Menden. Klaus Bauer und Marvin Splitt räumen Mendens Container-Standorte auf. Sie kümmern sich um das, was Bürger illegal entsorgen – Woche für Woche.
Verdreckte Container-Standorte in Menden sind seit vielen, vielen Jahren ein großes Ärgernis. Doch ohne Männer wie Klaus Bauer und Marvin Splitt sähe es dort noch weitaus schlimmer aus. Denn sie räumen Woche für Woche den illegal entsorgten Müll, Dreck und Unrat weg.
Aktion: Fragen Sie Mendens Klimaschutzmanager Thomas Tokotsch
Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser: Wissen Sie immer, in welche Tonne oder in welchen Container welcher Müll gehört? Wo zum Beispiel wird eine Mittagessen-Verpackung entsorgt, auf der „ökologisch abbaubar“ steht? Und wo sollte ein Strohhalm aus Pappe landen, nachdem er benutzt wurde? Und warum eigentlich darf Bauschutt nicht zum Sperrmüll gestellt werden? Diese und weitere Fragen beantwortet Thomas Tokotsch, Klimaschutzmanager der Stadt Menden, exklusiv für WESTFALENPOST-Leserinnen und -Leser. Die Fragen müssen sich selbstverständlich nicht nur um das Thema Müll drehen. Auch für alle anderen Themen rund um den Klimaschutz ist Thomas Tokotsch kundiger Experte. Fragen bitte bis Mittwochmorgen, 15. September, 10 Uhr, per Mail an menden@westfalenpost.de
Klaus Bauer fasst mit beiden Händen mehrere große Papp-Kartons und wirft sie schwungvoll in den Container-Wagen des Mendener Baubetriebs (MBB). Um die Altpapier-Container am Vogelsang sieht es schlimm aus. „Das geht eigentlich diese Woche“, sagt Klaus Bauer. „Das ist manchmal noch viel mehr.“ Woche für Woche fährt der 58-Jährige – immer zusammen mit einem Kollegen – zu Mendens Papier-Containern. Zurzeit ist sein junger Kollege Marvin Splitt dabei. „Eigentlich bin ich im Straßenbau“, erklärt der 22-Jährige Straßenwärter. Aber Klaus Bauers langjähriger Kollege ist in den Ruhestand gegangen, und bis der neue Partner anfängt, hilft jemand anderes aus dem MBB-Team aus.
Schutt, Tapeten und Waschmaschinen
Rund um die Container-Plätze gibt es kaum etwas, das hier nicht illegal entsorgt wird – Bauschutt und Tapetenreste, die gegen eine Gebühr am Bringhof abgegeben werden können, aber auch Pappe und Joghurt-Becher, die kostenfrei in den Papier-Container beziehungsweise in die Gelbe Tonne geworfen werden können. Bisweilen schleppen Bürger sogar ihre Waschmaschine oder andere Elektro-Großgeräte zu einem Container-Standort – obwohl diese auf Anforderung sogar kostenlos bei ihnen vor der Haustür abgeholt würden.
+++ Das sind Mendens Container-Standorte +++
Warum landet so viel Müll neben und hinter den Containern? „Ich glaube, dass viele mit Pappkartons keine Lust haben, zu einem anderen Container zu fahren, wenn einer voll ist“, vermutet Klaus Bauer. „Und anderen ist es vielleicht einfach egal.“ Es könne aber auch sein, dass zum Teil Nicht-Mendener ihren Müll hier entsorgen, die an ihrem Wohnort für die Abholung von Sperrmüll – anders als in der Hönnestadt – bezahlen müssten. Ob das erklärt, warum Klaus Bauer schon ganze Wohnzimmer oder auch mal eine komplette Küche an einem Container gefunden hat?
