Dünschede. Robert Marteau (60) aus Dünschede ist Mentalist mit internationalen Auftritten. Der Ukraine-Krieg inspirierte ihn zu einem politischen Statement.

Die Magie hat ihn schon früh fasziniert. Das Spiel mit der Wahrnehmung, mit der Perspektive. In der Grundschule bekommt Robert Marteau einen Zauberkasten zu Weihnachten geschenkt. Er übt Tricks, liest sich Literatur durch, taucht weiter in die Welt der Zauberei ein. „Mit 16 Jahren hatte ich dann mal einen Auftritt vor etwa 600 Leuten in der Elsper Schützenhalle. Ich war furchtbar nervös. Mir sind alle Bälle aus der Hand geflutscht“, erinnert sich der 60-Jährige und lacht. Doch er lässt sich von dem Lampenfieber nicht unterkriegen. Mittlerweile ist aus dem aufgeregten Jugendlichen ein gefragter Magier und Mentalist geworden. Ein Mann aus Dünschede, der schon international aufgetreten ist.

+++ Lesen Sie auch: Aus Kiew nach Drolshagen: Russin hilft Frau aus der Ukraine +++

„Wahre“ Magie: Mehr Intimität als bei den Ehrlich Brothers

Robert Marteau präsentiert einen alten Zaubertrick: Er lässt eine Kugel scheinbar schweben.
Robert Marteau präsentiert einen alten Zaubertrick: Er lässt eine Kugel scheinbar schweben. © Unbekannt | Britta Prasse

„Übernatürliches gibt es nicht. Für alles gibt es eine Erklärung“, sagt Marteau. Ohne sich dabei hinter die Fassade seiner Tricks schauen zu lassen. Sein Schwerpunkt liegt auf dem Gedankenlesen und Hellsehen. An eine Spielkarte denken, ohne ein Kartenspiel in der Hand zu halten? Robert Marteau braucht nur wenige Sekunden, um zu erkennen, dass sein Gegenüber an eine „Kreuz Sieben“ gedacht hat. Es sind diese direkten Begegnungen, der intensive Kontakt mit dem Publikum, in dem für Robert Marteau die wahre Magie entsteht. „Ich bin überzeugt davon, dass durch diese Intimität mehr Emotionen transportiert werden können. Große Shows wie sie beispielsweise die ‚Ehrlich Brothers‘ aufziehen, sind für mich nicht mehr magisch. Für mich ist das zu bombastisch, zu viel.“

Erst macht Robert Marteau eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker, dann eine Umschulung zum Erzieher. Doch er merkt schnell, dass er sich nicht so kreativ und frei ausleben kann, wie er es sich wünscht. „Ich war in einem starren Regelkorsett, aus dem ich nicht ausbrechen konnte. Das hat in mir Frust ausgelöst.“ Mit 27 Jahren macht er sich schließlich selbstständig. Ihn zieht es auf die Bühne. Dort, wo er die Menschen verzaubern kann. „Die ersten fünf Jahre waren wirklich zäh. Und dann lief es plötzlich. Als ob jemand einen Schlüssel umgedreht hätte.“ Theater in der Region buchen sein Soloprogramm. Er beteiligt sich an der Kinderbuchreihe „Zauber-Detektive“, in der Kinder ihre Fälle mithilfe der Zauberei lösen. Er veröffentlicht zwei Fachbücher, die im Zauberhandel erhältlich ist, schreibt Artikel für Fachzeitschriften. Ende der 1990er-Jahre geht er unter anderem mit Jean Pütz auf Deutschland-Tournee. Drei Mal ist er Preisträger des Magischen Zirkels von Deutschland in der Sparte Mentalmagie.

