulanfängerin mindestens zweimal jährlich zur Zahnuntersuchung.
Als besonders kariesgefährdet gelten die großen Backenzähne mit ihrer zerklüfteten Oberfläche. In den Rillen und Vertiefungen sammeln sich oft Bakterien. Doch diese lassen sich versiegeln, damit gar nicht erst Löcher entstehen.
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