Menden. Die Anfragen bei Beratungsstellen für Familien und Kinder in Menden steigen seit Anfang des Jahres. Die Belastungen durch die Pandemie sind groß.
Seit Anfang des Jahres steigen die Anfragen bei den Beratungsstellen für Jugend und Familie in Menden und bei der Familien- und Erziehungsberatung der Caritas in Menden. Vor allem das Coronavirus und die damit eingeschlossenen Auswirkungen treiben die Nachfrage in die Höhe.
„Je nach Alter geht es bei den Beratungen um viele unterschiedliche Themen“, erklärt Torsten Filthaut, Leiter der Familien- und Erziehungsberatung der Caritas. Er beschreibt, dass sich Kinder und jüngere Jugendliche Sorgen um ihre Eltern und Großeltern machen. Dabei kommen Fragen auf wie: „Was kann meinen Eltern passieren?“ oder „Welche Auswirkungen hat die Krankheit auf meine Großeltern?“. Denn Kinder merken, wenn ihre Eltern unter einer psychischen Belastung stehen, so Filthaut.
Ältere Jugendliche machen sich sorgen um ihre Zukunft
Die Beratungsthemen der älteren Jugendlichen ab 16 Jahren beziehen sich eher auf ihre Zukunft. Dabei kommen Ängste und Sorgen auf, wie keine Ausbildungsstelle zu finden oder die Universität noch nie von innen gesehen zu haben. Bei Erwachsenen und Eltern beziehen sich die Belastungen eher auf finanzielle Probleme, Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder auch Streitigkeiten innerhalb der Familie aufgrund von prekären Lebenslagen. Hier ergänzt Christian-Peter Goebels, Leiter der Abteilung Jugend und Familie der Stadt Menden, dass beengte Räume, die keine Ausweichmöglichkeiten bieten, auch Grund für Streitigkeiten in Familien sind. „Die Steigerung auf Hilfe bei der Erziehung, wie in den letzten drei bis vier Wochen, habe ich in den drei Jahren, die ich nun hier arbeite, noch nicht erlebt“, berichtet er.
Aber auch auf die Bildung der Kinder und Jugendlichen kann die derzeitige Situation auf lange Sicht schwerwiegende Auswirkungen haben. Denn nicht alle Haushalte sind mit einer Internetanbindung und einem Computer ausgestattet, so Goebels. Wenn dann noch mehrere Kinder gleichzeitig an Online-Veranstaltungen teilnehmen müssen, wird es noch schwieriger, die nötigen technischen Hilfsmittel und einen ruhigen Ort, wie ein eigenes Zimmer, zur Verfügung zu haben.
Angekündigtes Aufholprogramm für Schülerinnen und Schüler macht Hoffnung
Goebels hofft auf das vom Bund angekündigte Aufholprogramm für Schülerinnen und Schüler. Zwei Milliarden Euro sollen unter anderem für Nachhilfe und Ferienfreizeiten bereitgestellt werden, um den negativen Auswirkungen auf die Bildung und das Sozialleben entgegenzuwirken. Denn auch letzteres wird durch die Pandemie eingeschränkt. „Die Kinder und Jugendlichen können nur begrenzt soziale Kontakte erproben oder sich mit Gleichaltrigen über ihre akuten Probleme austauschen“, sagt Goebels. Dazu gehört ab einem gewissen Alter auch das Erproben der eigenen Sexualität und den eigenen Platz in Gruppen und der Gesellschaft zu finden. Filthaut ergänzt: „Wichtige Meilensteine, wie zum Beispiel der erste Schultag, Abschlüsse jeglicher Art oder Feste wie die Kommunion und Konfirmation können nicht wiederholt werden“ und erläutert so, wie Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungsstufen eingeschränkt werden.
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Flucht in virtuelle Welten
Bei einer bundesweiten Befragung der Jugendämter zeichnete sich ebenfalls ab, dass die Einschränkungen der Kontakte die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen stören kann, so Goebels. Zudem flüchten viele Kinder und Jugendliche immer mehr in virtuelle Welten. So verbringen sie einen Großteil ihrer Freizeit im Internet. „Allerdings bekommen wir seit der Pandemie immer weniger Anfragen zur Hilfe bei übermäßigem Medienkonsum. Es scheint so, dass die Eltern weniger darauf achten“, ergänzt Filthaut. Dieses Phänomen sollte nicht unterschätzt werden, da das eigentliche Leben in der Realität stattfindet, so Filthaut.
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Beide betonen zudem noch einmal die bestehenden Hilfsangebote. Die telefonische Seelsorge (116 111) wird seltener genutzt als gedacht, bietet aber immer ein offenes Ohr für Jugendliche.
Eine weitere Anlaufstelle ist die Familien- und Erziehungsberatung der Caritas, 02373 959650.