Fröndenberg. Starkregen: Was die Stadt zum Schutz vor dem Wasser tun will und wo die Fröndenberger selbst Lücken sehen, war Thema einer Bürgerversammlung.
Zwei „Jahrhundertereignisse“ in zwei Jahren: Am 22. Mai traf erneut ein StarkregenFröndenberg und Umgebung. Was die Stadt zum Schutz vor dem Wasser tun will und wo die Fröndenberger selbst noch Lücken sehen, war nun Thema einer Bürgerversammlung. Ironie des Schicksals: Der Termin für die Informationsveranstaltung war schon länger geplant und angekündigt, als der neuerliche Starkregen über Fröndenberg niederging, keine zwei Jahre nach den Ereignissen des Juli 2021.
Wieder stand das Löhnbad unter Wasser
Wieder stand auch das Löhnbad unter Wasser. Glücklicherweise kam es nun nicht zu gravierenden Schäden, so dass mittlerweile mit kleiner Verzögerung auch schon die Badesaison beginnen konnte. Auch andernorts in Fröndenberg waren die Schäden geringer, und dennoch beschäftigt dieses Unwetter erneut viele Menschen. Das zeigt die Resonanz auf die als Bürgerdialog angekündigte Veranstaltung am Mittwochabend in der Kulturschmiede. Fast 100 Besucher kamen, Anwohner aus verschiedensten Teilen der Stadt, politische Vertreter der im Rat aktiven Parteien.
+++ Auch interessant: Fröndenberg feiert an der Ruhr Tauffest der besonderen Art +++
Zur Einordnung des jüngsten Starkregens sagte Moderator Dr. Jan Echterhoff: Wie beim Unwetter 2021 könne man auch jetzt wieder von einem 100-jährigen Regenereignis sprechen, allerdings binnen zwei Jahren, Zahlen, die für sich sprechen. Vielleicht hatte mancher Beteiligte laute Vorwürfe und Kritik auf dem Bürgerdialog erwartet, doch es wurde ein besonnener Austausch im ruhigen Ton, auch wenn immer wieder Applaus den kritischen Äußerungen von Bürgern Nachdruck verlieh. Gedacht war der Dialog auch dafür, dass Anwohner konkrete Maßnahmen benennen, die Verwaltung könne nicht jeden Winkel der Stadt kennen.
Stadt hat nach dem Starkregen im Mai Nachrichten mit Kritik erhalten
Bürgermeisterin Sabina Müller erklärte zur Begrüßung, die Stadt habe nach dem Starkregen Ende Mai Nachrichten mit Unmut und Kritik erhalten – dafür, dass notwendige Maßnahmen auf sich warten lassen. Dafür habe sie Verständnis, betonte aber in der Kulturschmiede: „Die Lage ist sehr komplex, einfache Lösungen gibt es nicht. Die Stadt nimmt ihre Fürsorgepflicht sehr ernst.“ Nach dem Unwetter 2021 habe man bereits Durchlässe unter Straßen erneuert, Kontrollen kritischer Stellen erhöht und Aushub aus Gräben ausgebaggert im Umfang von gut 200 Sattelschlepper-Ladungen. „Diese Maßnahmen haben am 22. Mai auch Wirkung gezeigt“, betonte Müller.
Fertig erstellt ist eine Starkregen-Gefahrenkarte, die aufzeigt, wo genau bei welchem Niederschlag welche Wasserhöhen zu erwarten sind. Genauer erläuterte das Detlef Rieger von der Emscher-Lippe-Wassertechnik GmbH. Auf Detailkarten in der Schmiede war das auch für jeden Stadtteil nachzuvollziehen.
Straßen zur Mitte hin vertiefen
Rieger schlägt jetzt vor allem neue Regenrückhaltebecken vor. Um in den Siedlungsgebieten selbst Schlimmeres zu verhindern, können Straßen zur Mitte hin vertieft werden und nicht zum Rand, damit das Wasser sich hier als Notweg sammeln kann und nicht sofort in die Häuser am Straßenrand strömt.
Die andere Seite im Hochwasserschutz betrifft die Bürger und Hauseigentümer selber. Das hatte auch Stadtoberhaupt Müller betont: Die Verwaltung alleine könne nicht für Schutz sorgen, das ginge nur mit allen zusammen. Detlef Rieger nannte als konkrete Maßnahmen leicht erhöhte Hauseingänge und andere Kanten, gut abgedichtete Kellerfenster. „Einfache Maßnahmen können schon viel bewirken.“
Schließlich sei die dritte Säule die Beteiligung der Landwirte. Detlef Rieger erklärt anhand von Bildern, wie quer zum Hang verlaufende Ackerfurchen den Fluss des Wassers deutlich verlangsamen, während abwärts laufende Gräben das Gegenteil bewirken.
Holz und Sträucher im Löhnbad
Dann kam das Gespräch auf das Löhnbad. Der Fröndenberger Berthold Degenhardt bemängelte, der Löhnbach oberhalb des Schwimmbades sei schon wieder voll mit „Gerümpel“ von Holz oder Sträuchern. „So ist die nächste Überschwemmung programmiert!“ Moderator Echterhoff betonte, dass es zwei Seiten der Medaille gebe, weil der Eintrag im Bach auch Fließgeschwindigkeiten verlangsamen könne. Ständiges Sauberhalten des Bachs sei außerdem personalintensiv. Darauf Degenhardt: „Personalintensiv ist es vor allem, wenn das Löhnbad wieder unter Wasser steht.“
In Gesprächen mit den Experten konnten die Teilnehmer dann noch auf sehr konkrete Maßnahmen noch eingehen. All das soll in die weiteren Beratungen einbezogen werden. Der Fahrplan dafür sieht wie folgt aus: Maßnahmen zum künftigen Starkregenschutz werden jetzt weiter auch durch das Planungsbüro ausgearbeitet. Die politischen Gremien sollen diese dann im Herbst endgültig beschließen.