Hagen. Die Stadt baut, aber die Engpässe bleiben: Viele Eltern suchen in Hagen einen Platz im Kindergarten. So sagt der Oberbürgermeister zur Situation.
Die angespannte Situation bei den Kitas in Hagen nervt die Eltern, sorgt aber auch bei den Verantwortlichen bei der Stadt für Unzufriedenheit. Die Zuwanderungs- und Flüchtlingswelle sorgt dafür, dass die Verwaltung gar nicht so schnell neu bauen kann, wie die Plätze erforderlich sind. Außerdem fehlen vor allen in der Innenstadt die notwendigen Baugrundstücke. Oberbürgermeister Erik O. Schulz äußert sich im Interview mit der Stadtredaktion zur aktuellen Lage.
Der Kita- und OGS-Ausbau schreitet zwar voran, jedoch nicht im erforderlichen Tempo. Wie ordnen Sie es ein, dass Hagen bei der Betreuungsquote unter dem Landesdurchschnitt liegt und eigentlich nicht hinterherkommt…
Ich glaube, dass in keiner Amtszeit eines OB jemals so viele Kitas gebaut wurden. Und trotzdem ist es richtig, dass wir das Problem nicht kompensiert bekommen. Es bringt uns in der Menge einfach an Ressourcengrenzen, und wir finden auch keine Flächen. Wir haben die Stadt mehrfach hoch- und runtergescannt.
Wieso wird das Thema nicht fremdvergeben? Warum muss Hagen das selbst machen?
Das machen wir, wo immer es geht, und arbeiten dann mit Architekten zusammen. Die Planungssteuerung bleibt aber dennoch immer bei uns. Wir sind froh, dass wir mit „Terra 1“ in Wehringhausen etwas realisieren konnten, bei dem wir gleichzeitig das Thema Kita und Grundschule anpacken konnten. Die 1600 Kita-Plätze waren schon eine Riesenherausforderung. Was die reine Versorgungsquote angeht, wäre man mit so einer Zahl an Plätzen sehr gut dabei. Aber der Zustrom an Zuwanderern und Flüchtlingen stellt uns bis heute vor große Herausforderungen. Wir sind ja auch nicht auf der Suche nach Flächen in Berchum oder Dahl, sondern im Bezirk Mitte.
Sind Zuwanderung und Flucht wirklich die einzigen Gründe dafür?
Ja, das muss man ganz deutlich sagen. Wenn wir die Zielquote bei Betreuungsplätzen betrachten, hätten wir sie eigentlich signifikant verbessert. Aber es sind allein 5000 rumänische und 2300 bulgarische Bürger zu uns gekommen. Und bislang 1650 Ukrainer, die ja noch gar keine Betreuungsplätze beanspruchen. Das ist aus unserer Sicht eine völlig gegenläufige Bewegung und ein nicht erwartbarer Zuwachs.
Haben Sie manchmal Angst, dass die angespannte Lage mit Blick auf die Kinderbetreuung junge Familien aus der Stadt treibt?
Ich glaube nicht, dass Familien aus diesem Grund wegziehen. In Städten um uns herum ist die Situation eine ähnliche. Auch dort müssen Kinder aus Zuwandererfamilien untergebracht werden. Ich kann übrigens auch mit Blick auf die Kita-Beiträge verstehen, das uns die Frage gestellt wird: „Was macht ihr mit den jungen Leistungsträgern?“ Aber ich sage auch: In Hagen sind die Beiträge nicht durchgängig hoch. Menschen, die unter 25.000 Euro im Jahr verdienen, zahlen keine Beiträge. Das ist eine wichtige sozialpolitische Entscheidung von uns gewesen. Auch bei den mittleren Einkommen sind die Beiträge nicht überdurchschnittlich. Bei den höheren Einkommen ist es schon belastender. Aber noch mal: Ich finde es die bessere Botschaft, wenn wir die Menschen am unteren Ende der Einkommensskala entlasten.