Ganz ohne Folgen für den Verursacher bleibt die illegale Entsorgung indes nicht immer. Marvin Splitt zückt sein Handy, richtet es auf den Adressaufkleber. Der Mann, an den das Paket adressiert ist, wohnt nicht allzu weit vom Container entfernt. Warum er den Karton neben und nicht in den Container geworfen hat oder – falls der Behälter voll war – einfach einen anderen aufgesucht hat, bleibt das Geheimnis des Mendeners. Die Mitarbeiter des MBB geben seine Adresse mit der entsprechenden Info an das Ordnungsamt weiter.
+++ In Menden Kleider-Containern landet massenweise Müll +++
Die beiden Aufräumer haben auch schon Mendener „auf frischer Tat“ ertappt: „Wir haben auf Battenfelds Wiese eine Frau dabei beobachtet, wie sie ihren Müll da hingeworfen hat“, erinnert sich Marvin Splitt. Als sie die Frau ansprachen, habe diese sich mit dem Hinweis verteidigt, ihre Freundin habe ihr gesagt, dass sie ihren Müll hier einfach abladen könne. Das sei erlaubt.
Das, was Klaus Bauer und Marvin Splitt am Vogelsang einsammeln, füllt den Container auf dem orangefarbenen Wagen des MBB schnell. Deshalb fahren die beiden zum städtischen Container-Platz an der Gisbert-Kranz-Straße. Hier stehen zwei große Container von Lobbe, in die der Müll aus den öffentlichen Papierkörben im Stadtgebiet gefüllt wird – und der illegal entsorgte Müll, den der MBB einsammelt. Heute sind beide Lobbe-Container bereits randvoll gefüllt, so dass Marvin Splitt und Klaus Bauer den Müll vom Vogelsang in einem Container des MBB zwischenlagern.
Anschließend geht es weiter zum Papenbusch. Hier liegen zahlreiche Küchenabfälle, Beutel mit Restmüll, Verpackungen von Fast-Food-Ketten und Pizza-Kartons. Manchmal finden Klaus Bauer und Marvin Splitt auch tote Tiere. „Ratten und Eichhörnchen zum Beispiel“, sagt Klaus Bauer. Das größte Tier, das er an einem Container entdeckte, war ein verendetes Wildschwein.
+++ Bringhof muss voraussichtlich Ende 2022 schließen +++
Klaus Bauer und Marvin Splitt tragen bei ihrer Arbeit stets Handschuhe: „Ohne Handschuhe packe ich nichts an“, sagt Klaus Bauer. Nach Feierabend können sie am Bauhof duschen und ihre Kleidung wechseln, „so was möchte man nicht zu Hause haben“, sagen beide.
Mehr Online-Bestellungen, mehr Müll in der Natur
Eine Sisyphus-Arbeit ist das, was die beiden hier leisten. „Ein Kampf gegen Windmühlen“, erklärt Klaus Bauer, der diesem Job seit knapp 26 Jahren nachgeht. Vor allem in den letzten Jahren, seit immer mehr Menschen online bestellen, landen noch mehr Verpackungen in der Natur statt im Container.
Aber es gibt auch diejenigen, die ihren ganz normalen Hausmüll hier entsorgen. Besonders eklig, gerade im Sommer. Vorsichtig schiebt Marvin Splitt eine Tüte etwas auseinander. Essensreste werden sichtbar, Fliegen steigen auf, es stinkt. Man möchte nicht genauer wissen, was sich in der Tüte befindet, die schon auseinanderreißt. „Dass man im Sommer Maden findet, ist nichts Ungewöhnliches“, weiß Marvin Splitt.
Manche Menschen bedanken sich
Sind die beiden denn nicht mal wütend und sauer auf die Menschen, die ihren Müll einfach an den Container-Plätzen abladen? „Nein“, sagt Klaus Bauer. „Das ist ja unsere Arbeit, damit verdienen wir unser Geld.“ Außerdem gebe es auch schöne Seiten: „Manchmal“, so erzählen die beiden, „da kommen Leute vorbei und bedanken sich bei uns. Das tut gut.“
Ein Video von den beiden Aufräumern finden Sie unter wp.de/menden