Kreis Olpe/Sauerland. Die Volksbank Bigge-Lenne und die Volksbank Sauerland fusionieren. Und zwar noch in diesem Jahr. Doch was ändert sich eigentlich für den Kunden?

Zwei Volksbanken, eine Region – Die Volksbank Bigge-Lenne und die Volksbank Sauerland fusionieren. Und zwar noch in diesem Jahr. Ziel ist eine starke Volksbank für das Sauerland. Doch was bedeutet das für die Kunden? Und wie aufwendig ist so eine Fusion? Vorstandsmitglied Bernd Griese gibt im Interview mit unserer Zeitung Antworten.

Warum möchten die Volksbank Bigge-Lenne und die Volksbank Sauerland fusionieren?

Bernd Griese: Wir möchten fusionieren, weil wir uns für die Zukunft aufstellen. Uns beschäftigen natürlich Themen wie Niedrigzinsen/Negativzinsen, neue Wettbewerber – und Digitalisierung. Schon seit Jahren. Dazu kommt: Das Kundenverhalten hat sich massiv verändert. Ohne eine entsprechende Präsenz in den digitalen Medien, würden wir bei einem Großteil der Kunden keine Rolle mehr spielen. Ein weiterer Punkt ist die Regulatorik. Da haben sich im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 die Anforderungen gravierend erhöht. Das ist in einem größeren Haus natürlich einfacher zu bearbeiten.

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Inwiefern ist das einfacher?

Jetzt sind zum Beispiel drei Mitarbeiter im Grunde genommen ausschließlich damit beschäftigt, regelmäßig Meldungen an die Bankenaufsicht abzugeben. Das müssen die Kollegen der Volksbank Sauerland natürlich auch. Das heißt, wir sparen Personal, da wir zukünftig die Meldungen ja nur einmal abgeben müssen. Heute meldet jedes Haus für sich.

Personal
sparen?

Nicht im Sinne von Personal reduzieren. Personalabbau ist mit der Fusion nicht verbunden. Im Gegenteil. Beide Banken suchen aktiv Mitarbeiter. Aber um die Hintergründe unserer Fusion zu verstehen, ist ein Punkt noch ganz wichtig: Die Haupteinnahmequellen der Regionalbanken ist ja der Zins- und Provisionsüberschuss. Und der Zinsüberschuss kommt aus dem klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft. Durch das niedrige Zinsniveau ist die Kreditmarge – also das, wovon die Bank ihre Kosten bestreitet – in den letzten Jahrzehnten konstant gesunken. Das macht es schwer, die Kosten zu decken. Deswegen ist es aus unserer Sicht, Zeit zu handeln. Weil alleine und weiter so wie bisher wird nicht mehr funktionieren. Die Fusion ist der richtige Schritt, zur richtigen Zeit mit dem richtigen Fusionspartner. Das heutige Geschäftsmodell wird neu ausgerichtet.

Klingt nach mehr als „nur“ eine Fusion?

Wir wollen tatsächlich etwas Neues schaffen. Also nicht „nur“ die Banken verschmelzen. Zum Beispiel wollen wir einen eigenen Fachbereich schaffen, der sich ausschließlich mit Investitions-Vorhaben im Bereich erneuerbarer Energie beschäftigt. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Region. Und die Anforderungen für eine Photovoltaikanlage oder ein Solarfeld sind ganz anders als im klassischen Kreditgeschäft. Da braucht man Erfahrung für. Die bringt unser Fusionspartner mit. Wir wollen der Schrittmacher sein für die Energiewende im Sauerland. Und in diesem Fachbereich werden extra ausgebildete Mitarbeiter beschäftigt sein.

Auch ein Grund, warum die Volksbank auf Mitarbeiter-Suche ist

Ja. Die Anforderungen aus Kundenperspektive sind immer spezieller geworden. Die Mitarbeiter haben heute zum Teil absolute Spezialisten-Funktionen in ganz bestimmten Themen. Das werden wir weiter ausbauen und hier und da neue Stellen-Profile schaffen. Wie beispielsweise in dem künftigen Fachbereich erneuerbare Energien.

Gibt es noch weitere Neuerungen?

