Kreis Olpe. Polsterstauden blühen an allen kargen Standorten prächtig. Thomas Kramer von Kramer Garten in Olpe gibt Tipps für die richtige Pflege.

Mädels, die man früher so bezeichnete, hatten meistens nur eine Chance, um auf die Tanzfläche zu kommen – Damenwahl. Die meisten von ihnen hatten von allem ein bisschen zu wenig und die Kerle schauten lieber woanders hin. Ob der Begriff Mauerblümchen in dem Zusammenhang noch geläufig ist, weiß ich nicht, aber dass es noch Mauerblümchen gibt, dass weiß ich sehr wohl. Allerdings weiß ich wiederum nicht, wieso man weniger Attraktives mit wahrer Schönheit verglichen hat oder noch tut.

Kramer Garten Olpe: Polsterstauden stammen aus der Region

Tipps für den Garten

Thomas Kramer kennt sich aus in Sachen Garten. Er ist seit 30 Jahren Geschäftsführer der Olper Firma Kramer Garten.Er weiß, dass es beim Thema Garten nicht nur um Rasen, Pflanzen und Ziersträucher geht, sondern immer mehr um einen Bereich für das Leben im Freien. Ab sofort gibt Thomas Kramer dienstags wieder in der Olper Lokalausgabe Tipps und Ratschläge rund um das Thema „Leben im Garten“.Es werden nach und nach alle relevanten Themen angesprochen, mit denen es Gartenfreunde im Laufe des Jahres zu tun bekommen.

Die Mauerblümchen, die ich meine, sind nicht nur zäh und robust, sondern glänzen mit wahren Blütenexplosionen schon sehr zeitig im Frühjahr. Sie sind beim besten Willen nicht zu übersehen. Wie farblos wäre doch die Welt ohne Steinkraut, Polsterphlox oder Schleifenblume. Ob sich mal jemand auf ein Blaukissen gelegt hat und dann den Begriff Polsterstaude erfunden hat, weiß ich auch nicht, aber denkbar wäre es. Ob im Steingarten, in oder oberhalb von Mauern, Treppenritzen, Beeten, Töpfen oder auf Dachflächen, diese Mauerblümchen machen jedenfalls immer eine gute Figur. Ok, vielleicht nicht immer, denn irgendwann ist ihre Blütezeit vorbei und die meist immergrünen Stauden verlieren ihre Pracht, aber wer von uns sieht schon das ganze Jahr über gleich gut aus?

Wer jetzt sagt: „Geh weg damit, das sind doch Oma-Pflanzen,“ der hat zum einen Recht, denn unsere Omas haben sie geliebt und zum andern Unrecht, denn gerade im Zeitalter des Klimawandels brauchen wir diese Alleskönner mehr denn je. Die frühen Polsterstauden stammen alle aus Regionen, in denen es karg und felsig ist. Sie haben an diesen Standorten gelernt, sich den dortigen Gegebenheiten anzupassen und zu überleben. Dazu gehört auch die frühe Blüte und nachfolgende Samenbildung, denn im Gebirge gibt es meistens nur eine kurze Wachstumsphase.

Kramer Garten Olpe: Polsterstauden lassen sich gut kombinieren

Aber nicht nur wir freuen uns über die üppigen kleinen Blüten, sondern Bienen, Insekten und Co. fliegen förmlich darauf. Die Blütenkelche sind voller Nektar und Bienen und Falter bekommen nach dem Winter eine ordentliche Mahlzeit. Wer auf bunt steht, hat mit den Polsterstauden alle Möglichkeiten. Beim „Blaukissen“ (Aubrieta x cultorum) könnte man zwar meinen, dass alle Farbtöne bläulich wären, dem ist aber nicht so. Es gibt Sorten, die sind rosa, weiß, rot oder violett. Beim Polster-Phlox (Phlox subulata) ist es noch vielfältiger. Von einfarbig bis streifenförmig oder weiß mit blauen oder rosa Zeichnungen ist alles möglich.

Viele dieser Polsterstauden lassen sich sehr gut kombinieren. Hellblauer Phlox mit gelbem Felsen-Steinkraut oder für Schalke-Fans: Blaukissen (Sorte Blaumeise) mit weißer Schleifenblume (Iberis sempervirens). Wenn man sie jetzt pflanzt, können sie sich bis zum Wiederaufstieg gut entwickeln. Einfarbig und ruhig geht natürlich auch. Mit entsprechenden Stückzahlen kann man ein imposantes Bild erzeugen. Beim Pflanzen muss man nur einiges beachten. Nur die Schleifenblume verträgt etwas Schatten, alle anderen Frühlings-Polsterstauden wollen in die Sonne. Sie wollen kargen Boden, wie im Gebirge, und keinen fetten Lehmboden. Kommt es zu Staunässe und das Wasser kann nicht im Boden versickern, bedeutet es das sichere Aus für diese Pflanzen. Dünger wollen sie auch nicht, denn Humus und Nährstoffe sind im Gebirge ebenfalls Fremdwörter. Ab und an etwas Kompost reicht völlig. Wässern brauchen sie nur etwas im ersten Jahr, danach kommen sie allein klar.

Kramer Garten Olpe: Nach der Blüte Polsterstauden einkürzen

Nach der Blüte können Polsterstauden eingekürzt werden, damit sie schön kompakt bleiben und zur Nachblüte angeregt werden. Für die zweite Blüte braucht man zwar etwas Glück, aber warum sollten Sie kein Glück haben? Wenn Sie diese paar Dinge beachten, haben sie über Jahrzehnte zuverlässig die Garantie, dass es im zeitigen Frühling in Ihrem Garten üppig blüht, summt und brummt.

Aber für mich haben diese Pflanzen auch im Sommer ihren Reiz, wenn ihre grünen Blätter locker über einer Mauerkrone hängen oder Ecken verdecken und so abrunden. Ich hoffe, die Kritiker sehen Mauerblümchen jetzt mit einem anderen Blick und führen sie demnächst sicher über die Tanzfläche, egal, ob männlich oder weiblich.

Viel Spaß beim Gärtnern und bleiben Sie fröhlich. Ihr Thomas Kramer