+++ Lesen Sie auch: Attendorn: „Villa Höffken“ – darum durfte Ehefrau mitbieten +++

Entdeckt auf der Festivalbühne in Elspe

Auf der Bühne hat Robert Marteau viel erlebt. Vor allem löst er immer wieder Staunen aus. Es gibt aber auch Momente, die er als lehrreiche Erfahrung abspeichert. „Ich hatte mal einen Auftritt im Lyz in Siegen, bei dem ich eine Zuschauerin auf die Bühne gebeten habe. Mir ist leider erst viel zu spät aufgefallen, dass sie angetrunken war“, erinnert sich der 60-Jährige und lacht. Er wollte einen Trick aus seinem Hellseher-Repertoire darbieten. „Leider hatte die Dame aber überhaupt nicht verstanden, was ich von ihr wollte. Heute würde ich das anders aufziehen und sie dazu animieren, mir eine Person aus dem Publikum auszusuchen.“ Ein anderes Mal versuchte ein Mann ihn bei seinem Auftritt auf einem Firmen-Event aus der Reserve zu locken. „Mehrmals rief er hinein, dass ich etwas in meinem Ärmel versteckt hielt. Immer und immer wieder. Bis ich mir dann eine Schere nahm und die Ärmel vom Jackett abgeschnitten habe. Nur, um zu zeigen, dass da wirklich nichts versteckt war.“ Wenig später ließ er sich ein neues Jackett schneidern. Ohne Ärmel.

Robert Marteau sitzt in seinem Musikzimmer, das er bei sich zuhause eingerichtet hat, und spielt eine Melodie auf dem Keyboard. Die Musik bei seinen Auftritten komponiert er selbst.
Robert Marteau sitzt in seinem Musikzimmer, das er bei sich zuhause eingerichtet hat, und spielt eine Melodie auf dem Keyboard. Die Musik bei seinen Auftritten komponiert er selbst. © Unbekannt | Britta Prasse

Zwischenzeitlich scheint es etwas ruhiger um Robert Marteau zu werden. 2014 steht er als Nebendarsteller auf der Bühne der Karl-May-Festspiele in Elspe. Inklusive Zauberei-Einlage. „Nach der Vorstellung hat mich der ZauberkünstlerTommy Morgan angesprochen, der in Rheinland-Pfalz ein Theaterstück entwickelt hat. Für Kindergartenkinder und Grundschüler, denen die Verkehrsregeln beigebracht werden sollen“, erinnert sich Marteau. Um die Regeln spielerisch, interaktiv und mithilfe der Zauberkunst zu vermitteln. Ein „Verkehrszauberer“ wird gesucht – den Begriff hat der Zauberkünstler Tommy Morgan vor 35 Jahren als Marke etabliert. Robert Marteau überlegt nicht lange und besucht bald als Verkehrszauberer Kindergärten und Grundschulen in Rheinland-Pfalz. Mittlerweile ist er auch Verkehrszauberer für NRW.

Für freischaffende Künstler waren die vergangenen zwei Corona-Jahre besonders hart. Keine Auftritte, kein Publikum, kein Engagement. Als Verkehrszauberer konnte Robert Marteau aber immerhin weiter in Schulen und Kindergärten arbeiten – zumindest in der Zeit, als die Einrichtungen wegen des Lockdowns nicht geschlossen waren.

+++ Lesen Sie auch: Kreis Olpe: Tourismusbranche fürchtet A 45-Knick +++

Mit den Lockerungen soll es in diesem Jahr auch endlich wieder auf Theaterbühnen gehen. Mit Magie, wie sie Robert Marteau am liebsten mag: persönlich, überraschend und emotional. Auch Krieg und die Macht von Diktatoren sollen dabei thematisiert werden. „Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, hatte ich das Gefühl, dass ich unbedingt etwas machen muss. Ich wollte ein politisches Statement setzen. Eine Geschichte erzählen, die zum Nachdenken anregen soll“, sagt er. Dafür hat er einen alten Zaubertrick mit Würfeln neu interpretiert. Die Botschaft: Wir müssen alle etwas dafür tun, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Eine zeitlose Aufgabe.