Hagen. Corona hat die einstige Hagener Süßwarenfirma Hussel in die Insolvenz gezwungen. Nun kämpft das Unternehmen um sein Bestehen am Markt.

Die einstige Hagener Süßwarenkette Hussel und mit ihr ihre Muttergesellschaft Deutschen Confiserie Holding (DCH) befinden sich nach wie vor im Insolvenzverfahren in Eigenregie. „Wir tun alles, um das Unternehmen zu erhalten und für die Zukunft aufzustellen“, teilte DCH-Geschäftsführer Patrick G. Weber mit. Mit der Eigenverwaltung werde eine Sanierung angestrebt.

Hussel, in Hagen unvergessen und weiterhin mit einer Filiale in der Fußgängerzone präsent, gilt als Geschäft der Lebensmittelbranche und ist daher von einer Corona-bedingten Schließung nicht betroffen. Dennoch habe der Lockdown und die damit verbundene Verödung der Fußgängerzonen mitten im Ostergeschäft das ohnehin angeschlagene Unternehmen hart getroffen. „Dabei hat uns schon das weggebrochene Weihnachtsgeschäft den Boden unter den Füßen weggezogen“, verweist Weber auf die verheerenden Auswirkungen der Schutzmaßnahmen. Allein die letzten acht Arbeitstage im Dezember hätten ein Umsatzminus von 13 Millionen Euro beschert.

117 Filialen bleiben erhalten

117 von einst 171 Filialen will der Manager wieder eröffnen, für unprofitable Standorte gibt es keine Zukunft. Was es für die Kette besonders schwierig macht, sind die von Kommune zu Kommune variierenden Corona-Auswirkungen: „Ich will gar nicht beurteilen, welche Maßnahmen falsch oder richtig sind“, so Weber. Was ihn ärgere, sei die fehlende Einheitlichkeit, die nicht zuletzt erheblich logistische Unwägbarkeiten für DCH/Hussel mit sich bringe: „Mir wäre lieber: hart oder weich, aber dafür überall gleich.“

Mit der Insolvenz in Eigenregie strebt die DCH, zu der neben Hussel weitere Fachhändler wie Arko und Eilles gehören, eine Sanierung an. Spätestens Anfang Juni soll der Insolvenzplan vorliegen, dem die Gläubiger zustimmen müssen. „Es ist ein Kampf, aber ich glaube, wir machen alle einen guten Job“, zeigt sich Weber überzeugt, dass Hussel auch langfristig eine Rolle auf dem Süßwarenmarkt spielen wird.

Zentrale in Hagen 2020 geschlossen

Die Hussel-Zentrale in Bathey war am 31. Juli 2020 von der DCH geschlossen worden und nach 71 Jahren nach Wahlstedt in Schleswig-Holstein verlegt worden. „Diese unternehmerische Entscheidung ist in strategischer Hinsicht wichtig“, hatte Geschäftsführer Patrick G. Weber schon damals erklärt und auf die Pandemie verwiesen: „Unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf unsere Unternehmensgruppe wurde die Entscheidung alternativlos.“

41 Mitarbeiter waren von der Standortschließung betroffen. Die meisten verloren ihren Arbeitsplatz, nur wenigen wurde ein Übernahmeangebot gemacht.

Gegründet 1949 von Rudolf Hussel

Die Firma Hussel wurde 1949 von Rudolf Hussel in Hagen gegründet und betrieb schon zwei Jahre später zehn Confiserien. Später gehörte Hussel zur Douglas Holding, ehe der Mutterkonzern die Süßwarenkette 2014 an Emeram Capital Partners verkaufte. Wiederum vier Jahre später kam Hussel zur Arko-Gruppe bzw. zur Deutschen Confiserie Holding.

14 Jahre Geschäftsführer

14 Jahre lang, und zwar von 2002 bis 2016, leitete Sven Eklöh (59) als Geschäftsführer die Geschicke der Süßwarenfirma Hussel. Sven Eklöh betreibt heute einen Rewe-Markt in Hohenlimburg.

An der Kabeler Straße 4, wo Hussel einst residierte, sind nach wie vor Mitarbeiter der Douglas GmbH, des Uhren- und Juwelenherstellers Christ sowie des Automobilzulieferers Adler/Pelzer tätig. Das Gebäude gehört inzwischen dem Beteiligungsunternehmen Verifort Capital.