Hagen-Mitte. Etliche Hochzeiten fallen aus - viele Kleider hängen deswegen im Lager vom Brautmodengeschäft Veroonica. Wir haben eine Braut in Hagen begleitet.

Für Paraskevi Pappa-Perhanidi ist es ein besonderer Tag. Ein besonderer Tag unter besonderen Umständen, bei dem sie eigentlich gerne ihre Mutter und ihre Schwiegermutter dabei hätte. Wie es in Griechenland Tradition ist.

„Im Sommer haben mein Mann und ich standesamtlich geheiratet. Allerdings mussten wir unsere Gästezahl stark reduzieren. In diesem Sommer planen wir eigentlich eine große Hochzeit in Griechenland. Ob das klappt, müssen wir schauen, je nachdem wie die Coronasituation ist. Es ist natürlich traurig, wenn man bei der eigenen Hochzeit Abstriche machen muss“, sagt die 28-Jährige, die erst vor kurzem nach Hagen gezogen ist.

Heute sucht sie nach ihrem Traumkleid. Es soll weiß sein, mit Spitze „und viel Glitzer“. So sei das in Griechenland Tradition. „Ein Prinzessinnenkleid eben“, sagt die Hagenerin und lacht. Heute ist sie im Hagener Brautmodengeschäft „Hochzeit Deluxe by Veroonica“.

Nur eine Begleitperson, Familie per Video zugeschaltet

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Sie ist mit ihrer Schwester auf Kleidersuche. Denn nur eine Begleitperson darf aktuell mit zum Anprobe-Termin. „Mich stört es nicht, die ganze Zeit über Maske zu tragen. Und meine Mutter und meine Schwiegermutter schalten wir einfach per Video dazu.“ Die Braut probiert an, die Familie fiebert zuhause auf der Couch mit. Fast wie bei einer Fernsehshow. Die Braut dreht sich auf dem Hocker im perlenbesetzten Glitzerkleid, und Schwester Sotiria filmt mit der Kamera, um die Stickereien der Familie zu präsentieren. Vier Kleider schaffen es in die engere Auswahl.

Urszula Strzelczyk betreibt ihren Laden am Märkischen Ring mittlerweile im 18. Jahr. „Paraskevi ist die erste Braut seit mehreren Monaten, die unser Studio betritt“, sagt die Inhaberin. „Wir sind froh, dass es wieder losgeht. Aber die eigentliche Saison ist für uns natürlich schon gelaufen. Vom Spätherbst bis März werden normalerweise die Kleider für die Sommerhochzeiten gekauft. Genau die Zeit, in die jetzt der Lockdown fiel. Die Zeit, in der unsere Türen und die vieler anderer Brautgeschäfte zu waren.“

Viele Termine ausgefallen

Inhaberin Urszula Strzelczyk. Sie betreibt ihr Brautmodengeschäft mittlerweile im 18. Jahr.
Inhaberin Urszula Strzelczyk. Sie betreibt ihr Brautmodengeschäft mittlerweile im 18. Jahr. © WP | Michael Kleinrensing

Rund 400 verschiedene Modelle hat Urszula Strzelczyk in ihrem Laden, der etwa 100 Quadratmeter Verkaufsfläche für Brautmode sowie 140 Quadratmeter für Abendkleider, Outlet- oder Kommunionkleider in einem gesonderte Raum hat.

„Mit der neuen Verordnung ist nur eine gewisse Kundenzahl pro Quadratmeter zugelassen“, erklärt Andrea Esser. Sie ist Beraterin im Geschäft – und Ulas beste Freundin. „Wir stehen das hier zusammen durch“, sind die beiden überzeugt.

Auch wenn noch etliche Kleider im Lager hängen und darauf warten, abgeholt zu werden, sind beide optimistisch, dass dieses Jahr besser laufen wird. „2020 sind sehr viele Hochzeiten ausgefallen oder verschoben worden. Die Kleider hängen jetzt noch bei uns im Lager und warten auf ihren großen Auftritt“, erklärt Esser.

Deswegen freuen sie sich umso mehr über Bräute wie Paraskevi Pappa-Perhanidi. „Wir finden es mutig“, sind beide sich einig. Viele Paare würden jetzt nicht mehr abwarten und alles verschieben wollen, sondern stattdessen im kleineren und persönlichem Rahmen feiern.

Hochzeit in Griechenland war schon immer der Traum

Für Lockdown-Braut Paraskevi steht fest: Heiraten will sie auf jeden Fall. Ihr Termin im Juli steht. Nur die Umstände müsse man abwarten. „Es war schon immer mein Traum, in Griechenland zu heiraten, mit der ganzen Familie“, erzählt die Hagenerin.

Für welches Kleid sich die Braut letztlich entschieden hat, bleibt natürlich ein Geheimnis, „das bringt sonst Unglück, da bin ich abergläubisch“, sagt Paraskevi und lacht. Die erste Lockdown-Braut verabschiedet sich mit einem Lächeln. Und mit einem Kleid.