Kreis Olpe. Landrat Theo Melcher findet Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen am Sonntag vertretbar. Alle Maßnahmen, den Virus einzudämmen, seien wirkungslos.
Die Hoffnung vieler besorgter Bürger, die Coronaschutzmaßnahmen würden doch noch einmal um weitere vier Wochen verlängert, haben sich nach der Gesundheitsministerkonferenz am Montag zerschlagen. Damit laufen alle bundesweiten Maßnahmen am kommenden Samstag, 2. April, um 24 Uhr aus. Ab Montag muss dann jeder selbst entscheiden, wie er mit dem Risiko einer Infektion umgeht.
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Theo Melcher hat´s wohl kommen sehen. „Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben“, sagt der Landrat als Quintessenz der letzten Monate. Denn Fakt sei, dass sich das Virus immer weiter verbreitet und alle Eindämmungsmaßnahmen daran bislang nichts geändert haben. „Insbesondere die aufwendige Kontaktpersonen-Nachverfolgung und Quarantänisierung, die wir seit langem betreiben, erweisen sich als Papiertiger und wirkungslos. Vielleicht muss man auch irgendwann mal akzeptieren, dass Maßnahmen nichts mehr bringen“, sagt Melcher. Dies sei auch seine persönliche Meinung. Wichtig sei, dass genügend Krankenhauskapazitäten zur Verfügung stehen, wenn Menschen ernsthaft erkranken, wenn also eine Infektion mit schweren Nebenwirkungen verbunden ist. Gott sei Dank seien diese Kapazitäten im Moment im Kreis Olpe vorhanden, so der Landrat.
Nur wenige schwere Verläufe
Hohe Infektionszahlen sind also nicht das Problem, sondern nur zu viele schwere Verläufe. Und die gibt es derzeit nicht. Am Dienstag musste von den 2126 aktuell Infizierten nur 32 stationär behandelt werden, davon nur zwei auf einer Intensivstation.
Genauso sehe es bei den Kinder und Jugendlichen aus, betont Melcher. Hier gebe es zwar viele Infektionen, aber eine „völlig unterdurchschnittliche Betroffenheit“ bei der Behandlung im Krankenhaus- und auf einer Intensivstation.
Fakt ist aber auch, dass viele Bürgerinnen und Bürger mit der neuen Freiheit bzw. Selbstverantwortung ein Problem haben. Immerhin hat der Staat zwei Jahre lang, seit Beginn der Coronapandemie, für fast alle Lebenssituationen klare Regeln formuliert. Diese Leitplanken fallen nun weg. Die Unsicherheit der Bürger und der Ruf nach weiteren Schutzmaßnahmen kann auch der Landrat nachvollziehen. „Das ist dem Umstand geschuldet, dass die Politik die Bevölkerung entsprechend sensibilisiert hat und sich jetzt wundert, dass die Bürger so sensibel sind.“
Einige Regel sollen bleiben
So ganz ohne Regeln werden die Bürger aber auch ab kommender Woche nicht auskommen müssen. „Ich gehe davon aus, dass auch in der neuen Coronaschutzverordnung des Landes noch Regeln enthalten sind, insbesondere was das Tragen von Masken in Innenräumen angeht.“ Wie diese aussehen werden, wisse er nicht: „Wir werden einen Tag vorher genauso überrascht wie alle anderen auch.“
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Seine Empfehlung an alle Bürgerinnen und Bürger: Jeder müsse für sich selbst entscheiden, wie er mit dem Virus umgehe. „Es gibt Menschen mit Vorschäden und Vorerkrankungen, die müssen mehr auf sich aufpassen.“ Das gelte auch für Veranstaltungen wie zum Beispiel Schützenfeste, die wieder stattfinden werden. „Auch da muss ich selbst entscheiden. Wenn ich anfällig bin, gehe ich nicht dahin.“ Er persönlich freue sich auf sein erstes Schützenfestgetränk.