Attendorn. Das Osterfeuerbrauchtum in Attendorn wird sich vereinstechnisch neu aufstellen. Alle Details und geplanten Strategien:
Die geplante Neuorganisation des Attendorner Osterbrauchtums sorgt für Gesprächs- und Diskussionsstoff in den vier Po(o,r)ten, erst recht nach dem Bericht in dieser Zeitung.
Über 80 Poskebrüder wollten sich im Hotel Himmelreich bei der Generalversammlung des Osterfeuervereins aus erster Hand über die Neuaufstellung des Gesamtvereins und seiner vier Unterabteilungen – Ennester Pote, Kölner Poorte, Niederste Poorte und Waterpoote – informieren. „Wir sind ein Stück weitergekommen“, fasste Dechant Andreas Neuser, der als 1. Vorsitzender an der Spitze des Osterfeuervereins steht, die zum Teil emotional geführte Debatte zusammen.
Von einem „Prozess“, der noch nicht beendet ist, sprach Notar Sascha Koch, den der Vorstand schon 2019 bei der Neufassung der Satzung ins Boot geholt hatte. „Nach dem Zeitungsbericht ist eine gewisse Dynamik reingekommen“, blickte Koch auf die letzten Tage zurück. Da hatte auch Ehrenbürgermeister Alfons Stumpf sein Fachwissen und Änderungsvorschläge eingebracht.
Satzungsfeinheiten
Der eigentliche Grund, sich näher mit der Satzung des 1930 gegründeten und ein Jahr später ins Vereinsregister eingetragenen Osterfeuervereins Attendorn zu beschäftigen, sollte nur eine Formsache sein. Die Kölner Poorte wollte ihren langjährigen Posekvatter Hans-Josef „Hansel“ Gerbe 2019 zum Ehrenposkevatter ernennen. Das ließ die gültige Satzung des Gesamtvereins aber nicht zu, denn mit „Allo“ Neu hat die Kölner Poorte bereits einen Ehrenposkevatter. Daraufhin erhielt Olaf Homberg, 2. Vorsitzender des Osterfeuervereins, von seinem „Chef“, Dechant Andreas Neuser, den Auftrag, sich von einem Notar beraten zu lassen. „Sascha (Koch, d. Red.) hat einige Mängel festgestellt“, berichtete Homberg in der Generalversammlung. „Im Osterbrauchtum gibt es viele ungeschriebene Gesetze“, verwies der Jurist und Hauptmann der Schützengesellschaft Attendorn 1222 zum Beispiel auf den Punkt „Mitgliederverwaltung“.
Bisher sind die Poskebrüder der vier Po(o,r)ten automatisch Mitglieder des Gesamtvereins. Eine genaue Übersicht fehlt. Wer mit zum Holz stellen oder auf den Osterkopp geht, darf sich Poskebruder nennen. Die Ennester Pote, Kölner Poorte, Niederste Poorte und Waterpoote sind bis heute unselbstständige Unterabteilungen des Gesamtvereins und damit nicht rechtsfähig. „Der Poskevatter haftet persönlich mit Haus und Hof“, veranschaulichte Sascha Koch die Konsequenzen, wenn etwas passieren sollte.
Vier Vereine, vier Satzungen
Bei der Neuorganisation des Osterbrauchtums sollen die vier Po(o,r)ten eigenständige Vereine mit eigener Satzung werden. Dann haftet beispielsweise der Vorstand der Ennester Pote e. V. nur noch bei „Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit“, in allen anderen Fällen der Verein mit seinem Vereinsvermögen. Mitglieder im Gesamtverein sind künftig nur noch die vier Po(o,r)ten. Die Neustrukturierung des Osterbrauchtums hat aber nicht nur rechtliche Gründe. So will und muss Dechant Andreas Neuser aus „kirchenrechtlichen Gründen“ sein Amt als 1. Vorsitzender abgeben. Das Erzbistum Paderborn will auch als Haftungsgründen nicht, dass ein Geistlicher an der Spitze des Osterfeuervereins steht. „Ich persönlich kann das Bistum verstehen“, zeigte Neuser Verständnis, zumal sein Aufgabengebiet schon groß genug ist. Eine „beratende Stimme“ wird der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist aber behalten.
Gesamtverein mit Dachfunktion
Der Gesamtverein bleibt in seiner Funktion als Dachorganisation und „Klammer“ erhalten und wird von einem Vorstand aus 1. und 2. Vorsitzenden, Kassierer und Schriftführer geführt. Geborene Vorstandsmitglieder mit Stimmrecht sind die vier Poskevätter bzw. deren Stellvertreter. Im Beirat sitzen die Ehrenposkevätter und der Pfarrer von St. Johannes Baptist. Jede Po(o,r)te soll, unabhängig von ihrer Mitgliederstärke, fünf stimmberechtigte Delegierte auf die Generalversammlungen des Osterfeuervereins schicken können.
Am Ende des Tagesordnungspunktes „Vorstellung der neuen Satzung“ wurde es noch einmal emotional. Peter „Pittjes“ Höffer hat „große Sorgen, dass wir uns separieren und etwas kaputt geht“, wenn die vier Po(o,r)ten vereinsrechtlich selbstständig werden sollten. Der Mann von der Waterpoote verwies auf die „90 Jahre Erfolgsgeschichte“ des Osterfeuervereins, wo „alle vier Po(o,r)ten zusammenhalten und zusammenarbeiten“. Dabei hatte Höffer auch die gemeinsame Aufbereitung des Holzes vor einigen Tagen für den Kohlenmeiler zum Stadtjubiläum 2022 im Blick. Über die neue Struktur und Satzung wurde im Restaurant Himmelreich noch nicht abgestimmt.
Der Zeitplan
Der weitere Zeitplan sieht so aus: Am Wochenende 11./12. März 2022 sollen sich die Waterpoote, Niederste und Kölner Poorte sowie Ennester Pote als eigenständige Vereine mit einer verbindlichen Satzung gründen. Eine Woche später – am Freitag, 18. März – ist die Generalversammlung des Osterfeuervereins Attendorn vorgesehen, auf der die Neufassung der Satzung und die Wahl eines neuen Vorstandes auf der Tagesordnung stehen. Auf dieser Versammlung müssen laut bisheriger Satzung mindestens 100 wahlberechtigte Poskebrüder anwesend sein und die neue Satzung mit einer Dreiviertelmehrheit beschließen.