Menden. Werner Egenolf ist tot. Der frühere Leiter des Walram-Gymnasiums starb im Alter von 85 Jahren. Die ungewöhnliche Karriere führte ihn zu Gaddafi.
Ehemalige Schüler und Kollegen trauern um den früheren Leiter des Walram-Gymnasiums. Werner Egenolf starb am 11. Juli im Alter von 85 Jahren. Er hatte das Walram-Gymnasium in Menden 14 Jahre lang von 1986 bis 2000 geleitet. Egenolf starb in Bonn, wo er zuletzt gelebt hatte.
Frühere Kollegen: „Werner Egenolf ließ sich nicht verbiegen“
„Er verstand es zunehmend, die Menschen für sich einzunehmen, wobei er sich nie verbiegen ließ, durchaus auch anecken konnte“, schreibt sein ehemaliger Kollege Jochen Menke in einem Nachruf der Ehemaligen. „Er hatte seine Vorstellung von gymnasialer Bildung, die er den Schülern in väterlicher Zuneigung vermittelte, immer Verständnis für ihre Probleme hatte, den Eltern aber klarmachte, dass den Kindern auf dem Weg zum Abitur nichts geschenkt würde, der Weg durchaus anstrengend sein könnte, die Schule ihnen auf dem Weg jedoch in jeder Form behilflich sein würde.“
Der gebürtige Duisburger Egenolf war vor seiner Mendener Zeit etliche Jahre im Auslandsschuldienst beschäftigt. Zunächst war er für fünf Jahre an der Deutschen Schule in Brüssel. Ab 1983 leitete er dann die Deutsche Schule in Tripolis (Libyen). Auch seine sechs Jahre jüngere Frau Gisela begleitete ihn in den diktatorisch aufgebauten Staat von „Revolutionsführer“ Gaddafi. „Unser Telefon wurde abgehört, Briefe konnten wir nur über die deutsche Botschaft weiterleiten. Das war ein seit Jahrzehnten unterdrücktes, von Spitzeln durchsetztes Volk, vergleichbar mit der DDR“, sagt Egenolf im Interview mit dem damaligen WP-Redaktionsleiter Claus-Peter Levermann.
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Egenolf spielte Gitarre und Klavier, sprach Französisch und Italienisch
1986 wurde er dann Schulleiter des Walram-Gymnasiums. Dem neuen „Direx“ wurde der Titel „Der Mann, der aus der Wüste kam“ verpasst. Er brachte etliche Qualitäten mit, die ihn bei Schülern beliebt machten. Er spielte Gitarre und Klavier. Er sprach Italienisch und Französisch und besaß das Chorleiter-Examen.
„Werner Egenolf zeichnete sich selbst durch ein unglaubliches Allgemeinwissen aus und Bildung war für ihn etwas, was es seinen Schülern zu vermitteln galt als Rüstzeug für ihren Lebensweg“, schreibt Jochen Menke. Direktiven von Landes- und Bezirksregierung habe Egenolf nicht fraglos umgesetzt, sondern ihre Sinnhaftigkeit für die Schülerinnen und Schüler hinterfragt.
Seiner Zeit voraus war Egenolf wohl, als er 1986 vorschlug, das Walram-Gymnasium mit Wasserkraft aus der Hönne zu beheizen. Man müsse die Kraft des Flusses nutzen, bekräftigte er. Sein Vorschlag wurde nie umgesetzt.
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Initiator des ehemaligen-Treffens am Walram-Gymnasium
Seine ehemaligen Kollegen bezeichnen Egenolf als „rheinische Frohnatur“, „trotz einer gewissen Strenge in beruflichen Fragen“. Weiter heißt es: „Das Lehrerzimmer war für ihn nicht ein Ort, wo man aus dienstlichen Gründen mal vorbeischaute, sondern er suchte die Kommunikation, den Austausch mit seinem Kollegium, in dem er sich wohlfühlte.“
Egenolf gilt als Initiator des Ehemaligen-Treffens am Walram-Gymnasium, das auch am fusionierten Gymnasium an der Hönne fortgesetzt wird. 2015 setzte er sich gemeinsam mit 21 anderen Mendenern und früheren Mendenern dafür ein, dass der Name des Walram-Gymnasiums erhalten bleibt – in diesem Fall vergeblich.
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„Man fühlte sich wohl in seiner Gegenwart. Ich persönlich habe ihn immer als väterlichen Freund, als liebenswerten Menschen erlebt und weiß, dass der Kreis der Ehemaligen seinen Tod als großen Verlust empfindet. Wir werden ihn vermissen. Er war nicht nur unser Chef, er war einer von uns“, schreibt Jochen Menke.
Werner Egenolf hinterlässt seine Frau Gisela und die beiden Töchter Julia und Veronika mit ihren Familien. Er wird laut seiner Familie am 20. Juli in Bad-Godesberg beerdigt.