Hagen. Die Zahl der Elektrofahrzeuge auf den Straßen von Hagen ist verschwindend gering. Immerhin ist sie seit 2019 proportional stark gestiegen.
589 Elektrofahrzeuge sind inzwischen in Hagen zugelassen. Das ist, gemessen an der Gesamtzahl von insgesamt 124.967 angemeldeten Fahrzeugen, eine nahezu verschwindend geringe Zahl, sie entspricht 0,47 Prozent.
Und doch sollen für das Erreichen der Klimaziele bis 2030 mindestens sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren. So hat es die Bundesregierung beschlossen, und dazu müssen natürlich auch die Hagener ihren Beitrag leisten.
Unternehmer Hans-Peter Scheene fährt voran
Immerhin ist die Zahl der E-Fahrzeuge in Hagen zuletzt stark gestiegen, 2019 lag sie noch bei 286.
Und einer fährt voran: Der Unternehmer Hans Peter Scheene (53), der in Boelerheide eine Gebäudereinigungsfirma betreibt, setzt schon lange auf Elektromobilität. Sein kompletter Fuhrpark – immerhin 14 Autos – besteht aus Elektrowagen. Modelle von Nissan, Renault und Hyundai befinden sich darunter, bis auf einen Streetscooter der Deutschen Post ausschließlich Fahrzeuge von ausländischen Herstellern. „Die deutschen Autobauer sind mit den Elektroantrieben noch nicht so weit“, sagt Scheene: „Und wenn, dann sind die Fabrikate zu teuer.“
Vorreiter in Sachen Elektromobilität
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Scheene schwört auf E-Mobilität: „E-Autos lassen sich so komfortabel und relaxed fahren wie 12-Zylinder-Luxuskarossen“, sagt er: „Bis auf das Reifengeräusch hört man so gut wie nichts.“
Aber natürlich ist Scheene in Hagen nicht zum Vorreiter in Sachen Elektromobilität geworden, um die Fahrgeräusche zu dämpfen. Sein Hauptanliegen ist die Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen, die mit jeder Diesel- oder Benzinfahrt einhergehen: „Ich finde unseren Planeten sehr schön und möchte ihn nicht überheizen. Meine Kinder sollen es einmal besser haben“, sagt der dreifache Familienvater.
Günstige Unterhaltungskosten
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Im Vergleich zu einem Benziner spare er pro gefahrene 10.000 Kilometer 1500 Euro, hat Scheene ausgerechnet: „Und das nur, weil ich elektrisch fahre.“ Die Unterhaltungskosten seien unschlagbar günstig: keine ASU, kein Ölwechsel, keine teuren Inspektionen und kein teurer Treibstoff.
Die geringe Reichweite der Fahrzeuge spiele im täglichen Stadtverkehr keine Rolle: „Meine Angestellten stellen die Autos nach Kundenbesuchen stets mit halb leerem Akku an die Steckdose.“ Und bei längeren Fahrten in den Urlaub habe er die Erfahrung gemacht, dass die Ladesäuleninfrastruktur in Europa mittlerweile gut ausgebaut sei: „Ich war mit meinem Hyundai Ioniq schon in Schweden, in Nordengland und an der Adria.“
55 Ladepunkte in der Stadt
Die Stadt Hagen verweist darauf, dass die Batterien elektrisch betriebener Fahrzeuge mittlerweile an 55 Ladepunkten in der Stadt aufgeladen werden können. Doch noch dominieren die Benzin- und Dieselfahrzeuge. Viele Menschen vertrauten der neuen Technologie nicht, und dafür gebe es nicht einen, sondern viele Gründe, sagt Timo Goldau, Präsident des Märkischen Automobilclubs in Hagen: „Die Batterien halten nicht lange genug, ihre Reichweite nimmt schnell ab, der Wiederverkauf eines E-Autos gestaltet sich schwierig und die Herstellung ist mit beträchtlichen Umweltschäden verbunden.“ Bis die Menge an Kohlendioxid, die bei der Herstellung einer Batterie verbraucht werde, wieder eingespart sei, gingen viele Jahre ins Land.
Dem stellen bekennende E-Fahrer entgegen, dass die für die Produktion von Verbrennermotoren verursachten Umweltzerstörungen noch viel immenser sind.
Apostolos Athanasiou (41) vom Schnellrestaurant „Speedy mangiare“ am Emilienplatz hat sich für die Auslieferung von Pizzen und anderen Gerichten daher ebenfalls zwei Elektroautos angeschafft: „Man fährt nicht nur emissionsfrei, sondern auch sehr entspannt. Selbst wenn wir spätabends Essen ausliefern, bekommt die Nachbarschaft davon nichts mit. Niemand wird durch Motorengeräusche gestört.“
Bis sich aber noch viel mehr Hagener von den Vorteilen der E-Mobilität überzeugen lassen, scheint es noch ein weiter Weg zu sein.