Hohenlimburg. „Joko und Klaas“ haben den Pflegenotstand zum Thema gemacht. Warum zwei junge Frauen aus Hohenlimburg trotzdem im Krankenhaus arbeiten wollen
In diesen Tagen kämpft das Personal in den Krankenhäusern mit den Folgen der dritten Corona-Welle. Wie sehr die Pflegerinnen und Pfleger auf den Intensivstationen unter Druck stehen, das zeigten zuletzt die TV-Entertainer „Joko und Klaas“ aus erster Hand. Auf dem Privatsender Pro7 war sieben Stunden lang die komplette Schicht einer Krankenpflegerin aus Münster zu sehen, die zur Aufnahme eine Bodycam trug. Das gab dem Thema Pflegenotstand neuen Auftrieb. Warum sollte man sich als junger Mensch für so einen Job entscheiden?
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Zwei Hohenlimburgerinnen erzählen, warum sie in der Pflege ihre berufliche Zukunft sehen.
Viel Kontakt mit Menschen
Miriam Haurand ist 24 Jahre alt und ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin. „Ich habe ein FSJ bei den Maltesern in Hagen gemacht und bin in dem Rahmen auch Krankentransport gefahren. Dabei habe ich gemerkt, dass mir der Kontakt mit den Patientinnen und Patienten sehr gut gefallen hat, deshalb habe ich mir eine Ausbildungsstelle in der Pflege gesucht.“ Im März 2021 hat die gebürtige Hohenlimburgerin die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin erfolgreich abgeschlossen. An ihrem Job mag sie, „dass man immer unterschiedliche Menschen kennenlernt, mit denen man individuell zusammenarbeiten kann und das Gefühl hat, dass die Hilfe auch ankommt“, so Miriam. Die Zukunft in der Pflege betrachtet sie aber auch kritisch: „Wenn noch mehr Personal geht und die Krankenhäuser noch mehr zusammengestaucht werden, glaube ich nicht, dass ich das enorme Arbeitspensum persönlich lange bewältigen kann. Deshalb würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass sich mehr junge Menschen für so einen Beruf begeistern könnten und der Fokus des Gesundheitssystems auf dem individuellen Menschen und nicht dem Profit liegt.“
Ein krisensicherer Job
Und einen weiteren Vorteil hat das Berufsbild auch: „Es ist krisensicher. Besonders im Lockdown und während Corona allgemein habe ich gemerkt, dass es mir psychisch guttut, wenigstens auf der Arbeit von Menschen umgeben zu sein.“
Vor der Ausbildung
Fiona Oehlenberg hat ihre Ausbildung noch vor sich. Die 18-Jährige ist Abiturientin am Gymnasium Hohenlimburg und strebt eine Ausbildung im Krankenhaus zur Pflegefachfrau an. „Ich werde erstmal ein Jahr einen Bundesfreiwilligendienst im Krankenhaus machen und schauen, ob ich mich dann wirklich für den Beruf entscheide“, sagt sie. „Bisher sieht es aber sehr danach aus. Mein Berufswunsch wäre dann Pflegefachfrau. Als Pflegefachkraft sind die Kinder- und Gesundheitspflege und die Altenpflege in einer Ausbildung zusammengefasst.“ An sich gefiele ihr das Berufsfeld sehr gut: „Ich würde gerne etwas im Bereich Medizin machen, aber ich denke nicht, dass mein Notendurchschnitt für ein Medizinstudium ausreicht“, so die Schülerin. „Außerdem habe ich das Gefühl, dass man für den Job als Arzt mental bereit sein muss.“
Deshalb hat sie überlegt, welche Bereiche für sie überhaupt in Frage kommen: „Ich hatte auch überlegt, Veterinärmedizin zu studieren, aber da kommt man nicht drum herum, Operationen zu machen, und ich denke nicht, dass ich mental schon bereit dafür bin. Deshalb dachte ich mir, dass das Krankenhaus eine gute Alternative ist, besonders, weil ich im Altenheim auch schon mal ein Praktikum gemacht habe. Natürlich ist beides nicht dasselbe, wie ein Krankenhaus.“
Erfahrungen auf Demenzstation
Trotz der problematischen Bedingungen in der Pflege lässt sich Fiona von ihrem Berufswunsch nicht abschrecken: „Man hört immer, wie schlecht die Bedingungen in der Pflege sind. Aber im Praktikum habe ich gemerkt, dass die kleinen Momente sehr viel bedeuten. Ich war auf der Demenzstation, und es war richtig schön, wie sehr sich die Bewohner über die kleinen Dinge gefreut haben.“ Für die Zukunft wünscht sich die Abiturientin: „Wenn ich die Ausbildung fertig habe, würde ich gerne auf der Kinderstation arbeiten, weil ich mir vorstellen kann, den Kindern mit kleinen Dinge und der Pflege den Aufenthalt zu erleichtern. Natürlich kümmert man sich darum, dass die Kinder gesund werden, aber ich würde mir wünschen, ihnen auch dabei zu helfen, dass der Aufenthalt im Krankenhaus keine negative Erfahrung und Erinnerung für sie wird.“