Menden. Nach der Wahl 2017 starteten Mendener Künstler einen Countdown zum Aus der AfD im Bundestag. Die Prognose war falsch. Was sagen die Macher heute?
1461 Tage – so lange werde es dauern, bis die AfD wieder aus dem Bundestag ausscheiden werde, prognostizierten Mendener Künstler im September 2017 in einer großen Aktion in der Mendener Fußgängerzone. Heute sind die Tage heruntergezählt. Die Legislaturperiode ist um, eine neue gestartet. Die AfD hat es wieder in den Bundestag geschafft. Die Rechtsaußen-Partei musste allerdings Prozentpunkte einbüßen. Wie reagieren die Künstler heute auf die Partei?
„Das Ziel für uns ist unverändert. Da hat sich bei allen Beteiligten nichts geändert. Die Situation ist wie sie ist“, sagt Janine Bauer. Die Mendener Künstlerin hatte 2017 in den Tagen nach der Wahl schnell Unterstützer zusammengetrommelt und mit Peter und Stefan Neuhaus das Kreidebild in der Fußgängerzone organisiert und gemalt. Dabei ging es um mehr als den rein optischen Anspruch: „Wir kennen uns gut. Wir machen den Presseclub. Das ist nicht unpolitisch“, sagt Janine Bauer.
Die AfD hat es wieder in den Bundestag geschafft
Die AfD hat es wieder in den Bundestag geschafft. Janine Bauer sieht das aber trotzdem nicht als Niederlage für die Protestierenden. Das sei ja keine feste Prognose gewesen: „Keiner von uns guckt in die Zukunft. Das ist erst einmal ein Aufruf, den man startet“, sagt Bauer. Damit habe man damals im Kopf der Öffentlichkeit etwas auslösen wollen. Gleichwohl halte sie es – aus ihrer Sicht selbstverständlich – nicht für gut, dass es die AfD wieder in den Bundestag geschafft habe. „Unsere Haltung hat sich nicht geändert.“
Eine ähnliche Aktion wie damals blieb bislang aus. „Wir leben in einer Demokratie. Da muss man sich mit gewählten Vertretern auseinandersetzen“, sagt Bauer. Sie halte allerdings sehr wenig davon, über jedes Stöckchen zu springen, das ihr hingehalten werde. Denn oft mache erst die Reaktion auf die Provokation das Thema und die Partei groß. +++ Hintergrund: Bei der Aktion hatten die Künstler fast das Schaltjahr vergessen +++
So habe sie beispielsweise die AfD im Bürgermeister-Wahlkampf ignoriert. „Ich wollte denen selbst kein Podium geben. Ohne Not diskutiere ich nicht mit denen.“ Das gelte auch bei Facebook. Man müsse sich nicht immer äußern. Es gebe ja ohnehin auch nicht die „homogene Masse“ in der AfD. Aus ihrer Sicht könne man mit einigen Menschen reden, mit anderen nicht. Mit jedem Menschen müsse man individuell sehen, wie man mit ihm umgehe. +++ Auch interessant: Die Kolumne zur Wahl: Was Paul Ziemiaks Spotify-Playlist verrät +++
Aufforderung: „Auch wir lokal müssen etwas tun“
Auch bei lokalen Themen reicht oft ein Stichwort, dass in den Kommentaren Meinungen und Parolen von rechts und links aufeinanderprallen. Janine Bauer kritisiert diesen Stil. Allerdings heiße das auch nicht im Umkehrschluss, dass man als kritisch denkender Mensch dann immer schweigen müsse. „Auch wir lokal müssen etwas tun.“ Die AfD im Mendener Stadtrat war seit der vergangenen Kommunalwahl eher wortkarg. Die Partei nutzte das Mittel, über Fraktionsanträge Politik aktiv zu gestalten, kein einziges Mal (WP berichtete).
Janine Bauer und ihrer Mitstreiter haben zuletzt oft den künstlerischen Weg gewählt, um für ihre Ziele zu kämpfen. Das waren Dinge wie die AfD-Aktion, aber auch zuletzt der Protest gegen die A 46. Da hatten die Künstler das Projekt auf dem Marktplatz symbolisch beerdigt. Und auch bei der AfD werde man sich vielleicht mal wieder was einfallen lassen.