Hagen. Nach massiven Vorwürfen gegen einen Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums ermittelt jetzt die Polizei Hagen. Das sind die Hintergründe:
Nach massiven Vorwürfen gegen einen Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums in Hagen ermittelt nun die Kriminalpolizei, wie Sprecher Sebastian Hirschberg gegenüber dieser Zeitung bestätigt.
Ein anonymer Hinweis aus der Elternschaft hatte den Fall in die Öffentlichkeit gerückt. Der Vorwurf: Der besagte Oberstufenschüler soll, so heißt es in dem Schreiben, rund 10.000 Euro der Abi-Gelder gestohlen haben, die eigentlich für den Abiball sowie Abiturzeitungen und -pullis gedacht gewesen seien.
Die Bezirksregierung Arnsberg bestätigt, dass es den Fall gibt: „Es wurden unmittelbar intensive Gespräche mit Schülern und Eltern geführt, und der Vorfall konnte soweit aufgeklärt werden.“ Die betroffenen Schülerinnen und Schüler, so betont auch Schulleiterin Gabriele Kemper, „haben noch am selben Vormittag Anzeige bei der zuständigen Polizeistelle erstattet“. Gemeint sind damit Schüler aus der Oberstufe, die sich betrogen fühlen.
Geld soll ersetzt werden
Die Schulleiterin habe erst Ende vergangener Woche von den Vorwürfen erfahren: „Die Schule selbst ist in diesen Prozess nicht involviert. Selbstverständlich werden wir als Schule jedoch sämtliche erforderlichen pädagogischen und disziplinarischen Maßnahmen ergreifen, um den Schulfrieden wiederherzustellen, um damit sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst unbelastet in die anstehenden Abiturprüfungen starten können“, schreibt Schulleiterin Kemper in einer schriftlichen Stellungnahme. Weitere Auskünfte könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erteilen.
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Auch Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung, betont: „Es ist wichtig, dass jetzt wieder Ruhe in das Schulgeschehen kommt und die Schülerinnen und Schüler sich auf ihre Prüfungen konzentrieren können.“ Auf Nachfrage zu dem verschwundenen Geld betont der Sprecher, dass es an der Schule Gespräche (nach WP-Informationen auch mit den Eltern) gegeben habe, in denen sich darauf verständigt wurde, dass das verschwundene Geld für den Abiball ersetzt wird.
Der Volljährige, der stets als Vorzeigeschüler galt, wollte auf Anfrage der Redaktion zu den Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben.
Erst nach zwei Jahren aufgefallen
Dass das Geld fehlt, scheint tatsächlich erst nach zwei Jahren in der Oberstufe aufgefallen zu sein, schildern die Verfasser des anonymen Briefs der Redaktion: Der Schüler sei damit beauftragt gewesen, das Abitur-Konto zu verwalten, es sei entsprechend auch auf seinen Namen gelaufen. Diese Vorgehensweise ist nicht unüblich – schließlich handelt es sich bei Abibällen um private Veranstaltungen, die von der Schülerschaft organisiert werden.
„Über 13.000 Euro wurden an dieses Konto in dem Zeitraum überwiesen. Jeder Schüler musste pro Quartal rund 35 Euro, in den zwei Jahren insgesamt 270 Euro, auf das Bankkonto überweisen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Nach zwei Jahren, als die Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs ihren Abiball organisieren wollten, hätten sie dann mit Schrecken feststellen müssen, dass es auf dem Bankkonto nie einen Kontostand von mehr als 5000 Euro gegeben hätte. Der besagte Oberstufenschüler hätte stattdessen das Geld für „jegliche persönliche Ausgaben, Urlaub in der Türkei, Restaurantbesuche und Freizeitaktivitäten“ ausgegeben. „Der Aufschrei in der Schule ist gerade sehr groß“, schildern die Verfasser in ihrer Mail.
Die Ermittlungen der Polizei dauern an.