Drolshagen. Während viele junge Leute das Handwerk meiden, ist René Viedenz gerne Tiefbauer: Warum der Drolshagener sich traut, mit 29 eine Firma zu führen.
Während viele junge Menschen zum Leidwesen von Industrie und Politik das Handwerk zunehmend meiden wie der Teufel das Weihwasser, hat sich der 29-Jährige René Viedenz aus Iseringhausen ganz bewusst entschieden, sein Glück mit Schaufel, Bagger und Lkw zu suchen: „Ich habe zuletzt überwiegend selbstständig gearbeitet und Baustellen geleitet, da ist der Sprung in die Selbstständigkeit nicht mehr so groß“, begründet er den Schritt, der für einen Menschen seines Alters kein kleiner ist. Tiefbau bzw. Garten und Landschaftsbau ist seine Branche. Neben handwerklichem Geschick und technischem Know-how gehören kaufmännisches Gespür und Führungskompetenz ebenso zur Selbstständigkeit wie Organisationstalent.
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Reinhard Hesse (65) aus Drolshagen ist überzeugt, dass sein Nachfolger diese Fähigkeiten mitbringt: „Ich höre ja auch nicht von heute auf morgen ganz auf, bleibe dem Betrieb als Technischer Leiter erhalten.“
Sanfter Übergang
Für einen sozusagen „sanften Übergang“ eine ideale Konstellation, weiß auch der neue Chef René Viedenz. Ganz wichtig: Die beiden langjährigen Mitarbeiter von Reinhard Hesse bleiben an Bord. Absehbar, so der 29-jährige Jung-Unternehmer, komme noch ein weiterer hinzu.
Fachkräftemangel
Ergebnis einer Umfrage des ifo-Instituts für die deutsche Bauindustrie: Im Hochbau hatten im September 2021 knapp 33,5 Prozent der Betriebe Probleme, Fachkräfte in den Betrieb integrieren zu können.Im Tiefbau gaben sogar 37,9 Prozent der befragten Unternehmen einen Mangel an geeigneten Bewerbern für ihre Stellen an.
Auf die Frage, ob und inwieweit er auch danach weiter wachsen wolle mit seinem Unternehmen, will sich Viedenz nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Eine Geschäftspolitik der kleinen Schritte sei sicherlich vernünftiger, immer auch mit Blick auf die Branche. Auch jetzt schon bewegt das Fünf-Mann-Unternehmen einen stattlichen Fuhrpark – unter anderem mit zwei großen und zwei kleineren Baggern, einem 18-Tonner-Lkw mit Anhänger, Tieflader, Walze, Verdichter und so weiter. Sein Büro hat Viedenz im Eigenheim in Iseringhausen, Weinfeld 2.
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Daraus, dass ihre Branche fast zwei Jahrzehnte geboomt und den Slogan „Handwerk hat goldenen Boden“ Wahrheit verliehen hat, machen Viedenz und Hesse kein Geheimnis. Aber: „Ich denke, es wird etwas ruhiger werden“, sagt Viedenz mit Blick auf kräftig gestiegene Zinsen, die sich auf die Bauwirtschaft, den Hoch- wie den Tiefbau auswirken dürften.
Dass der Tiefbau allerdings in eine längere existenzielle Krise schlittern könnte, glauben weder Viedenz noch der erfahrene Reinhard Hesse: „Auch während der Corona-Krise hatten wir gut zu tun. Es hat in den zurückliegenden Jahrzehnten immer Wellenbewegungen gegeben. Wichtig ist, sich breit aufzustellen.“
Tiefbau-Lehre nie bereut
Hesse muss es wissen. Er kennt die Branche wie seine Westentasche. Ursprünglich war er Kfz-Mechaniker, schulte aber frühzeitig um und machte in der Abendschule seinen Tiefbaumeister: „1992 war das“, blickt er zurück. Ein Jahr später begann René Viedenz nach seinem Abschlusszeugnis auf der Realschule Olpe-Drolshagen seine Lehre. Auch er hatte zunächst andere Berufsziele: „Wir hatten zu Hause Land- und Forstwirtschaft, und ich hatte die Idee, eine Ausbildung beim Forstamt zu machen.“ Dass Lebenswege ihre eigenen Gesetze schreiben, ergab sich wenig später: „Ich hatte einige Male Ferienarbeit beim Drolshagener Tiefbauer Demnig gemacht, und er hat mich irgendwann gefragt: ,Willst du nicht eine Lehre bei uns anfangen?’“
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Viedenz schlug ein und hat es bis heute nicht bereut. Nach der Lehre und Gesellenjahren bei einem Schmallenberger und einem Olper Unternehmen fühlt er sich mittlerweile in seinem Beruf reif genug für die Selbstständigkeit.
Übergabe zum 1. Januar 2023
Und den einen oder anderen Tipp hat ja auch noch Altmeister Hesse parat: „Man sollte sich immer breit aufstellen, nicht nur auf einen Kundenstamm verlassen.“ So habe er immer darauf gesetzt, auch für die Industrie zu arbeiten. Wovon es im Sauer- und Siegerland ja genug gibt.
Die Geschäftsübergabe mit Generationswechsel wird zum 1. Januar 2023 stattfinden. Ein Schritt, den sich Handwerks- und Industriepolitik sicherlich von mehr jungen Menschen wünschen würden.
Wobei auch im Tiefbau gute Fachkräfte nicht auf den Bäumen wachsen. „Die sind schwer zu finden“, weiß auch René Viedenz.