Hagen. Die neu formierte Sparkasse an Volme und Ruhr zieht zum ersten Mal Bilanz. Der Jahresüberschuss fällt dabei eher dürftig aus.
Die rückwirkend zum 1. Januar 2022 fusionierte Sparkasse an Volme und Ruhr (Hagen, Halver, Herdecke, Herscheid, Lüdenscheid und Schalksmühle) präsentiert bei ihrer Premiere einen Jahresabschluss mit einer Bilanzsumme von 6,1 Milliarden Euro, der gerade einmal einen Jahresüberschuss von 500.000 Euro ausweist. Damit fällt nach den Millionen-Summen, die das Kreditinstitut in Vorjahren dem Hagener Kämmerer stets zur Verfügung stellen konnte, die Ausschüttung an die Trägerkommunen diesmal ausgesprochen übersichtlich aus. Der Umsatz im vergangenen Jahr addierte sich auf knapp 139 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern betrug 18,4 Millionen Euro.
Rückblickend verweist der Sparkassen-Lagebericht 2022 ähnlich wie sämtliche Wirtschaftsauguren auf ein ökonomisches Umfeld voller komplizierter Rahmenbedingungen. Die Hoffnungen auf eine Nach-Corona-Erholungsphase seien prompt durch den Krieg in der Ukraine wieder konterkariert worden. Dazu gesellten sich die allerorten zitierten Begleiterscheinungen wie Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise und eine rasant steigende Inflation.
Delle am Immobilienmarkt
Der Zinsanstieg in Kombination mit Materialengpässen und steigenden Preisen sorge letztlich ebenfalls dafür, dass die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau und entsprechende Baufinanzierungen sich ausgesprochen schwierig gestalteten. Zwar seien zum Jahresende nach zehnjähriger Phase stetiger Verteuerung erstmals wieder die Wohnimmobilienpreise gesunken. Dennoch bleibe das Gesamtpreisniveau in diesem Segment hoch, sodass angesichts steigender Zinsen sich die Möglichkeiten, Wohneigentum zu erwerben, unter dem Strich deutlich verschlechtert hätten: Bauvorhaben wurden storniert und Neuplanungen wurden ausgesetzt, was sich vorzugsweise bei den Einfamilienhäusern widerspiegelte.
Das Zinsniveau sorgte zudem dafür, dass die Darlehenszusagen im Jahr 2022 auf 741 Millionen Euro einbrachen und somit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres knapp über der Milliarden-Schwelle lagen. Hier sorgte vor allem der gewerbliche Bereich (-35 Prozent) für diesen Rückgang, während die Zusagen zur Finanzierung des Wohnungsbaus um „nur“ 13,5 Prozent sanken. Entsprechend reduzierte sich auch das Volumen der Immobilienvermittlungen bei der Sparkasse um fast ein Drittel.
Breite Eigenkapitalbasis
Zahlen und Fakten aus der 2022er-Bilanz
Die Bezüge der fünf Vorstandsmitglieder addierten sich im vergangenen Jahr auf gut zwei Millionen Euro. Dabei wurden ein Grundgehalt plus Allgemein- und Leistungszulagen, geldwerten Vorteilen sowie individuellen Altersversorgungszuschlägen aufaddiert: Demnach erhalten Vorstandsvorsitzender Frank Walter eine Gesamtvergütung von 542.000 Euro, sein Stellvertreter Markus Hacke 383.000 Euro, Thorsten Haering 376.000 Euro, Frank Morherr 346.000 Euro, und Martin Schulte 364.000 Euro.Die Zahl der Mitarbeitenden ist im Vergleich zum Jahr 2021 um 40 Köpfe auf zuletzt 734 Frauen und Männer gesunken. Darunter 425 Vollzeitkräfte, 267 Teilzeit- und befristete Kräfte sowie 42 Auszubildende.Reduziert hat sich im Jahresverlauf 2022 ebenfalls das Angebot an Anlaufstellen: Dabei blieb die Zahl der 15 Hauptgeschäftsstellen konstant, während sich die SB-Filialen um 5 auf 25 reduzierten. Hintergrund, so die Argumentation der Sparkasse, sei das veränderte Kundenverhalten. Das Leistungsangebot, so betont das Bankhaus, werde durch die digitalen Kommunikationswege vollständig aufrechterhalten.
Inklusive des Bilanzgewinns 2022 weist die Sparkasse an Volme und Ruhr ein Eigenkapital von 772 Millionen Euro aus. Die Gewinnrücklagen blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert, die zudem über umfangreiche weitere Eigenkapitalbestandteile in Form von Fonds (479 Mio.) ergänzt werden. Die Gesamtkapitalquote übersteigt mit 17,21 Prozent die aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen deutlich. Damit ist in den Augen des Vorstands für die nächsten fünf Jahre eine solide Kapitalbasis für die Umsetzung der Geschäftsstrategie gesichert. „Vor dem Hintergrund der politischen und konjunkturellen Rahmenbedingungen sowie der Zinsentwicklung bewerten wir die Geschäftsentwicklung als erfreulich“, formuliert der Vorstand in seinem Lagebericht.
In seiner 2023er-Prognose blickt der Vorstand trotz des erwarteten Rückgangs des Betriebsergebnisses positiv nach vorne, „denn mittelfristig werden sich die Effekte aus der Fusion und das steigende Zinsniveau trotz der allgemeinen Wettbewerbssituation vorteilhaft auswirken“. Begleitet wird diese Einschätzung von der Einschränkung, dass der Ukraine-Krieg sowie die Inflations- und Zinsentwicklung durchaus noch reichlich Unwägbarkeiten bergen, für die man sich mit der hauseigenen Risikostrategie jedoch gut gerüstet sehe.
Fragen zur Jahresbilanz 2022 sowie zur Zukunftsstrategie sowie den Perspektiven der Sparkasse an Volme und Ruhr möchte der Vorstand, so ließ Frank Walter auf Anfrage ausdrücklich über einen Unternehmenssprecher ausrichten, mit Verweis auf die öffentliche Zweckverbandsversammlung am Mittwoch, 16. August, um 18 Uhr im Forum des Sparkassen-Karrees nicht beantworten.