Elsey. Der Stadtschreiber ist die letzte Kneipe in Elsey und in diesen Tagen übernimmt eine neue Pächterin das Ruder: Ursula Neumann, genannt „Uschi“
Der Stadtschreiber ist die letzte Kneipe in Elsey und in diesen Tagen übernimmt eine neue Pächterin das Ruder: Ursula Neumann, die hier alle nur „Uschi“ nennen, ist bei den Gästen gut bekannt. Sie half häufig in dieser Kneipe aus, die ihrer Schwester Ulrike von Westernhagen gehörte, bis sie vor zwei Jahren verstarb.
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Keine Umbauten geplant
Ursula Neumann schlägt nun ein neues Kapitel auf, das mit folgendem Wort überschrieben sein kann: „Erhalt“. Denn in der Schankwirtschaft, die eingepfercht zwischen Wohnhaus und Restposten-Markt liegt, soll das Rad nicht völlig neu erfunden werden. Ein Umbau der Räume ist ebenso wenig geplant wie eine umfassende Modernisierung.
Kneipe für die Gäste erhalten
Vielmehr will „Uschi“ einfach die Kneipe erhalten, die ihre Stammgäste seit Jahren kennen. Eine Entscheidung, die klein daher kommen mag, sich aber trotzig gegen die große Erzählung vom „Kneipensterben“ als unvermeidbare Konstante dieser Zeit wendet. Und noch kann die Wirtin von der Schankwirtschaft leben, wenngleich auch hier die vergangenen Jahre hart waren. Das Rauchverbot für Kneipen und zuletzt die Pandemie samt Lockdown sorgten für weniger – bis teils gar keinen – Betrieb an der Theke.
Pils kostet 1,60 Euro
Bis heute merke man, dass viele Gäste weiter Respekt vor dem Corona-Virus haben, sagt „Uschi“ Neumann. Hinzu kamen zuletzt wie im Supermarkt und nahezu überall sonst die steigenden Preise. Im Mai sei das Bier im Einkauf gestiegen, jüngst habe man dann auch im Stadtschreiber erhöhen müssen. Für ein 0,2 Liter Pils muss der Gast nun 1,60 Euro zahlen. Das macht zwei Schluck für unter 2 Euro. „Wir wollen niemanden ausbeuten“, betont Neumann, die sich in der Gastronomie aus innerer Begeisterung heraus bis heute wohl fühlt, wie sie schildert. „Ich weiß nicht, was mir daran so eine Freude macht, aber es ist irgendwie in mir drin“, sagt Uschi.
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Schwester war Wirtin im „Krug“
Schon Schwester Ulrike von Westernhagen hat vor ihrem Tod über viele Jahre als Schankwirtin gearbeitet. Bevor sie den Stadtschreiber übernahm, stand sie hinter den Zapfhähnen der Gaststätte „Im Krug“ – der letzten Kneipe in Holthausen, die vor elf Jahren ihre Pforten geschlossen hat. Es braucht eine gewisse Leidenschaft und Berufung für diesen Job, da ist auch Uschi Neumann sicher. Dafür steht sie dann auch gerne länger hinter der Theke: „Je nachdem, welche Gäste da sind, geht es an Wochenenden auch mal bis 5 Uhr.“ Rauswerfen wolle sie niemanden.
Einst „Musketier Schenke“
Dass die Wände im Stadtschreiber von vielen durchzechten Nächten erzählen könnten, davon ist auszugehen. An einer dieser Wände hängt ein Bild der Schankwirtschaft aus den 1970er-Jahren, aufgenommen wohl nicht allzu lang nach der Eröffnung. Damals hieß die Wirtschaft noch „Musketier Schenke“, angelehnt an das Logo von Wicküler Pils, was dort damals ausgeschenkt wurde. Heute fließen König Pilsener und Frankenheim Alt in die Gläser. Ihre Gäste stört das weniger, schätzen die doch die Kneipe als Treffpunkt und zweites Wohnzimmer, wo man auch mal seine Eitelkeiten vor der Tür lassen lassen kann und alle irgendwie gleich sind. „Ich finde es gut, dass sie die Kneipe weiterführt“, sagt ein junger Mann, der gerade an der Theke sitzt. Er komme manchmal vorbei, wohne nicht weit weg. Auch kommen hier regelmäßig Fußballfans verschiedener Couleur zusammen. An zwei TV-Bildschirmen an den Wänden laufen die Spiele der Fußball-Bundesliga. Bremer, Schalker, Dortmunder und Bayernfans, vereint um die Theke von Uschi.
Einstand mit Live-Musik
Zu ihrem Einstand als Pächterin will sie am morgigen Samstag, 9. Juli, übrigens im Stadtschreiber feiern. Ab 19 Uhr gibt es Live-Musik von Werner Preuß. Der Hohenlimburger Entertainer ist Stammgast im Stadtschreiber, tritt hier immer mal wieder auf. „Uschi ist eine tolle Frau. Sie macht sich gut“, sagt er. Wann der Einstand der Wirtin am Samstag endet, wird man sehen. Uschi jedenfalls wird wohl keinen rausschmeißen.