Im Bereich Bauen, Wohnen und Leben bieten wir erweiterte Leistungen an. Von der Immobiliensuche bis hin zur Finanzierung. Dazu haben wir bereits eine Homepage (www.wohnen-in-suedwestfalen.de) eingerichtet. Aber auch im Präsenzgeschäft wollen wir das Thema ausbauen. Unser Ziel ist es, der erste Ansprechpartner zu sein. Es gibt noch viel mehr zu erzählen. Regionale Investitionen – wie zum Beispiel unser Projekt mit dem WohnGut Saalhausen – wollen wir weiter ausbauen. Genau wie regionalen Foren zum Austausch und unsere regionalen Netzwerke, die wir nun bündeln. Vorteile durch die Fusion gibt es somit einige. Die Basis bleibt aber das Kerngeschäft. Also das Kredit- und Einlagengeschäft.

Reden wir noch mal konkret über die Vorteile

Mal in Zahlen ausgedrückt: Die Eigenkapital-Position in beiden Banken ist gut. Die Volksbank Bigge-Lenne bringt 210 Millionen Euro echtes Eigenkapital mit. Die Volksbank Sauerland 170 Millionen. Das heißt, wir reden von 380 Millionen echtes Eigenkapital. Und das steigert die Beweglichkeit des regionalen Kreditgeschäftes deutlich. Und das ist eine sehr gute Nachricht für den heimischen Mittelstand. Denn: Die heimischen Unternehmen sind sehr stark gewachsen. Und damit auch die Anforderungen an das Kreditgeschäft bzw. der Finanzierungsbedarf. Durch die Fusion verbessern wir also die Möglichkeit, die Unternehmen bei ihrem Wachstum zu begleiten. Das gilt auch für das stark wachsende Privatkundengeschäft.

Was ändert sich für den Kunden?

Der Name ändert sich. Wir sind künftig nicht mehr die Volksbank Bigge-Lenne, sondern die Volksbank Sauerland. Der Hauptsitz wird weiterhin Schmallenberg sein.

Was ist mit der IBAN?

Für die Kunden der Volksbank Bigge-Lenne bleibt die IBAN gleich. Da ändert sich nichts. Die Filialen bleiben auch. Ein Filial-Abbau ist mit dieser Fusion nicht verbunden. Die Ansprechpartner bleiben ebenfalls. Also das Berater-Team vor Ort bleibt im Wesentlichen gleich. Wir werden ein dezentrales Standortkonzept umsetzen. Das heißt, die Entscheidungsträger bleiben vor Ort. Das ist den Firmen auch sehr wichtig. Und auch der Vorstand wird aus den bisherigen fünf Vorstandsmitgliedern bestehen und dezentral organisiert werden.

Bekomme ich eine neue Bankkarte, da sich der Name ändert?

Die Bankkarten bleiben erstmal gleich. Die werden erst dann ausgetauscht, wenn der Kunde ohnehin eine neue bräuchte, da die alte abgelaufen ist. Was passiert mit den Gewerbesteuern nach der Fusion? Die Steuerkraft bleibt den heimischen Kommunen erhalten. Auch das Sponsoring der heimischen Vereine wird fortgesetzt. Regionale Projekte werden weiterhin unterstützt.

Wie groß ist die neue Volksbank Sauerland dann wirklich?

Wir verdoppeln uns im Prinzip. Die Volksbank Bigge-Lenne hat ein Gebiet von Attendorn bis Medebach. Die Volksbank Sauerland hat ein Gebiet von Neheim über Arnsberg und Meschede bis Olsberg. Beide Banken haben zusammen 590 Mitarbeiter. Zusammen werden wir getragen von 81.229 Mitgliedern. Wir haben 22 mit Mitarbeitern besetzte Standorte und 42 SB-Filialen bzw. Standorte, an denen wir Geldautomaten mit Kooperationspartnern betreiben.

Wann ist die Fusion abgeschlossen?

Die Planungen laufen schon über einen längeren Zeitraum. Grade in den letzten zwei Jahre haben wir intensiv daran gearbeitet mit etlichen Infoveranstaltungen. Und die Akzeptanz ist auch bei den Mitarbeitern da. Nun müssen die Vertreter in den Vertreterversammlungen noch zustimmen. Die Vertreterversammlungen sind in der kommenden Woche. Im September erfolgt – die Zustimmung der Vertreter mal vorausgesetzt – der letzte Schritt. Das ist die technische Fusion. Das heißt, die EDV-Systeme werden zusammengeführt.