Fröndenberg. Ein Jahr nach der Eröffnung zieht Büchereileiterin Doris Wehowski ein erstes Zwischenfazit. Gerade Jugendliche bleiben aus. Das sind die Gründe.
Ein Jahr hat die Stadtbücherei am Marktplatz in Fröndenberg nun bereits geöffnet. Im Schulausschuss zieht Büchereileiterin Doris Wehowski ein erstes Fazit – auch wenn das vor allem durch Corona geprägt ist. Vor allem bei Jugendlichen verliert das Lesen an Attraktivität. Doch das hat Gründe.
Ressourcen nicht verschwenden
„Der Start war anders als geplant, aber es ist eine Bereicherung für die Stadt“, erklärt Ausschussvorsitzende Ruth Schneider (CDU) zum Start der Bücherei im vergangenen Jahr. Dass es dabei auch Probleme gab, stellt Büchereileiterin Doris Wehowski fest. Gleichwohl habe man – allen Widrigkeiten zum Trotz – den Sommerleseclub etabliert. Mit neuen Regeln habe man Eltern wie Kinder gleichermaßen zum Lesen animiert; 128 Teilnehmer zählt Wehowski. Auffällig dabei: „Mädchen lesen mehr als Jungs.“ Einziger Wermutstropfen: Coronabedingt haben in diesem Jahr keine Schulen teilgenommen. +++ Neuer Standort für die Fröndenberger Stadtbücherei gefunden +++
Und die Büchereileiterin kann weitere Zahlen vermelden: 51 Neuanmeldungen. „Das ist schon ein Erfolg“, sagt Wehowski, gerade mit Blick auf die Altersstruktur. Allerdings hat sie dort ein Kernproblem ausgemacht. „Uns brechen die Jugendlichen weg, wir können sie kaum noch erreichen.“ Und das hat auch einen einfachen Grund, der sich quer durch alle Büchereien zieht: Jugendliche verlieren meist das Interesse an Büchern, widmen sich stärker dem Smartphone, Freunden oder Computerspielen. Wie man diese Altersgruppe trotzdem bindet, dafür gebe es momentan kein Patentrezept. „Haben Sie eine Idee, wie wir da etwas ändern können oder ob es Dinge sind, die nicht zusammenpassen?“, will Klaus Raffenberg (SPD) wissen. Allein über Investitionen in neue Technik oder Spiele zum Ausleihen funktioniere das nicht. „In diesem Alter ist Lesen einfach nicht cool. Wir müssen außerdem mit unseren Ressourcen haushalten“, betont Wehowski. +++ Fröndenberger Bücherparadies: Ausverkauf nach 19 Jahren +++
Für die Zukunft hat sie sich dennoch etwas überlegt. „Veranstaltungen haben tatsächlich gefruchtet.“ Neben dem Sommer-Lese-Club hätten auch das Bilderbuch-Kino, eine Kreide-Aktion und die Verleihung der Leseoscars überzeugen können. „Der Sommer-Lese-Club hat gezeigt, dass Bastelaktionen gut ankommen“, so ihr Fazit. Im Mittelpunkt dabei: Die Verknüpfung von analogen und digitalen Angeboten. Über Tablets könnten vor allem ältere Kinder angesprochen werden, während das Basteln auch jüngeren einen Mehrwert bietet. Für Erwachsene gibt es derweil auch Überlegungen. Wie bei der Baustellenlesung im Sommer 2020 könnte es auch künftig Autorenlesungen in der Ruhrstadt geben. Doch das, so Doris Wehowski, sei noch in Planung. „Man merkt, sie brennen für ihre Arbeit. Inwieweit können sie auf die Erfahrungen zurückgreifen und etwas gemeinsam organisieren?“, fragt Barbara Streich (SPD) mit Blick auf die Baustellenlesung mit Andreas Wallentin. Eine Kooperation mit dem Mendener Buchhändler, der regelmäßig hochkarätige Autoren nach Menden lockt, sei durchaus denkbar, so Wehowski.
Bücherflohmarkt am 10. Oktober auf dem Bauernmarkt
Ein Höhepunkt steht in diesem Jahr allerdings noch aus: der erste „Geburtstag“ der Bücherei in den neuen Räumlichkeiten am Marktplatz. Die ist für den 27. Oktober angedacht; in welchem Rahmen, das lässt Doris Wehowski noch offen. Vor einem rät die Büchereileiterin allerdings ab: Buchspenden. „Es ist noch viel zu viel da.“ Denn aus der alten Bücherei Kern lagern noch Altbestände in Kisten, die im Rahmen des Bauernmarktes am 10. Oktober bei einem Bücherflohmarkt unters Volk gebracht werden sollen.