Menden. Die Walburgisschulen erweitern ihr Unterrichtsangebot um so genannte Sternstunden. Das steckt dahinter.
Die Walburgisschulen in Menden haben ihr Unterrichtsangebot um eine neues, ganz besonderes Element erweitert: die Sternstunden. Die Idee hinter den Sternstunden ist, dass die Schülerinnen und Schüler verstärkt Verantwortung übernehmen. Zum einen für sich selbst, zum anderen aber auch für andere Menschen – sowohl innerhalb der Schulgemeinschaft als auch darüber hinaus.
„Es gibt ja auch in AGs viele überfachliche Inhalte“, erklärt Dr. Ansgar Bornhoff, Schulleiter des Walburgisgmnasiums. „Unser Wunsch ist es, diese in feste Strukturen zu gießen.“ Unabhängig von einer freiwilligen AG ist das soziale Engagement nun Bestandteil des regulären Unterrichts. Die Sternstunden seien ein „bewertungsfreier Raum“. So werden hier keine Klassenarbeiten geschrieben.
„Es gibt wichtige Elemente neben dem fachlichen Lernen“, erläutert Marcus Köchling, Schulleiter der Walburgisrealschule. „Zum Beispiel, dass Schüler lernen, verantwortungsvoll miteinander umzugehen.“ Das Elternhaus alleine könne diese Vermittlung nicht leisten. „Zudem würden wir es uns als Schule leicht machen, wenn wir uns nicht mit diesen Themen beschäftigen würden“, ergänzt Dr. Ansgar Bornhoff. „Der Mensch ist mehr als fachliches Lernen. Und uns als Schule ist es wichtig, das zu begleiten.“
Konzept wird seit dem Sommer umgesetzt
Das Konzept der Sternstunden „wächst“ altersmäßig mit den künftigen Jahrgängen. Seit dem Sommer wird es an den Walburgisschulen in den Jahrgängen 5 und 7 umgesetzt und aufsteigend auf alle anderen Jahrgänge ausgeweitet – und die Schüler bis ans Ende ihrer Schullaufbahn begleiten.
Je nach Alter der Kinder und Jugendlichen sind die Sternstunden inhaltlich anders gefüllt. In den Jahrgängen 5 und 6 stehen selbstorganisiertes Lernen und soziales Lernen – Verantwortung für sich selbst und für die Klasse – im Vordergrund. In den 5. und 6. Klassen stehen jede Woche für zwei Doppelstunden die Sternstunden auf dem Stundenplan. „Die 5er-Klassen sind alle auf einem Flur“, erklärt Dr. Ansgar Bornhoff. „Die Kinder dürfen den Raum verlassen und auch auf dem Flur in Gruppen arbeiten.“ Dazu gehöre auch, dass die Kinder sich etwa beim selbstorganisierten Lernen klassenübergreifend Hilfe von einem anderen Lehrer holen können.
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Verantwortung für die Schulgemeinschaft
In den Jahrgängen 7 und 8 – hier gibt es eine Doppelstunde – liegt der Fokus auf thematischen Angeboten sowie AG- und Projektarbeit. Hier sollen die Jugendlichen ihren Blick auf die Verantwortung für die Schulgemeinschaft richten. „Hier geht es um Werte und Umgangskultur am Walburgis“, erläutert Dr. Ansgar Bornhoff. Dazu gehören Themen wie Konfliktmanagement und Streitschlichtung sowie medienpädagogische Themen. In die praktische Umsetzung soll es dann im zweiten Schulhalbjahr mit AGs und Projektangeboten gehen, in denen die Schülerinnen und Schüler ganz konkret Verantwortung für die Schulgemeinschaft übernehmen.
Außerschulisches Engagement im sozialen Bereich
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In den künftigen 9. und 10. Jahrgängen soll es um außerschulisches Engagement etwa im sozialen Bereich gehen. Im Fokus steht, Verantwortung für andere Menschen in der Stadt und in der Gesellschaft zu übernehmen. Auf dem Stundenplan steht dann eine Unterrichtsstunde pro Woche. Die Jugendlichen werden zu ehrenamtlicher Arbeit ermuntert. Das kann ein neues Engagement sein „oder auch die ehrenamtliche Arbeit zum Beispiel im Handballverein“, erklärt Marcel Eickel, stellvertretender Schulleiter des Walburgisgymnasiums. Im Gegenzug fällt das bisher verpflichtende Sozialpraktikum weg.
Ergänzungsstunden werden genutzt
Zusätzliche Unterrichtsstunden fallen in der Unterstufe nicht an. „Jede Schule hat ja Ergänzungsstunden, die pro Schule unterschiedlich verteilt werden können“, erläutert Marcel Eickel. Hier gebe es ohnehin inhaltliche Überschneidungen zu Themen, die in das neue Fach passen.
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Die Idee des Sternstunden-Unterrichts reicht bereits mehr als zwei Jahre zurück. Anregungen haben sich die Schulleitungen auch an einer anderen Schule geholt. Zudem wurden auch Elternvertreter sowie Vertreter der Schülerschaft mit einbezogen. „Die Resonanz war von Anfang an positiv“, freuen sich die Schulleitungen.
Profil als christliche Schulen schärfen
Die Walburgisschulen wollen durch die neuen Elemente zugleich ihr Profil als christliche Schulen schärfen. „Wir sind eine christliche Schule, aber was heißt das? Es geht nicht nur um den Gottesdienst oder um das Beten vor dem Unterricht“, erläutert Dr. Ansgar Bornhoff. „Wir möchten über die neuen Strukturen auch deutlich machen, was uns als Schule wichtig ist.“