Kreis Olpe. IHK und Verdi sind für eine Impfpflicht. Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe fürchtet, dass ein Teil des Pflegepersonals kündigen könnte.

Wenn sich IHK und Verdi so einig sind, dann muss die Lage ernst sein. Industrie- und Handelskammer und Dienstleistungsgewerkschaft sind für die gesetzliche Impfpflicht. „Wir unterstützen das, wir müssen das endlich in den Griff kriegen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Monika Grothe aus dem Fachbereich Handel.

Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, sieht es genauso: „Impfen ist das Gebot der Stunde“, sagt er und beruft sich auf die jüngste IHK-Blitzumfrage, an der immerhin 720 Unternehmen teilnahmen. Zwei Drittel der Unternehmen halten eine Impfpflicht für sinnvoll. Das sei „eine klare Aussage für eine härtere Gangart gegenüber Nichtgeimpften. Das Thema elektrisiert die Leute, selten hatten wir bei einer Umfrage so eine hohe Rücklaufquote.“ Die Politik bewege sich jetzt in die richtige Richtung.

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Stimmung im Einzelhandel ist zunehmend gereizter

Im Einzelhandel liegt der Zuspruch für eine Impfpflicht mit 62 Prozent rund 12 Prozent hinter der Industrie. Im Handel bestehe die Sorge, dass das Weihnachtsgeschäft wieder unter weiteren Auflagen und Reglementierungen leiden könnte, erklärt Gräbener. „Bei den Beschäftigten in den Unternehmen sehen wir aber, dass die Stimmungslage zunehmend gereizter wird“, weil die Ungeimpften die Solidarität mit den anderen Kolleginnen und Kollegen vermissen ließen. Das gelte nicht nur im Einzelhandel, sondern in allen Bereichen.

Die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe schließt sich der Position des Deutschen Ethikrates für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen an. GFO-Geschäftsführer Markus Feldmann: „Der Ethikrat empfiehlt dem Gesetzgeber, eine solche Impfpflicht gegen Covid-19 für Mitarbeitende in besonderer beruflicher Verantwortung zu prüfen.“ Noch vor einigen Monaten hatte die GFO die Linie vertreten, auf die Aufklärung seiner Beschäftigten zu setzen, aber nicht auf Zwang. Eine solche Impfpflicht müsse zwingend von der Politik gesetzlich geregelt werden: „Andernfalls müssten wir Impfunwillige zu Hause lassen, was arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen provozieren würde.“ Feldmann zum Problem von möglichen Kündigungen: „Der Blick ins europäische Ausland zeigt, dass das bis zu drei Prozent sein können. Diese Leute würden uns fehlen.“ Auf der anderen Seite verzeichne die GFO aber auch coronabedingt ausfallendes Personal: „Wir haben derzeit hohe Ausfallquoten.“

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Die Impfbereitschaft unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DRK im Kreis Olpe sei auch ohne Impfpflicht schon sehr hoch, wie DRK-Pressesprecher Julian Halbe betont. „Definitiv über 90 Prozent“ des Personals in Kindergärten und Pflegeeinrichtungen seien geimpft. „Ich persönlich kenne niemanden, der nicht geimpft ist“, so Halbes persönlicher Eindruck.

Aufklärung gegen Trotzreaktion

Auf die Frage, ob eine generelle Impfpflicht die Lösung zur Pandemie sei, antwortet er diplomatisch bis verhalten. „Es ist wichtig, dass die Impfquote weiter steigt und dass dafür auch der Druck auf den ungeimpften Teil der Bevölkerung weiter erhöht werden muss. Das ist letztendlich aber eine politische Entscheidung.“

Gleichzeitig könnte mit der Impfpflicht aber auch die Zahl der illegal ausgestellten Impfzertifikate steigen, mutmaßt Halbe. Deswegen sei Aufklärung weiterhin wichtig. „Wir müssen weiter informieren und mehr Menschen erreichen. Wenn sie sich aus eigener Motivation heraus für eine Impfung entscheiden, dann wird es auch keine Trotzreaktion geben, wie es vielleicht bei der generellen Impfpflicht der Fall sein könnte.“

Mehr als 90 Prozent der 450 Mitarbeiter vom Wurst- und Fleischwarenspezialisten Metten aus Finnentrop sind geimpft. „Das ist eine erfreulich hohe Zahl“, betont Geschäftsführer Tobias Metten, der auf die Frage, wie er zu einer möglichen Impfpflicht für alle steht, betont: „Ich bin zwar kein Rechtsanwalt, aber ich würde das schon begrüßen. Hätten wir das schon vor Monaten eingeführt, wären wir wahrscheinlich nicht an diesem Punkt.“ Vor allem aufgrund des hohen Aufwandes, der sich ab Mittwoch, wenn am Arbeitsplatz flächendeckend 3G besteht, noch einmal erhöht: „Wir arbeiten hier rund um die Uhr in verschiedenen Schichten und müssen nun jeden Mitarbeiter kontrollieren.“ Metten geht davon aus, dass die Quote der Geimpften in seinem Unternehmen weiter steigen werde, weil der Druck größer werde.