Drolshagen. NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach war mit mehreren Förderbescheiden in den Kreis Olpe gekommen. Die höchste Summe geht nach Drolshagen.
„Heute ist ein besonderer Tag für unseren Heimatverein. Und gleichzeitig ein besonderer Tag für unsere Stadt Drolshagen“, sagte Bürgermeister Ulrich Berghof am Donnerstagabend. NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach war aus Düsseldorf in den Kreis Olpe gekommen, im Gepäck Förderbescheide für Meggen, Saalhausen, Attendorn sowie für die Rosestadt. Ob hier die letzte Station ihrer Rundreise aufgrund der Autobahnnähe zur Feierabendzeit war, sei dahingestellt. Jedenfalls war es mit Abstand die höchste Fördersumme unter dem Namen „Heimat-Zeugnis“ aus dem Landesförderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“, die sie an diesem Tag übergeben konnte. Und es war auch die höchste Förderung, die bisher ein privater Vorhabenträger im Stadtgebiet Drolshagen erhalten hat. Genau 889 076 Euro bekam der Heimatverein Drolshagen für sein Großprojekt „Heimathaus“ und so die höchstmögliche Förderung von satten 90 Prozent.
Raum für Begegnung
Die Freude über den Förderbescheid stand dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Dr. Stephan Schlösser, ins Gesicht geschrieben. „Danke für die Ehre durch Ihr persönliches Erscheinen, für die Anerkennung unserer Anliegen und Ihr Vertrauen“, wandte sich Dr. Stephan Schlösser an die Ministerin. „Der Bau ist nicht für uns und nicht für den Heimatverein, sondern für die Drolshagener Bürger.“ Man schaffe damit Raum der Begegnung, für Aktivitäten aller Art und für Menschen aller Schichten und Milieus. „Hier sollen sich alle treffen können und auch wiederfinden, was uns insbesondere auch in Corona-Zeiten genommen wurde: Gemeinschaft, Begegnung, Persönlichkeit und damit Heimat.“
Heimathausgeschichte beginnt 1993
Im Jahr 1993 erwarb der „Heimatverein für das Drolshagener Land“ den „Gasthof Bone“ und renovierte das Bauwerk grundlegend.Im Oktober 1995 konnte das Haus mit Hilfe der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, staatlichen und städtischen Zuwendungen, großzügigen Spenden Drolshagener Firmen und viel Eigenleistung vollständig als „Heimathaus“ eingeweiht werden.2009 erwarb der Heimatverein das Nachbargrundstück. Die Stadt Drolshagen übernahm den Abriss des darauf stehenden, 1842 erbauten Hauses, derzeit in Besitz der Familie Albus.
Bevor Ina Scharrenbach den Förderbescheid offiziell übergab, hatte sie eine Runde durch das Heimathaus unternommen. „So groß hatte ich es nicht erwartet. Und in den Gewölbekeller wird das Bier bestimmt nicht gerollt, sondern getragen“, bemerkte sie anerkennend. Ohne Ehrenamt sei heute kein Staat zu machen. Es sei ein unschätzbarer, unbezahlbarer Wert. Das Wichtigste nach der Gesundheit sei Zeit, die man einsetze für die Gesellschaft und die Gemeinschaft. „Heimat bedeutet, dass man einen Ort, ein Haus haben darf und haben muss, wo Menschen sich sammeln können. Heimat ist das, was unsere Gesellschaft und die Menschen miteinander verbindet und die Gemeinschaft stärkt. Deswegen haben wir das Förderprogramm erdacht, weil es solche Ideen unterstützt.“
Idee von Prof. Hubertus Halbfas
Im Juli 2019 hatte der Heimatverein den Förderantrag gestellt und dabei Kosten in Höhe von rund einer Million Euro veranschlagt. Die Idee, im Zusammenhang mit dem Heimathaus etwas Neues auf die Beine zu stellen, gibt es bereits seit 2009: Der Gründer des Heimatvereins, Prof. Dr. Hubertus Halbfas, warb gemeinsam mit dem Unternehmer Theo Hermann für ein neues Kulturzentrum, das mit Hilfe einer Bürgerstiftung realisiert werden sollte. Doch der Plan stieß nicht nur auf Befürworter und verschwand auch aufgrund politischen Gegenwindes wieder in der Schublade. Auch um das aktuelle Projekt gab es Kontroversen. Dann aber bot sich die Möglichkeit, Fördermittel des Landes abzurufen. Nun hofft man auf einen schnellen Baustart. Dabei wird der Neubau durch ein gläsernes Zwischenstück mit dem alten, denkmalgeschützten Heimathaus verbunden, das damit sein Gesicht behält. Das Ziel: Das Heimathaus als zentrales Kulturzentrum der kleinen Stadt modern und zukunftsfähig aufzustellen, größer, barrierefrei, mit behindertengerechten Sanitäreinrichtungen und viel Raum für vielfältige Aktivitäten. Insgesamt drei Etagen bei einer Grundfläche von rund 100 Quadratmeter umfasst der Neubau. Dazu kommt die Unterkellerung, die doppelt so groß ist wie der Hochbau. Bis spätestens Ende 2022 will man fertig sein.
Berghof dankt Heimatverein
„Ich danke dem Heimatverein für sein kontinuierliches Wirken und sein Bemühen um eine angemessene räumliche Erweiterung“, sagte Bürgermeister Ulrich Berghof. Und zu Ina Scharrenbach: „Hier sind Sie richtig, weil Drolshagen das Thema Heimat mit seinem Heimatverein und dem wunderschönen Heimathaus bereits seit vielen Jahren erfolgreich aus der heutigen Sicht und völlig ohne das Gedankengut der ewig Gestrigen in den Blick nimmt.“
Im Übrigen wünsche er sich die Besuche der Ministerin sehr viel häufiger, so der Bürgermeister. An Ideen im Hochbau, der Entwicklung eines klugen Quartiers und dem von ihr sehr geschätzten Bauen mit Holz mangele es Drolshagen nicht. Und da er nicht wisse, wann sie das nächste Mal zu Besuch komme, bat er um einen Eintrag in das Gästebuch der Stadt Drolshagen. Denn dafür gelte das Gleiche wie für die Förderung: „Was wir haben, haben wir!“.