Menden. Die SPD will das Projekt aufgeben, der Bürgermeister einen Workshop: Der Streit um den Digitalen Campus in Lendringsen geht in die nächste Runde.
Die SPD will es endlich aufgeben, Bürgermeister Roland Schröder plant stattdessen einen Kreativ-Workshop am 28. April – und das, obwohl die befragten Denkmalbehörden gerade „Nein“ gesagt haben zu weiten Teilen der Planung. Der „Digitale Campus“ auf Gut Rödinghausen, vor Jahren initiiert durch Ex-Bürgermeister Volker Fleige, bleibt das wohl umstrittenste Projekt der Mendener Politik. Die nächste Runde der Auseinandersetzung wird am Dienstag ab 17 Uhr im Ratssaal eingeläutet – im Fachausschuss für die städtischen Eigenbetriebe.
Viel Sprengstoff im jüngsten Bericht des Regionale-Beauftragten der Stadt
Hier liegt den Politikerinnen und Politikern ein Bericht des Regionale-Beauftragten Thomas Höddinghaus vor, der wieder einmal reichlich Sprengstoff enthält. Demnach hat eine Telefonkonferenz mit der Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) viele Nackenschläge für das Projekt ergeben. Der „digitale Campus“ soll im historischen Ambiente des neuen Industriemuseums Rödinghausen einen hochmodernen Standort für digitale Wissenschaft und Kunst schaffen. Menden würde damit auch zu einem Studien-Standort.
Campus-Idee laut LWL „noch sehr vage“
Der LWL habe deutlich gemacht, dass die Projektidee des „Campus für digitale Kreativität“ bislang noch sehr vage sei. Eine grundsätzliche Beurteilung zwar bleibe möglich, doch konkret stünden neben Herrenhaus und Kutscherhaus alle historischen Gebäudeteile des Gutes unter Denkmalschutz. Das gelte auch für das langgestreckte Wirtschaftsgebäude an der Nordseite des Innenhofes sowie den Pferdestall. Darüber hinaus genieße der gesamte Komplex des Wirtschaftshofes einen Ensembleschutz.
Kritik der Denkmalschützer: „Zu massiver Eingriff“ ins Ensemble
Laut LWL stellen die geplanten Campus-Neubauten einen „zu massiven Eingriff“ in dieses Ensemble dar. Weder die drei „Think Tanks“ noch die Lichtstelen seien akzeptabel. Das gelte auch für den zum Teich aufgeweiteten Wassergraben, der das historischen Erscheinungsbild störe, zu nah ans Herrenhaus herangerückt sei und dessen Wirkung auf den Platz negativ beeinträchtige. „Verwundert“ habe den LWL, dass die im Innenhof stehenden, stattlichen Bäume nicht in die Gestaltung einbezogen wurden.
Denkmalschützer: Wegeführung und Licht-Stelen „nicht hinnehmbar“
Für denkbar hält der LWL eine Nutzungsänderung innerhalb der historischen Gebäude, wenn sie denkmalverträglich ausgeführt würden. So könnten auf ergänzenden Ausstellungsflächen größere Exponate des Industriemuseums präsentiert werden, wobei das äußere Erscheinungsbild der Gebäude und deren Wirkung zum Innenhof geschützt bleiben müssten. Die hölzernen Scheunentore seien in jedem Fall zu erhalten. Kritisch äußerte sich der LWL auch zu den Vorhaben in der barocken Parkanlage. Veränderungen der Wegeführung sowie die Errichtung von Lichtstelen seien „nicht hinnehmbar“.
Workshop soll auch die Grundsatzfrage nach neuem Regionale-Projekt stellen
Bürgermeister Schröder will dessen ungeachtet weiterhin einen Kreativ-Workshop ausrichten, in dem die Entwicklungsmöglichkeiten des Projektes einerseits und die grundsätzliche Frage eines weiteren Projektes im Rahmen der Regionale 2025 erörtert werden sollen. Der Workshop am 28. April soll um 17 Uhr beginnen. Der Stadtrat hatte die von Volker Fleige angeschobene Planung zwischenzeitlich in den Rang eines städtischen Regionale-Projekts erhoben.
Bei der letzten Regionale entstanden attraktive Bauten
Im Ideenwettbewerb Regionale 2025 sollen besondere lokale Vorhaben aus Südwestfalen mit Landesmitteln gefördert werden. Zur letzten Regionale 2013 in Südwestfalen entstanden etwa der 70 Meter hohe Phänomenta-Turm in Lüdenscheid oder der Burg-Aufzug in Altena, die heute beide als Attraktionen und Zugpferde für ihre Städte gelten.