Hagen. Der Revolver und die Schlagringe aus dem Hagener Nazi-Fund werden dem Stadtarchiv nun länger fehlen. Das hat einen besonderen Grund.

Der Nazi-Fund in Eckesey: die Gegenstände waren hinter einer aufgeweichten Rigips-Platte in einem Schacht aufgetaucht.
Der Nazi-Fund in Eckesey: die Gegenstände waren hinter einer aufgeweichten Rigips-Platte in einem Schacht aufgetaucht. © Unbekannt | Stadtarchiv Hagen

Am 15. Juli, dem Tag nach dem Jahrhunderthochwasser in Hagen, hatte der Berufsschullehrer Sebastian Yurtseven hinter einer aufgeweichten Rigipsplatte in einem alten Schacht des Wohnhauses seiner Tante in Eckesey einen Nazi-Fund gemacht. Darunter ein Revolver, Schlagringe, penible Dokumentationen über den Stand von Schwangerschaften der Frauen im Stadtteil, noch originalverpackte Gasmasken oder Protokolle über Lebensmittelrationierungen sowie Briefe von und zur Front. Es handelt sich um den bedeutendsten NS-Versteckfund der vergangenen Jahre in der Region und er gibt Aufschluss über die Arbeit der Nazi-Volkswohlfahrt. Außerdem war in dem Nazi-Versteck der „Liebesbrief an Hedwig“ gefunden worden. Der Hagener Fund hatte ein weltweites Medien-Echo hervorgerufen.

Vergleichbeschuss wird durchgeführt

In einem Schacht in einer Wand sind Gegenstände und Dokumente der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt gefunden worden – und ein Bild von Adolf Hitler.
In einem Schacht in einer Wand sind Gegenstände und Dokumente der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt gefunden worden – und ein Bild von Adolf Hitler. © Unbekannt | Stadtarchiv Hagen

Während der gesamte Fund mittlerweile im Stadtarchiv säuberlich dokumentiert wurde, hatte ein Beamter des Staatsschutzes den Revolver und die beiden Schlagringe abgeholt. Denn aus Sicht der Staatsanwaltschaft liegt hier rein formal ein Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Der Nazi-Revolver wurde zum Landeskriminalamt geschickt, wo ein sogenannter Vergleichsbeschuss durchgeführt wird. Dabei wird, vereinfacht gesagt, die Waffe von Experten abgefeuert und bei dem Schuss freigesetzte, mikroskopische Spuren an das Bundeskriminalamt übermittelt. So kann abgeglichen werden, ob die Waffe bei einem aktenkundigen Verbrechen zum Einsatz kam. Theoretisch kann sie auch Jahre nach der Nazi-Herrschaft genutzt worden sein. Im Anschluss muss sie durch einen Büchsenmacher unbrauchbar gemacht werden. Der gefundene Revolver ist immer noch schussfähig. Der Prüfvorgang kann angesichts der Menge der Waffen ein bis zwei Jahre dauern. So lange wird das Stadtarchiv auf den Revolver als Ausstellungsstück verzichten müssen.

Auf die zwei Schlagringe, die die Kampfzeit der SA dokumentieren, ebenfalls. Sie werden zur Überprüfung noch der Staatsanwaltschaft übergeben.