Schwitten. Der Mendener Johann Strätgen kam am Neujahrstag auf die Welt. Was seine Eltern ihm in dieser besonderen und ungewöhnlichen Zeit wünschen.
Drei Monate ist Johann jetzt alt. Geboren mitten in der Corona-Zeit. Wie wird er einmal, wenn er 75 Jahre alt ist, auf die heutige Zeit zurückblicken? Ein Besuch bei Familie Strätgen in Schwitten.
Sichtlich zufrieden schmiegt sich Johann an seine Mama. Die kühlen Temperaturen beim WP-Besuch im Garten der Familie können ihm – geschützt von der wärmenden Jacke seiner Mutter Monika Strätgen – nichts anhaben. Er schlummert. Dass er 2021 geboren wurde, war eigentlich nicht geplant. Denn der errechnete Geburtstermin war der 25. Dezember des vergangenen Jahres. Doch Johann ließ sich Zeit. Erst am Silvesterabend, gegen halb Neun, setzten die Wehen ein.
Corona-Schnelltest im Krankenhaus
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Monika und Tobias Strätgen fuhren ins Krankenhaus nach Hüsten. Dort war auch schon Anton, das erste Kind des Ehepaares, zur Welt gekommen. Und dann ging alles ganz schnell. Um 0.11 Uhr am Neujahrstag erblickte Johann das Licht der Welt. „Eigentlich wollte unsere Hebamme um Mitternacht noch mit Kolleginnen anstoßen, aber das ging dann nicht“, schmunzeln die Eltern mit Blick auf den besonderen Jahreswechsel im Kreißsaal. „Auf einmal hatte Johann es doch eilig.“
Gerade mal gut zwei Stunden später musste der frischgebackene Vater das Krankenhaus wieder verlassen. Coronabedingt durfte er seine Frau nicht aufs Zimmer begleiten – trotz des negativen Schnelltests. Besucher waren ebenfalls nicht erlaubt. „Wir haben beide, als wir im Krankenhaus ankamen, einen Schnelltest gemacht“, erzählt Tobias Strätgen. Zwei Tage später konnte Monika Strätgen mit Johann das Krankenhaus verlassen und zu ihrer Familie nach Schwitten zurück.
Spielgruppen und Babyschwimmen fallen aus
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Die ersten Wochen und Monate seines Lebens verlaufen für Johann anders als für seinen nun zwei Jahre alten Bruder Anton. Spielgruppen, Treffen mit anderen Müttern und deren Nachwuchs, Babyschwimmen – all dies ist für Johann erst mal tabu. „Ich bin mit ihm in einem PEKiP-Kurs“, erzählt Monika Strätgen von dem Prager-Eltern-Kind-Programm, das viele Säuglings-Eltern besuchen. Die Treffen mit einer Kursleiterin finden als Videokonferenzen statt. Johann liegt auf dem Boden, seine Mutter richtet die Kamera so aus, dass sie und ihr Sohn zu sehen sind. „Das ist schon etwas ganz anderes“, sagt die 39-Jährige. „Es fehlen einfach die anderen Mütter und Kinder.“ Sie hofft sehr, dass echte Treffen bald wieder möglich sind. „Ich bin froh, dass Johann nicht unser erstes Kind ist“, sagt Monika Strätgen. Die persönlichen Treffen, bei denen sich junge Mütter austauschen können, würden ihr sonst noch mehr fehlen.
Monika Strätgen kann sich vorstellen, dass die Corona-Pandemie längere Nachwirkungen hat – „auch wenn irgendwann wieder alles erlaubt ist und wir alle geimpft sind. So ganz unbeschwert wird man sicherlich trotzdem nicht zu einer Großveranstaltung oder über die Kirmes gehen.“
Blick in Johanns Zukunft
Neugeborene haben heutzutage bessere Chancen denn je, ein hohes Alter zu erreichen. Wie stellen sich Johanns Eltern seine Zukunft vor? „Wir wünschen uns, dass er glücklich ist“, sagt Monika Strätgen spontan.
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Sie und ihr Mann sagen über sich selbst, sie seien bodenständig, „und wir wünschen uns natürlich auch für unsere Söhne, dass sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen“.
Wenn Johann mal im Seniorenalter auf sein Leben zurückblickt, „fände ich es schön, wenn er nichts bereuen würden. Seine Wünsche und Träume sollen sich erfüllen“, sagt Monika Strätgen. „Und Zufriedenheit wünsche ich ihm“, fügt Tobias Strätgen hinzu.
Vater Tobias Strätgen ist mit seinem Unternehmen „Strätgen Metallbau“ in Menden selbstständig. Sollen Johann und Anton mal in seine Fußstapfen treten? „Als gestandener Handwerksmeister würde ich das natürlich gerne sehen. Gerade in der jetzigen Zeit sieht man, wer die Wirtschaft am Laufen hält“, sagt der 42-Jährige. „Aber das sollen die beiden später selbst entscheiden.“