Hagen. Die vierte städtische Gesamtschule in Hagen ist beschlossene Sache. Aber wird sie wie geplant in Wehringhausen gegründet oder in der Innenstadt?
Die SPD-Fraktion plädiert dafür, die geplante vierte städtische Gesamtschule zentral in der Innenstadt anzusiedeln. Im Schulzentrum Wehringhausen solle stattdessen eine andere Schule untergebracht werden. Sollte die Gesamtschule in Wehringhausen beheimatet werden, fürchten die Sozialdemokraten, bestehe die Gefahr, dass sie in Konkurrenz zur bestehenden Gesamtschule in Haspe trete und sich die beiden Lehranstalten gegenseitig die Schüler abjagen.
In die nächste Ratssitzung am Donnerstag geht die SPD daher mit dem Vorschlag, „dass bei Nutzung des Schulzentrums Wehringhauen durch eine innerstädtische Schule in der Innenstadt ein geeignetes Gebäude für die vierte Gesamtschule genutzt werden kann.“ Lässt man die Berufskollegs außen vor, kann damit nur eines der Gymnasien in der Innenstadt oder aber eine Sekundarschule gemeint sein.
Verwaltung stellt Pläne vor
„Wir wollen, dass vor einer endgültigen Entscheidung einfach mal alle Aspekte dieser für die Schulentwicklung in Hagen so wichtigen Angelegenheit geprüft werden“, so SPD-Fraktionschef Claus Rudel. Eine dieser Schulen würde, sollte sich der SPD-Vorstoß als sinnvoll herausstellen und eine Mehrheit finden, ihren angestammten Platz für die neue Gesamtschule räumen und nach Wehringhausen ziehen. Die Genossen wollen noch keine endgültige Festlegung, sondern haben ihre Idee bewusst als Option formuliert, die in den kommenden Monaten als eine mögliche Variante weiterverfolgt werden sollte.
Bislang scheint allerdings Einigkeit zwischen Stadt und Allianz (CDU, Grüne, FDP) zu bestehen, dass die neue Gesamtschule in Wehringhausen untergebracht wird. Ein entsprechendes organisatorisches Szenario wird die Verwaltung in der Ratssitzung am Donnerstag vorstellen. Der Beschluss des Rates zur Gründung der vierten Gesamtschule, der im Juni 2020 gefasst wurde, lässt allerdings noch ein wenig Spielraum erkennen: Die Schule solle zwar „vorrangig“ im Schulzentrum Wehringhausen entstehen. Eine Entscheidung über den konkreten Standort werde aber erst „im Rahmen der Beratungen“ getroffen.
Endgültige Entscheidung noch nicht gefallen
Eine endgültige Entscheidung über den tatsächlichen Standort ist also noch nicht gefallen. Fest steht nur, dass die Freie Evangelische Gesamtschule (FESH) das Schulzentrum Wehringhausen in einigen Jahren (frühestens 2023) verlassen und nach Vorhalle umziehen wird. Der christlich geprägte Trägerverein will das Schulgebäude am Vossacker von der Stadt kaufen – bis auf Sporthalle und Schwimmbad, die die Stadt in ihrem Besitz behalten will, um sie auch anderen Schulen und Vereinen zur Verfügung stellen zu können.
Die SPD pocht darauf, dass der Kaufpreis für das Schulgebäude mindestens dem Wert entsprechen muss, der für die Immobilie in der Bilanz hinterlegt ist. Könne die FESH dies nicht finanzieren, könnte eine „echte Kostenmiete“ die Alternative sein. Auf jeden Fall müsse verhindert werden, so die SPD, dass durch den Verkauf des Objektes eine Wertminderung des städtischen Vermögens eintrete.
Dringend benötigte Schulplätze
In dem Antrag der Sozialdemokraten schimmern auch die alten ideologischen Grabenkämpfe durch, die die Schulpolitik jahrzehntelang geprägt haben. Während die Verwaltung hervorhebt, die FESH wolle in Vorhalle weiter wachsen und liefere der Stadt damit „flankierende Unterstützung“ bei der Schaffung von dringend benötigten Schulplätzen, argumentiert die SPD, dies dürfe bei der Entscheidungsfindung keine Rolle spielen. Es sei Aufgabe der Stadt, Bildungseinrichtungen und Schulplätze ausreichend, kostenfrei und „ohne konfessionelle Ausrichtung“ zur Verfügung zu stellen, heißt es spitz mit Blick auf den christlichen Charakter der FESH.
Andererseits war es der Stadt ein Anliegen, die FESH nicht einfach aus Wehringhausen hinauszukomplimentieren, obwohl der Mietvertrag in diesem Jahr endete. Denn die Verwaltung stand bei der Schule im Wort, da sie das Gebäude ursprünglich sogar an die FESH verkaufen wollte, nach der Flüchtlingskrise 2015 und der damit sprunghaft angestiegenen Schülerzahl jedoch einen Rückzieher machte.
Jahrelang wurde daraufhin ein neuer Standort für die FESH gesorgt und mit dem ehemaligen Hauptschulgebäude in Vorhalle endlich gefunden.