Hohenlimburg. Lehrer und Schülerschaft der Wilhelm-Busch-Förderschule machen den Tanz mit - und präsentieren damit den neuen Youtubekanal

Mit eigenem Youtubekanal und kreativen Videoprojekten geht die Förderschule Wilhelm Busch nun offensiv in die Öffentlichkeit. Die Botschaft: Unsere Schülerinnen und Schüler haben Fähigkeiten und Potenziale – und die wollen sie auch zeigen.

Jüngster Ausdruck dieses Schulgeistes ist ein eigenes Video zum „Jerusalema“-Dance, dessen Tanzschritte seit Wochen in zig Videos um die Welt gehen. Unterlegt mit dem rhythmischen Gute-Laune-Song, hat die Schule ein Tanz- und Musicalvideo mit allen Schülern und Lehrkräften produziert.

Tanzvideo hinter Masken

Darin zu sehen sind Szenen aus „Max und Moritz“, dem Klassiker des berühmten Schulnamensgebers Wilhelm Busch. Das Video zeigt im Detail, wie wichtig der neue Schritt in die Öffentlichkeit für die Förderschule ist. Denn alle Schüler und Lehrer verstecken ihre Gesichter hinter einer Maske. „Wir müssen ganz extrem auf Datenschutz achten, anders vielleicht als an anderen Schulformen“, sagt Lutz Debus, Sozialarbeiter an der Wilhelm-Busch-Schule. „Hier werden Jugendliche stigmatisiert, wenn bekannt ist, dass sie auf unserer Schule sind. Daher war klar: Wir zeigen die Gesichter nicht.“

Lutz Debus ist der neue Schulsozialarbeiter an der Wilhelm-Busch-Schule in Hohenlimburg.
Lutz Debus ist der neue Schulsozialarbeiter an der Wilhelm-Busch-Schule in Hohenlimburg. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Debus hat im November die Arbeit an der Wilhelm-Busch-Schule aufgenommen. Nach seinem Videoprojekt zum Thema Rassismus für die Schuleingangsklasse war er auch Ideengeber für das „Jerusalema“-Video der ganzen Schule. „Ich finde es viel besser, wenn unsere Schüler aktiv Medien gestalten, statt nur Internetvideos zu konsumieren.“

Versteckt hinter den Masken bringt „Jerusalema“ dabei auch die Talente der Förderschüler zum Vorschein. Vor der Kamera zeigen sie sich sportlich und kreativ. Für Lutz Debus keine neue Erkenntnis: „Die Fähigkeiten und Potenziale von Menschen, die ein Trauma durchlitten haben, sind manchmal viel tiefer als die von Menschen, die kaum Probleme in ihrem Leben hatten.“

Kollegium will Stärken der Schüler hervorheben

An der Wilhelm-Busch-Förderschule werden 95 Schülerinnen und Schüler betreut, die im Leben viel einstecken mussten – Drogenkonsum und Missbrauch, Armut und Gewalt im Elternhaus. Das „Jerusalema“-Projekt soll die andere Seite, die Stärken jedes Einzelnen zeigen und die Schule zusammenschweißen. Gerade in diesen Wochen des Lockdowns wolle die Schule daran erinnern, dass sie noch da ist. „Bei uns läuft alles über Beziehung – und im digitalen Raum hat man diese Beziehung nicht.“ Digitales Lernen per Videokonferenz und Chatplattform bleibt illusorisch an einer Schule, an der zwei Drittel der Schülerschaft zuhause kein Internet oder eigenes digitales Endgerät wie Smartphone und Computer besitzen.

Corona-Lockdown fordert Sozialarbeiter

Das Kollegium kämpfe dagegen an, so gut es in Corona-Zeiten ginge. „Unsere Lehrer telefonieren regelmäßig mit ihren Schülern, werfen Arbeitsblätter in die Postkästen, sind morgens bis abends erreichbar.“ Eine Zeit, in der Schulsozialarbeiter Lutz Debus besonders gefordert ist: „Ich sehe meinen Job auch darin, dass ich zumindest bei Schülern, die zuhause Probleme haben, auf dem Bürgersteig den Kontakt suche. Die Eltern sind manchmal nicht fähig, sich zu kümmern.“

Mit dem Videokanal auf Youtube will die Förderschule in der Nahmer auch Mut machen für die Zeit nach dem Lockdown. Denn wenn der normale Schulbetrieb wieder anläuft, sollen weitere Videoprojekte folgen, kündigt Schulleiterin Christine Wolter an: „Das kann klassenübergreifend sein und nach Impulsen von Schülern. Wir sind da in alle Richtungen offen.“

Der Videokanal der Wilhelm-Busch-Schule ist erreichbar über das Stichwort „Wilhelm Busch Schule Hagen“ auf www.youtube.de.00