Menden. Wie hat sich das Miteinander verändert, was schätzen Mendener in Pandemiezeiten? Wir haben uns auf dem Wochenmarkt umgehört.

Es ist ein kalter Morgen im November. Die eisigen Temperaturen kriechen Stück für Stück durch Mantel und Pullover. Auf dem Mendener Marktplatz herrscht dennoch geschäftiges Treiben. In Pandemie-Zeiten einer der wenigen Orte, an denen Begegnungen überhaupt möglich sind. Im Rahmen der WP-Serie „Wie wir uns wiedersehen: Begegnungen im Wandel“ blicken wir auf die Veränderungen im Miteinander in Corona-Zeiten. +++ Treff Lendringsen: Herzenswunsch, dass Pandemie zu Ende ist +++

Saisonales Gemüse steht hoch im Kurs: Spitzkohl, Karotten, Rosenkohl. Dass Arnold Friedrich seinen Einkauf hier wieder selbst zusammenstellen kann, war noch vor einem Jahr aber ganz und gar nicht selbstverständlich. Als Corona-Schutzimpfungen noch in weiter Ferne lagen, kauften die Kinder ein. Die Tüten kontaktlos abgestellt vor der Tür. „Sie sind dann eine ganze Weile auch gar nicht rein gekommen“, erinnert sich der 83-Jährige. Damals in vielen Mendener Familien Alltag; eine Mischung aus Rücksichtnahme und Distanz. Umso mehr freut sich Friedrich, dass er inzwischen nicht nur wieder selbst über den Wochenmarkt schlendern kann, sondern Treffen mit Familie und Freunden weitestgehend gefahrlos möglich sind. „Das haben wir sonst telefonisch gemacht.“ Am ersten Mittwoch im Monat wandert er mit Schulfreunden auch wieder regelmäßig. „Das ist wunderbar“, sagt Arnold.

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Risiko Supermarkt

Die Freude über die Selbstständigkeit spüren die Händler. „Viele Kunden haben sich bedankt, dass wir hier stehen“, sagt Anke Filthaut. Dabei war die Angst zeitweise ein ständiger Begleiter der Kunden. „Viele haben für ihre Nachbarn eingekauft.“ Den Gang in den Supermarkt scheute mancher. Umso größer war die Nachfrage gerade im Lockdown im Frühjahr 2020. An der frischen Luft zu sein, statt sich in engen Supermarktgängen am Einkaufswagen des Vordermannes vorbeizupressen, sorgte für ein Gefühl der Sicherheit. +++ Vier Neuzugänge auf dem Mendener Wochenmarkt +++

„Da hatte ich auch ein bisschen Angst“, sagt Maria Kemper. Sie ist Stammkundin bei Familie Filthaut. Der Supermarkt war bis zur Corona-Impfung auch für sie eher ein Spießrutenlauf. „Dort habe ich mich nicht so sicher gefühlt“, sagt die Mendenerin. Bedenken, die sie unter freiem Himmel so nicht habe. Für Maria Kemper ist allerdings nichts mehr „so wie vorher. Die Menschen haben sich verändert.“ Eine gewisse Zurückhaltung im Miteinander ist für sie nach Monaten der Kontakteinschränkungen spürbar.

Ängste und Sorgen sind Thema in persönlichen Gesprächen mit den Markthändlern

Ängste und Sorgen, die im persönlichen Gespräch mit den Händlern ebenso Thema sind wie regionale und saisonale Empfehlungen zu Obst und Gemüse. Yasmin Stirnberg ist nicht nur Verkäuferin am Stand der Bentroper Familie Frens, sondern hin und wieder auch Kummerkasten. „Wir hören zu, wenn jemand eine schwere Zeit hat, weinen hin und wieder auch mal mit“, sagt sie. Die Besucher des Mendener Wochenmarktes schätzen den persönlichen Kontakt, da ist sich Yasmin Stirnberg sicher – manch einer sehnt sich sogar danach. Und so gibt’s zum Einkauf nicht nur den einen oder anderen Rezepttipp, sondern auch ein offenes und herzliches Gespräch.

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