Hagen.. Arbeitsminister Rainer Schmeltzer (SPD) sagt Unterstützung für ein Gründerhaus in Südwestfalen zu. Er stellt sich dem Dialog mit jungen Menschen.

Er nimmt sich Zeit, er hört zu und geht nicht ohne ein Versprechen: NRW-.Arbeitsminister Rainer Schmeltzer (SPD) macht sich für ein Gründerhaus in Südwestfalen stark. Die Kommunikation mit den jungen Leuten ist ihm ein besonderes Anliegen. Wir haben Fragen und Antworten aus seinem zweistündigen #Mehralsnurwp-Interview aufgeschrieben.

NRW ist bundesweit Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum. Was läuft schief?

Rainer Schmeltzer: Wir wären als Wirtschafts- und Industrieland mit all unseren Stärken Meister, wenn wir nicht den Strukturwandel zu bewältigen hätten. Zum Beispiel die Veränderungen in der Folge der Energiewende. Die Rahmenbedingungen sind eben anders als in Bayern. Dort gibt es kein Eon, kein RWE. In Bayern ist keine Zeche Auguste-Victoria geschlossen worden und auch kein Opel-Standort. Auf der anderen Seite sind wir in vielen Bereichen Spitzenreiter. Leider wird über gute Nachrichten nicht so oft berichtet.

Die gute Nachricht?

Schmeltzer: Das Land hat in diesem Monat 6000 weniger Langzeitarbeitslose. Das haben unter anderem die öffentlich geförderten Beschäftigungsprogramme bewirkt. Eine Entwicklung, die kaum wahr genommen wird.

Bleiben wir bei den schlechten Nachrichten. Beim Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) belegt Nordrhein-Westfalen im Bereich berufliche Bildung ebenfalls den letzten Platz. Warum gibt es eigentlich beim Übergang von der Schule zum Beruf so viele Defizite?

Schmeltzer: Langsam. Bei unserem Vorhaben „Kein Abschluss ohne Anschluss“ sind wir auf einem guten Weg. Zum ersten Mal erreichen wir im kommenden Schuljahr alle 175  000 Schüler der achten Klassen.

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Was passiert da?

Schmeltzer: Mit den Mädchen und Jungen wird eine Potenzialanalyse und Berufsfelderkundung gemacht. Viele von ihnen kennen nicht mehr als zehn Berufe. Wir haben aber 350 Berufe, in denen ausgebildet wird. Wenn es nach mir gehen würde, dann wird das Programm ausgebaut und beispielsweise in der 11.Klasse wiederholt werden.

Warum?

Schmeltzer: Weil wir unter anderem 20 bis 30 Prozent Studienabbrecher haben. Für die Betroffenen verlorene Zeit. Wir müssen die individuelle Vorbereitung auf das Leben nach der Schule intensivieren, ab der 8. Klasse. „Kein Abschluss ohne Anschluss“ gibt es erst seit vier Jahren. Für eine Auswertung ist es bis dato noch zu früh.

Der Wunsch, Familie und Beruf zu vereinbaren, wird bei nachfolgenden Generationen stärker. Reichen die gesetzlichen Grundlagen?

Schmeltzer: Was viele nicht wissen, bis 1977 mussten Frauen ihre Ehemänner noch fragen, ob sie arbeiten dürfen. Es ist höchste Zeit für weitere Tabubrüche.

Wie müssen wir das verstehen?

Schmeltzer: Heute haben Frauen und Männer, je nach familiärer Situation, Rechtsanspruch auf Teilzeitbeschäftigung. Darauf sind wir stolz. Was aber notwendig ist, dass viele, in der Regel sind es Frauen, nach der Teilzeit zurück in die Vollzeit wollen. Das wird ihnen von Arbeitgeberseite verwehrt. Und da müssen wir gesetzlich nachbessern.

Genauso wir bei der gleichen Bezahlung von Mann und Frau?

Der Gesetzentwurf für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern ist richtig und wichtig. Seit fünf Monaten schlummert er im Kanzleramt. Ich habe kein Verständnis für die Blockade der Union. Die Bezahlung nach Geschlecht gehört ins Mittelalter.

Vom Mittelalter in die Zukunft. Existenzgründern werden viele Steine in den Weg gelegt. Sie räumen sie weg?

Schmeltzer: Das sehe ich nicht so. Ich kenne viele kommunale Wirtschaftsförderer, die alles Erdenkliche unternehmen, um die Verwirklichung neuer Geschäftsideen zu ermöglichen. Hier haben Kommunen und Kreise ja Spielraum. Es muss nicht auf Düsseldorf oder gar Berlin verwiesen werden. Leider steht und fällt ein Vorhaben mit den handelnden Personen.

Start-Ups brauchen Gründerhäuser, brauchen einen Ort, an dem sie ihre Kreativität entfalten und sich austauschen können. Welchen Beitrag können Sie leisten?

Schmeltzer: In erster Linie sind die Wirtschaftsförderer vor Ort gefragt. Es ist ihre ureigenste Aufgabe, sich insbesondere, um die ‘kleinen’ Existenzgründer zu kümmern.

Sie stehlen sich aus der Verantwortung. Sind Sie bereit, mit der WESTFALENPOST ein Projekt, ein Gründerhaus in Südwestfalen zu initiieren?

Schmeltzer: Eine Zusicherung kann es an der Stelle nicht geben. Aber seien Sie gewiss, ich nehme Ihren Wunsch mit auf meine Agenda. Auch werde ich mit Wirtschaftsminister Duin darüber sprechen.

Joachim Karpa, Veronika Gregull, Hartwig Sellmann

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